Canyon-Deal geht in finale Runde

Finanzinvestoren bewerten den Fahrradhersteller aus Koblenz mit bis zu 800 Mill. Euro inklusive Schulden

Canyon-Deal geht in finale Runde

Eigentlich gelten Fahrradhersteller nicht gerade als Hightech-Firmen. Doch um das Koblenzer Familienunternehmen Canyon Bicycles, das durch Online-Direktvertrieb groß geworden ist, rangeln mehrere Finanzinvestoren. Carlyle und KKR liegen vorn. Mit bis zu 800 Mill. Euro wird das Unternehmen bewertet.cru Frankfurt – Der Fahrradhersteller Canyon Bicycles bekommt voraussichtlich in den nächsten Tagen neue Eigentümer. Am gestrigen Freitag ist die Frist für verbindliche Offerten ausgelaufen. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Den Angaben zufolge bringt es das äußerst verschlossene Familienunternehmen aus Koblenz auf eine Bewertung von 800 Mill. Euro inklusive geringer Schulden (Enterprise Value). Als wichtigste verbliebene Bieter werden die Finanzinvestoren Carlyle und KKR genannt. An der Seitenlinie sollen auch Eurazeo aus Paris und Core Equity Holdings noch ihr Interesse bekunden. Endgültige Entscheidungen waren am Freitag bei Redaktionsschluss noch nicht getroffen.Zum Verkauf steht der Minderheitsanteil von rund 20 % des US-Private-Equity-Investors TSG Consumer Partners, der 2016 bei Canyon eingestiegen war und im Jahr darauf den Einstieg in den US-Markt begleitete. Hinzu kommen Anteile in nicht genau bezifferter Höhe des langjährigen Firmenchefs, jetzigen Aufsichtsratschefs und Haupteigentümers Roman Arnold, der die Firma 1985 aus einer Garage heraus mit dem Verkauf von Zubehör gestartet hat. Mehrheit steht zu VerkaufZusammen genommen kann der Käufer eine Mehrheit erwerben. Organisiert wird der Verkaufsprozess von der Investmentboutique Robert W. Baird & Co. Die Beteiligten lehnten einen Kommentar ab.Canyon produziert erst seit 1996 selbst Fahrräder und hat seither einen rasanten Aufstieg genommen. Die jährlichen Wachstumsraten lagen lange Zeit bei 15 %. In diesem Jahr kam ein Corona-Schub hinzu und steigerte das Umsatzplus auf 30 %. Damit fällt das Wachstum deutlich höher als im Branchendurchschnitt aus, der bei 9 % liegt. Für 2020 erwartet das Unternehmen einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 54 Mill. Euro und 400 Mill. Euro Umsatz.Die Bewertung mit dem 16-fachen des Ebitda ist im Vergleich zu börsennotierten asiatischen Konkurrenten nicht ungewöhnlich. Bei Canyon kommen noch mehrere Faktoren hinzu, die die Investoren für die künftige Entwicklung des Unternehmens besonders optimistisch stimmen.Die Marke Canyon gilt als sehr stark, weil die Fahrräder und das Zubehör bisher vor allem bei Profiradsportlern bekannt und beliebt waren, sich jetzt aber auch in günstigen Varianten immer stärker bei normalen Käufern verbreiten. Das Wachstum, das sich aus der zunehmenden Popularität ergibt, gilt als bei weitem noch nicht ausgeschöpft – und ein Umsatz von 2 Mrd. Euro gilt als erreichbar. Online-DirektvertriebEs wird angenommen, dass die Coronakrise zwar einen Umsatzschub gebracht hat, aber dass sich die Wachstumsraten auf hohem Niveau fortsetzen, weil es einen allgemeinen Trend zu grüner Mobilität und Sport für die Gesundheit gibt. Nicht zuletzt gilt Canyon auch als gutes Investment, weil das Unternehmen es geschafft hat, einen Online-Direktvertrieb aufzubauen, der die klassischen Fahrradhändler umgeht und dadurch einen großen Teil sonst anfallender Vertriebskosten spart.In den letzten Jahren ist Canyon neben anderen Innovationen auch auf den Markt für Hybridfahrräder vorgedrungen, die die Leistung mit einem Elektromotor erhöhen und dem Radfahren einen Teil der Anstrengung nehmen.