BT Group geht in Abwehrstellung

Übernahmegefahr - Konzern sucht Rat von Goldman

BT Group geht in Abwehrstellung

hei Frankfurt – Der britische Telekommunikationskonzern BT Group rüstet sich für eine mögliche Übernahmeattacke. Medienberichten zufolge hat das Unternehmen die Investmentbank Goldman Sachs als Berater engagiert, um geeignete Maßnahmen gegen den unerwünschten Einstieg von Investoren zu treffen. Noch liegt zwar keine formale Offerte vor, jedoch hat das Management offenbar Hinweise, dass verschiedene Private-Equity-Gruppen ein gemeinsames Angebot vorbereiten. Auch der Zugriff eines europäischen Konkurrenten werde nicht ausgeschlossen, heißt es in informierten Kreisen.Hintergrund ist die niedrige Marktkapitalisierung von BT, die aktuell nur noch bei 11 Mrd. Pfund liegt. Die Aktie hat seit Ausbruch der Coronakrise in Europa einen Kursrutsch von fast 30 % verzeichnet, deutlich mehr als der ansonsten robuste Sektor. Der Stoxx Telecommunications liegt nur rund 10 % hinten. BT leidet überdurchschnittlich unter den Folgen der Coronakrise für den Umsatz. Gestern zog die BT-Aktie um 5,3 % an.Während Private Equity eigentlich seit fast einem Jahrzehnt in Europa die Finger von Telekomfirmen lässt, weil die Wachstumsperspektiven dürftig sind und lukrative Exitperspektiven fehlen, hat sich das Blatt in jüngerer Zeit gewendet. Die Branche ist aufgrund ihrer werthaltigen Infrastruktur-Assets zunehmend ins Blickfeld von entsprechend spezialisierten Fonds gerückt. Diese interessieren sich etwa für die physischen Elemente der Mobilfunkinfrastruktur (Funkmasten) oder für die Glasfasernetze der Telekomfirmen, die ihrerseits hohe Investitionen finanzieren müssen und versuchen, dafür Mittel in der Bilanz freizusetzen.Analysten zufolge ist der Glasfaserarm Openreach allein schon mit rund 10 bis 11 Mrd. Pfund zu bewerten. Demnach wäre das Servicegeschäft in Festnetz und Mobilfunk kaum etwas wert. Für Investoren böte sich in jedem Fall die Aufspaltung des Konzerns an. Die britische Regulierungsbehörde Ofcom dürfte dabei sogar Schützenhilfe leisten. Sie dringt seit Jahren auf eine völlige Verselbstständigung und Abtrennung von Openreach.Dennoch wäre in Großbritannien auch mit politischem Widerstand zu rechnen, wenn das Heft des Handelns in diesem Fall einem – womöglich feindlich agierenden – Investor überlassen würde. BT hat sich überdies verpflichtet, bis 2030 rund 12 Mrd. Pfund in den Breitbandausbau in unterentwickelten Gebieten zu stecken, ein potenzieller Hemmschuh für Investoren.