Ceconomy: Russland-Deal perfekt

Kostspieliger Tausch des operativen Geschäfts gegen Beteiligung am Marktführer - Prognose angepasst

Ceconomy: Russland-Deal perfekt

Im Zuge einer komplexen Tauschoperation beendet die Media-Saturn-Holding ihre operativen Aktivitäten in Russland und beteiligt sich stattdessen mit 15 % am dortigen Marktführer. Das Nettoergebnis von Ceconomy wird dadurch im laufenden Turnus mit etwa 250 Mill. Euro belastet. ab Düsseldorf – Der Elektronikhändler Ceconomy zieht sich aus dem operativen Geschäft in Russland zurück. Das russische Geschäft der Media-Saturn-Holding wird auf die Safmar Group übertragen. Im Gegenzug erhält die Ingolstädter Media-Saturn-Holding eine Beteiligung von 15 % am börsennotierten Marktführer M.Video. Das Unternehmen gehört mehrheitlich zur Safmar Group. Erst im April hatte M.Video den Erwerb des Wettbewerbers Eldorado abgeschlossen. Für die Beteiligung greift Media-Saturn tief in die Tasche. Der Kaufpreis beläuft sich auf umgerechnet 258 Mill. Euro, wie Ceconomy am Mittwoch mitteilte. M.Video wird an der Börse gerade einmal mit umgerechnet 1 Mrd. Euro bewertet. Faktisch muss Media-Saturn dem Käufer des operativen Geschäfts also noch Geld mitgeben. Bei Ceconomy hält man sich jedoch zugute, eine Lösung für das seit langem defizitäre Geschäft gefunden zu haben, das aus eigener Kraft nicht hätte gedreht werden können. Zudem, so Finanzchef Mark Frese, spiegle die Marktbewertung von M.Video noch nicht die aus dem Zusammenschluss mit Eldorado erwarteten Synergien. Last, but not least verwies Frese in einer Telefonkonferenz darauf, dass sich der Kaufpreis noch verringern könne, wenn M.Video die für 2018 und 2019 vereinbarten Ziele für das operative Ergebnis (Ebitda) verfehle. Kurzfristige ErgebnisbelastungLangfristig schaffe die Vereinbarung “signifikanten Mehrwert für das Unternehmen”, im laufenden Turnus allerdings werde das Nettoergebnis von Ceconomy mit etwa 250 Mill. Euro belastet. Mit dem Abschluss der Transaktion, die noch unter Kartellvorbehalt steht, wird bis September 2018 gerechnet. Die Zustimmung der Gesellschafterversammlung von Media-Saturn zu der Transaktion sei nicht erforderlich, sagte Ceconomy-Chef Pieter Haas. Da das russische Geschäft dekonsolidiert wird, muss die Jahresprognose angepasst werden. So gilt als neue Vergleichsbasis für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ein Wert von 717 (zuvor: 704) Mill. Euro und für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 498 (zuvor: 471) Mill. Euro. In der Folge wird für das laufende Geschäftsjahr nur noch mit einer prozentualen Steigerung der beiden Kennziffern im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Nominal werde das Ergebnis jedoch höher ausfallen, da Verluste dekonsolidiert würden, betonte Frese. Strategisch sei die Transaktion ein wichtiger Schritt im Zuge der Portfoliobereinigung, sagte Haas. Nun gelte es nur noch für den schwedischen Markt eine Lösung zu finden. In der Türkei sei der Turnaround dagegen nachhaltig gelungen. Wichtig sei auch, dass M.Video der kürzlich mit Fnac Darty gegründeten European Retail Alliance, einer Einkaufsallianz, beitreteMit einem Marktanteil von lediglich 3,3 % in Russland habe Media Markt auf verlorenem Posten gestanden. Von 2006 bis 2015 hatte Media Markt das Standortnetz ausgehende von drei Märkten auf 67 Standorte ausgebaut, bevor Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet wurden. Im abgelaufenen Turnus wurden in den 46 Märkten und 90 Shop-in-Shop-Geschäften 526 Mill. Euro umgesetzt, vor Zinsen und Steuern jedoch weiterhin 26 Mill. Euro an Verlusten geschrieben. Die eingeleiteten Restrukturierungen führten nach den Angaben zwar zu einer Ergebnisverbesserung, für eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen reichte es jedoch nicht.Ein bloßer Rückzug aus dem Markt – ohne Beteiligung am Marktführer – wäre Media-Saturn teurer gekommen, glaubt Hass, der dem russischen Markt gute Wachstumschancen bescheinigte. Der dortige Markt für Consumer Electronic (CE) wächst nach GfK-Angaben etwa doppelt so schnell wie der deutsche Markt. Media-Saturn werde die Transaktion mit vorhandenem Kapital finanzieren, heißt es. Die am Vortag ins Gespräch gebrachte Kapitalerhöhung, die zu einem deftigen Kurseinbruch geführt hatte, ist damit jedoch nicht vom Tisch. Denn praktisch im gleichen Atemzug verkündet Ceconomy, dass die finale Entscheidung, ob es zu einer Kapitalerhöhung komme, zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werde. Gleichwohl legt Haas wert auf die Aussage, dass die mögliche Stärkung der Eigenkapitalbasis nichts mit der Russland-Transaktion zu tun habe. Hier gehe ausschließlich darum, die Flexibilität für künftige strategische Projekte zu erhalten.