Stromnetzkonzern

Bundesregierung zielt auf mehr Kontrolle über Tennet

Die Bundesregierung plant den Einstieg bei Tennet Germany, um die Kontrolle über das Übertragungsnetz zu stärken. Der Kauf umfasst zunächst bestehende Aktien der niederländischen Holding im Wert von rund 4 Mrd. Euro.

Bundesregierung zielt auf mehr Kontrolle über Tennet

Bundesregierung zielt auf mehr Kontrolle über Tennet

Einstieg mit 25,1 Prozent über bestehende Aktien der Niederlande nur erster Schritt

cru/hei/ahe Frankfurt/Berlin

Die Verhandlungen ziehen sich seit mehr als zwei Jahren hin, jetzt geht es auf die Zielgerade: Die Bundesregierung steigt über ein milliardenschweres Weisungsgeschäft der Staatsbank KfW mit 25,1% beim Übertragungsnetzbetreiber Tennet Germany ein. Das Unternehmen ist derzeit eine hundertprozentige Tochter des niederländischen Staatskonzerns Tennet Holding.

Erworben werden im ersten Schritt bestehende Aktien von den Niederlanden. Darüber ist eine Grundsatzeinigung zwischen den Vertragsparteien erzielt worden. Das wird von drei mit der Sache vertrauten Personen aus Verhandlungskreisen bestätigt. Tennet Holding lehnte einen Kommentar dazu ab, ebenso wie das Bundeswirtschaftsministerium.

Die Bundesregierung hat bereits 7,5 Mrd. Euro für den Tennet-Einstieg im Etat für 2026 eingeplant. Im ersten Schritt wird für die bestehenden Aktien ein Betrag von rund 3,5 Mrd. bis 4 Mrd. Euro ausgegeben. Offen ist noch, ob danach neue Aktien aus künftigen Kapitalerhöhungen oder bestehende Aktien der Niederländer erworben werden, um den Anteil bei 25,1% stabil zu halten. Der Bund bevorzugt den Erwerb neuer Aktien, braucht dafür aber Bezugsrechte und die Zustimmung der bald hinzu kommenden semi-privaten institutionellen Investoren als neue Aktionäre von Tennet Germany.

Norwegen, ABP und Singapur als Miteigentümer

Im September war vereinbart worden, dass sich der niederländische Staatsfonds Pensionsfonds ABP der Staatsbediensteten über den Ableger APG (11,5%) sowie der Staatsfonds GIC aus Singapur (11,5%) und Norwegens Staatsfonds Norges Bank Investment Management (23%) als neue Investoren an Tennet Germany beteiligen. In mehreren Schritten verabreichen die drei neuen Anteilseigner in den kommenden vier Jahren eine Kapitalspritze von bis zu 9,5 Mrd. Euro, die für den Ausbau der Netze benötigt wird, die den Strom von den Windrädern im Norden zu den Fabriken im Süden transportieren. Im Gegenzug erhalten die neuen Investoren 46% der Anteile, während die Tennet Holding nach bisheriger Planung mit 54% Mehrheitseigentümerin bleibt. Tennet Germany wird bei der Transaktion mit 40 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet, davon (vor der Kapitalerhöhung) 10,4 Mrd. Euro Eigenkapital. Das entspricht dem 1,1-fachen der Regulated Asset Base, also dem Gesamtwert der von der Bundesnetzagentur regulierten Stromnetze des Unternehmens.

Für die Zukunft erwägt der Bund laut Verhandlungskreisen sogar die Übernahme der Kontrollmehrheit bei Tennet Germany. Dafür würde ein Konsortium mit kapitalkräftigen Investoren wie Apollo, Blackstone oder Brookfield gebildet, um die Mehrheit der Anteile von den Niederlanden zu erwerben. Gespräche darüber befinden sich in einem frühen Stadium.

ABN Amro, RBC und Citi als Berater dabei

Tennet wird von den Investmentbankern der ABN Amro und Lazard beraten sowie von den Kanzleien De Brauw Blackstone Westbroek and Hengeler Mueller. Die institutionellen Investoren werden von RBC Capital Markets und Clifford Chance beraten. Bei der Bundesregierung und der KfW ist die Citigroup im Einsatz. Für die niederländische Regierung ist Rothschild aktiv.