Britische Board-Mitglieder haften bald persönlich
hip London
Britische Board-Mitglieder werden Medienberichten zufolge schon bald persönlich für Bilanzierungsfehler ihres Unternehmens zur Verantwortung gezogen. Bislang haftet allein die Firma. Wie Reuters unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, wird das Wirtschaftsministerium ein neues Regime vorstellen, das sich am amerikanischen Sarbanes-Oxley Act orientiert. Das US-Bundesgesetz war als Reaktion auf die Bilanzskandale bei Enron und Worldcom verabschiedet worden. In Großbritannien hatte unter anderem die Pleite des Baukonzerns Carillion für Aufsehen gesorgt.
Der konservative Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng will zudem die Zerschlagung der „Big 4“ unter den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften – Deloitte, EY, KPMG und PwC – vorantreiben. Der Financial Reporting Council (FRC) hatte von ihnen verlangt, bis Juni 2024 die Trennung von Prüfung und Beratung umzusetzen. Allerdings wurden die rechtlichen Grundlagen dafür wegen des EU-Austritts und der Coronavirus-Pandemie bislang nicht geschaffen. Der Regulierer Arga (Audit, Reporting and Governance Authority), der die unabhängige Aufsicht FRC ablöst, bekommt Sky News zufolge die Macht zur Zerschlagung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften übertragen.
„Die Stärkung unserer Corporate Governance und der Bilanzprüfungsregeln wird dazu beitragen, dass Großbritannien in Sachen Unternehmenstransparenz weltweit führend bleibt und seinen Status als Standort mit den höchsten Standards in der Rechnungsprüfung voranbringt“, sagte ein Regierungssprecher. Die Regierung habe die Ergebnisse von drei unabhängigen Untersuchungen zu Bilanzprüfung und Unternehmensberichterstattung akzeptiert und wird nach ihren Empfehlungen handeln. Kwarteng habe klargemacht, dass das Thema für ihn Priorität habe.
Wie „City A.M.“ berichtet, befassen sich auch die Herausforderer der „Big 4“ – BDO, Grant Thornton und RSM – bereits damit, wie eine Trennung von Prüfung und Beratung für sie aussehen würde. Es könne ja sein, dass sie als Nächstes gezwungen werden, die beiden Geschäfte operativ voneinander zu trennen.