Canyon Bicycles geht an belgischen Investor GBL

Group Bruxelles Lambert sticht auf den letzten Metern Carlyle und KKR aus - Bewertung bei 800 Mill. Euro

Canyon Bicycles geht an belgischen Investor GBL

cru Frankfurt – Enttäuschung herrscht bei den Finanzinvestoren Carlyle und KKR. Auf den letzten Metern sind die beiden aussichtsreichen Bieter für den Koblenzer Fahrradhersteller Canyon Bicycles von der Investmentholding Group Bruxelles Lambert (GBL) überholt worden: Die Belgier erwerben von Unternehmensgründer, Beiratschef und Haupteigentümer Roman Arnold und vom US-Finanzinvestor TSG Consumer Partners eine “signifikante” Mehrheitsbeteiligung an Canyon Bicycles. Das teilten die Unternehmen am Dienstag mit.GBL, die in Deutschland unter anderem mit 7 % an Adidas beteiligt ist, wurde bei dem aktuellen Canyon-Deal von Goldman Sachs beraten, für Canyon selbst waren die Investmentboutique Baird und die Kanzlei Skadden engagiert sowie Milbank für den Gründer Arnold. Der Unternehmenswert (Enterprise Value) liegt nach Angaben von GBL-CEO Ian Gallienne in einer Telefonkonferenz bei 800 Mill. Euro inklusive geringer Schulden. GBL hat nach eigenen Angaben nicht den höchsten Preis geboten, sondern sich mit dem “besten Konzept” durchgesetzt. Rechtlich wirksam werden soll der Kaufvertrag zum Ende des ersten Quartals 2021. Der Gründer, Roman Arnold, bleibt Vorsitzender des Beirats und wird neben GBL einen “wesentlichen”, aber nicht genauer bezifferten Teil des Verkaufserlöses für seine Anteile reinvestieren und einen nicht genau bezifferten “bedeutenden” Minderheitsanteil halten. Firma aus einer GarageCanyon Bicycles, die 1985 von Arnold aus einer Garage heraus gestartet worden war, ist ein schnell wachsender Hersteller von konventionellen und Elektrofahrrädern. In den vergangenen sieben Jahren ist der Umsatz von Canyon den Angaben zufolge mit einer durchschnittlichen Rate von 25 % pro Jahr gewachsen, wobei er sich allein in den letzten drei Jahren fast verdoppelt hat und inzwischen 400 Mill. Euro übersteigt – bei erwarteten 54 Mill. Euro Gewinn (Ebitda) im Jahr 2020.Das Wachstum von Canyon wurde angetrieben durch die steigende Markenbekanntheit, die Nutzung der Marktverschiebung in Richtung E-Commerce und E-Bikes und den Markteintritt in den USA, den der Finanzinvestor TSG begleitet hatte, sowie in die Kategorie E-Bikes. Canyon verfügt über einen Online-Direktvertrieb, der den klassischen Fahrradhandel umgeht. Das Unternehmen, das von CEO Armin Landgraf geführt wird, werde in den kommenden Jahren viele Wachstumsmöglichkeiten haben, darunter weiteres Wachstum in Europa und den USA sowie im schnell wachsenden E-Bike-Markt.Im Rahmen der Transaktion wird zudem der ehemalige Apple-Manager und iPhone-Entwickler Tony Fadell als Co-Investor an der Seite von GBL beteiligt sein. Fadell führt Future Shape, eine Beratungs- und Investmentfirma, die Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmer coacht, mit dem Ziel, neue Technologie auf den Markt zu bringen. Fadell kündigte an, das Interesse an Fahrrädern zu verstärken – “vom Trail über die Rennstrecke bis hin zum Pendeln, während die Autos stehen bleiben”. Ian Gallienne, CEO von GBL, kommentierte, Canyon sei eine schnell wachsende Premiummarke, die vor allem vom Gründer geprägt wurde: “Wir hätten den Deal nicht gemacht, ohne dass Roman Arnold mit seiner Leidenschaft für Fahrräder an Bord bleibt. Die Mobilität in den großen Städten wird in fünf oder zehn Jahren viel stärker von Fahrrädern geprägt sein. Das gibt uns eine Menge Rückenwind. Das Unternehmen ist eine hervorragende Ergänzung zum Portfolio von GBL und erhöht unser Engagement in Trends wie nachhaltige Mobilität, Gesundheitsbewusstsein und Digitalisierung.” GBL managt 18 Mrd. EuroGBL ist eine Investmentholding, die an der Börse Euronext notiert ist. Ende September kamen die Belgier auf einen Nettoinventarwert ihrer Investments von 18 Mrd. Euro und eine Marktkapitalisierung von 12 Mrd. Euro. GBL wird von den Unternehmerfamilien Frère aus Belgien und Desmarais aus Kanada kontrolliert und strebt ein diversifiziertes Portfolio aus Unternehmensbeteiligungen an.