Britischer AKW-Neubau wird noch teurer
hip London
Der französische Staatskonzern EDF (Électricité de France) hat die Kosten für den britischen AKW-Neubau Hinkley Point C um 500 Mill. Pfund nach oben revidiert. Die Pandemie habe für Verzögerungen bei den Bauarbeiten in Somerset gesorgt. Statt der im September 2019 veranschlagten Gesamtkosten von 21,5 Mrd. bis 22,5 Mrd. Pfund setzt der Stromversorger nun eine Spanne zwischen 22 Mrd. und 23 Mrd. Pfund an. Ursprünglich sollten die Briten schon 2017 ihre Weihnachtstruthähne mit Strom aus Hinkley Point C zubereiten können. Damals hatte man noch Kosten von 18 Mrd. Pfund angesetzt. Nun ist von Juni 2026 die Rede.
Das von EDF zusammen mit der China National Nuclear Corporation und China General Nuclear Power Group geplante Kernkraftwerk soll bis zu 7% des Elektrizitätsbedarfs des Landes decken. Es ist der erste britische AKW-Neubau seit zwei Jahrzehnten.
Bisher haben die EPR-Druckwasserreaktoren EDF nur Negativschlagzeilen gebracht. In Finnland, China und der Normandie verzögerten sich Bauten um mehrere Jahre. Atomkraft steuert rund ein Fünftel zur britischen Stromerzeugung bei und soll dem Land helfen, seine ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Der Unternehmensverband CBI unterstützte den Neubau, weil man dort befürchtet, dass sich allein durch erneuerbare Energien wie Wind und Sonne keine Versorgungssicherheit herstellen lässt.
EDF hält vier Fünftel an den einst unter dem Namen British Energy geführten acht britischen Atomkraftwerken, will ihre Beteiligung aber angeblich reduzieren. Der Rest liegt bei Centrica, die sich gerne vom Atomstromgeschäft verabschieden würde. Das Unternehmen ging 1997 mit dem Öl- und Gasförderer BG und dem Netzbetreiber National Grid aus British Gas hervor. Über einen möglichen Einstieg der China General Nuclear Power Group wurde spekuliert. Doch ob ein noch größeres chinesisches Engagement die Zustimmung der Aufsichtsbehörden erhält, ist mehr als fraglich, hat sich das Verhältnis zwischen London und Beijing seit dem Streit um das Vorgehen der Volksrepublik gegen die Demokratiebewegung in Hongkong doch stark eingetrübt.
EDF plant weitere AKW-Neubauten in Großbritannien. Beim Projekt Sizewell C ist ebenfalls die China General Nuclear Power Group mit im Boot.