Buffett wettet auf Stromnetze

18 Mrd. Dollar für bankrotten US-Versorger Energy Future - Interesse gilt Oncor - Mit Siemens im Geschäft

Buffett wettet auf Stromnetze

wb Frankfurt – Warren Buffett schlägt wieder zu: Nach dem Kauf des Flugzeugteileherstellers Precisison Castports, der 2015 für 32 Mrd. Dollar erworben wurde, wettet der Starinvestor mit dem Vehikel Berkshire Hathaway nun auf Stromnetze. Übernommen wird die bankrotte texanische Energy Future Holdings (EFH) – vielen Investoren besser bekannt unter ihrem früheren Namen TXU – für rund 9 Mrd. Dollar in bar. Unter Berücksichtigung der Nettoschulden liegt der Unternehmenswert bei rund 18 Mrd. Dollar.Scharf ist Buffett auf die profitable EFH-Tochter Oncor, die im März die Erlaubnis erhielt, als steuersparender Reit geführt zu werden. Die 80 %, die EFH an Oncor hält, gelten als das einzige verbliebene wesentliche Asset der Holding. Oncor sorgte zuletzt für ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,8 Mrd. Dollar und einen Gewinn von netto 423 Mill. Dollar. Oncor ist seit 15 Jahren Siemens-Kunde: Die Münchner haben erst im November den 50. Großtransformator nach Texas geliefert.Mit an die 18 Mrd. Dollar kommt Berkshire noch ein Stück günstiger an Oncor heran, als das Gebot von Nextera ausmachte, die im vorigen Jahr rund 18,4 Mrd. Euro offeriert hatte, aber wie zuvor Hunt Consolidated mit ihrem Gebot an der Public Utility Commission in Texas scheiterte. Im April hatte sich der Hedgefonds und Aktionärsaktivist Elliott in EFH-Anleihen eingekauft und leitete im Mai rechtliche Schritte ein.Oncor hat ein Rating von “A3″/ “A”. Buffett hat in der Vergangenheit allerdings schlechte Erfahrungen mit EFH-Bonds gemacht: Er hatte Anleihen für 2 Mrd. Dollar erworben und später mit 873 Mill. Dollar Verlust losgeschlagen. “Das war ein großer Fehler”, hatte er in einem Brief an die Aktionäre eingeräumt. Größter Buy-out pleiteDie vormaligen Gesellschafter KKR, TPG und Goldman Sachs hatten nach dem bislang größten Buy-out im Volumen von 48 Mrd. Dollar vor zehn Jahren auf eine andere Gaspreisentwicklung als die dann eingetretene gewettet, was TXU samt der hohen aufgebürdeten Schulden in die Pleite trieb. Auf dem Höhepunkt des Kreditbooms hatten die drei Beteiligungsgesellschaften für den Konzern aus Dallas lediglich 8,3 Mrd. Dollar Eigenmittel aufgeboten, von denen überdies 3,3 Mrd. von Co-Investoren stammten. 2014 brach der Versorger zusammen und wurde – als Wechsel auf die Zukunft – in Energy Future Holdings umbenannt.Energieversorger gelten als ein Lieblingsfeld Buffetts: Denn sie lieferten stetige Returns und Cash-flows und erforderten nur Routine-Investitionen. Der Deal könnte einem potenziellen Nachfolger des 86-Jährigen den Weg ebnen: Gregory Abel, der Leiter der Energiedivision hat den Deal gemanagt.Der laut “Forbes” reichste Mensch der Welt nach Microsoft-Gründer Bill Gates gehörte zu Zeiten der Finanzkrise zu den wenigen Investoren, die noch flüssig waren. Er lieh Goldman Sachs, Bank of America, Swiss Re und General Electric Milliarden und bekam die Mittel später mit stolzem Gewinn zurück. Aus der Nothilfe für die Bank of America winkt über den Tausch von Vorzugsaktien in reguläre Aktien zum Discountpreis ein Gewinn von 12 Mrd. Dollar. Große Aktieninvestments von Berkshire Hathaway sind etwa Wells Fargo, Coca-Cola, IBM oder American Express.Da sich Berkshire (Marktkapitalisierung: 420 Mrd. Dollar) in Energie-Übernahmen ein gutes Image erarbeitet hat, werden Buffett gute Chancen eingeräumt, das Plazet der Behörden zu bekommen. Berkshire Hathaway Energy hält bereits Versorger im Mittleren Westen und im Westen der USA sowie in Kanada und Großbritannien. Das Unternehmen hat außerdem in erneuerbare Energien investiert, insbesondere in Windkraft.—– Personen Seite 12