Carrefour will noch mehr Immobilien verkaufen

Französischer Einzelhandelsriese schreibt wieder schwarze Zahlen - CEO Bompard setzt auf Bio und Internet

Carrefour will noch mehr Immobilien verkaufen

wü Paris – Carrefour sieht Licht am Ende des Tunnels. Nachdem der seit Jahren vor allem in seinem Heimatmarkt Frankreich mit Problemen kämpfende Einzelhandelskonzern 2019 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, sieht Konzernchef Alexandre Bompard seinen vor zwei Jahren verkündeten Strategieplan bestätigt. Da der Umsatz in Europa jedoch nach wie vor sinkt, will er nun noch mehr einsparen und sich von mehr nichtstrategischen Immobilien trennen als bisher vorgesehen.Der CEO will nun im Rahmen eines dreijährigen Sparplans auf Ganzjahresbasis bis Ende dieses Jahres 2,8 Mrd. Euro einsparen. Vorher seien es 2,6 Mrd. Euro gewesen, heißt es in dem Kommuniqué von Carrefour. Dabei hatte der Einzelhändler bereits vor einem Jahr erklärt, er wolle statt 2 Mrd. Euro wie ursprünglich geplant 2,8 Mrd. Euro einsparen. Es seien bereits Kosteneinsparungen von 2,0 Mrd. Euro realisiert worden, davon 1,03 Mrd. Euro im vergangenen Jahr, erklärte der Einzelhändler jetzt.Bompard will bis 2022 zudem weitere nichtstrategische Immobilien im Wert von 300 Mill. Euro verkaufen. Carrefour hat sich bereits von Immobilien für 500 Mill. Euro getrennt und damit das von Bompard gesteckte Ziel ein Jahr früher als geplant erreicht. 2020 nun will der Konzernchef sich noch stärker als je zuvor auf die Rückeroberung der Kunden konzentrieren, nachdem vorher vor allem die Restrukturierung der Läden im Vordergrund stand.Bereinigt etwa um Ladenschließungen steigerte Carrefour den Umsatz um 3,1 % auf 80,67 Mrd. Euro. Zu verdanken hat der Einzelhandelsriese das seinem Geschäft in Lateinamerika, während die Erlöse in seinem mit Abstand wichtigsten Markt, Frankreich, und im restlichen Europa erneut sanken. So kletterte der Umsatz von Carrefour in Lateinamerika um 6,2 % auf 14,67 Mrd. Euro, während er in Frankreich um 2,4 % auf 34,77 Mrd. Euro zurückging. Im restlichen Europa verringerte er sich um 0,4 % auf knapp 21 Mrd. Euro.Carrefour hatte Mitte des Monats angekündigt, sich in Brasilien verstärken und im Nordosten des Landes 30 Cash-and-Carry-Läden der Makro-Kette für umgerechnet 420 Mill. Euro kaufen zu wollen, die unter dem Dach ihrer Atacadao-Läden eingegliedert werden sollen.Seitdem Bompard bei dem Konzern Mitte 2017 das Ruder übernommen hat, hat er sich aber auch von Aktivitäten getrennt. So wurde im vergangenen Jahr der Großteil des China-Geschäfts an den chinesischen Einzelhändler Suning.com verkauft.In der Heimat Frankreich leidet Carrefour genau wie die Konkurrenten Casino und Auchan darunter, dass die in Vororten gelegenen riesigen, Hypermarchés genannten Supermärkte bei Verbrauchern nicht mehr so gefragt sind wie früher. Zusätzlich belasteten Anfang vorigen Jahres die Gelbwesten-Proteste das Geschäft, Ende des Jahres dann die Streiks gegen die Rentenreform. Doch die Umbauarbeiten Bompards, der auf den Ausbau von kleineren Nachbarschaftsformaten, des Angebots an Bio-Lebensmitteln und des Internethandels setzt, zeigen Wirkung. Aufwärts im HeimatmarktDeshalb konnte Carrefour das laufende Betriebsergebnis in Frankreich um 17,3 % auf 547 Mill. Euro verbessern. Das laufende Betriebsergebnis des Gesamtkonzerns wuchs um 7,8 % auf 2,09 Mrd. Euro und entsprach damit den Schätzungen von Carrefour zu Beginn dieses Jahres. Nach einem Verlust im letzten Jahr schrieb der Konzern mit einem Nettoergebnis von 1,13 Mrd. Euro auch dank des Verkaufs der meisten China-Aktivitäten wieder schwarze Zahlen. Die Dividende soll unverändert 0,46 Euro je Aktie betragen.