Erster echter Exit für Maguar Capital

Carlyle übernimmt Nürnberger Softwareanbieter Ingentis

Maguar Capital gelingt mit Ingentis der erste echte Exit aus dem Debütfonds. Der Verkauf an Carlyle dürfte sich für die Münchener gelohnt haben – im Raum steht eine Firmenbewertung von rund 180 Mill. Euro.

Carlyle übernimmt Nürnberger Softwareanbieter Ingentis

Carlyle übernimmt Nürnberger Softwareanbieter Ingentis

Erster echter Exit für Maguar Capital

phh Frankfurt

Der US-Finanzinvestor Carlyle übernimmt den Nürnberger B2B-Softwareanbieter Ingentis. Verkäufer ist der 2019 gegründete Private-Equity-Investor Maguar Capital aus München, der Ingentis im Juli 2021 von dessen Gründern erworben hatte. Für Carlyle ist es der nächste Deal aus dem 3 Mrd. Euro schweren Lower Midmarket Fonds, der in europäische Technologieunternehmen investiert. Pro Transaktion investiert der Fonds zwischen 50 und 250 Mill. Euro Eigenkapital.

Inklusive Schulden dürften die durchschnittlichen Transaktionswerte also zwischen 100 und 500 Mill. Euro liegen, da Private-Equity-Investoren ihren Eigenkapitaleinsatz üblicherweise nochmal mit Fremdkapital in gleicher Höhe hebeln. Maguar Capital dürfte den Einsatz bei Ingentis damit vervielfacht haben, schließlich war der Debütfonds der Münchener insgesamt nur 104 Mill. Euro groß. Verteilt auf die fünf Investments in STP, Navax, Ingentis, Effectory und HR Works macht das pro Deal im Schnitt 20,8 Mill. Euro.

Ingentis dürfte um die 200 Mill. Euro wert sein

Zu finanziellen Details wie der Unternehmensbewertung wollten sich die Parteien nicht äußern. Verkäufer könnten im aktuellen Marktumfeld M&A-Beratern zufolge für gut laufende Softwareunternehmen Bewertungen zwischen dem 15- bis 20-Fachen des operativen Gewinns erzielen. Für besonders attraktive Unternehmen werde teilweise sogar mehr als das 20-Fache des Ebitda bezahlt, heißt es.

Ingentis soll inzwischen jährlich rund 24 Mill. Euro Umsatz machen und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um die 9 Mill. Euro verdienen, wie die Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen erfahren hat. Bei einem kolportierten Multiple von 20x Ebitda dürfte die Softwarefirma inklusive Schulden also um die 180 Mill. Euro wert sein.

Erster echter Exit für Maguar Capital

Für Maguar Capital ist es der erste echte Exit aus dem 2021 geschlossenen Debütfonds. Der Smallcap-Private-Equity-Manager wurde erst 2019 in München von Arno Poschik, Gunther Thies und Matthias Ick gegründet. Der Fokus liegt auf B2B-Software-Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 1 und 6 Mill. Euro Gewinn machen.

Ingentis sei ein Musterbeispiel dafür, wie sich ein inhabergeführtes Softwarehaus gemeinsam mit einem erfahrenen Technologieinvestor auf das nächste Entwicklungslevel heben lasse, sagt Ralf Philipp Hofmann von Drakestar, der das Gründerteam damals gemeinsam mit seinem Team beim Einstieg von Maguar beraten hatte. „Durch kontinuierliche Transformation und konsequente SaaS-Transition hat sich das Unternehmen nachhaltig weiterentwickelt und die Innovation im HR-Tech-Sektor maßgeblich vorangetrieben“, so Hofmann.

Maguar Capital verschob HR Works in Continuation-Fonds

Für den Anfang 2024 geschlossenen zweiten Fonds warb Maguar mit 306 Mill. Euro mehr als dreimal so viel Kapital ein wie für den ersten. Ein Teil davon floss in den 2023 aufgelegten Continuation Fonds. In dieses Folgevehikel hatten die Münchener ihr erstes Portfoliounternehmen HR Works aus dem ersten Fonds verschoben.

Große Private-Equity-Häuser wie Carlyle, die normalerweise Milliardentransaktionen stemmen, tauchten zuletzt häufiger in den sogenannten Midmarket ab, um mit kleineren Fonds kleinere Unternehmen zu übernehmen. So versucht gerade beispielsweise Carlyle-Konkurrent Cinven bis zu 2 Mrd. Euro für einen Midmarket-Fonds einzusammeln.