Mobilfunk-Infrastruktur

Cellnex-Chef macht Platz für neue Strategie

Der CEO des führenden Betreibers von Mobilfunkinfrastruktur in Europa, Tobías Martínez, hat überraschend seinen Abschied angekündigt. Nach massiven Zukäufen stehen nun organisches Wachstum und Schuldenabbau im Vordergrund.

Cellnex-Chef macht Platz für neue Strategie

ths Madrid

Der spanische Mobilfunkinfrastrukturbetreiber Cellnex ist auf der Suche nach einem neuen CEO, nachdem Tobías Martínez seinen vorzeitigen Rücktritt angekündigt hat. Der 64-Jährige will nach der Hauptversammlung Anfang Juni ein Jahr früher seinen Vertrag beenden, teilt Cellnex mit. Er wolle Platz machen für einen anderen Geschäftsführer, der die neue Strategie leiten soll, ließ Martínez verlauten.

Seit dem Börsengang 2015 ist das Unternehmen aus Barcelona mit massiven Zukäufen von Funktürmen zum größten unabhängigen Betreiber von Mobilfunkstationen in Europa aufgestiegen, mit 138 000 Masten in zwölf Ländern. Doch nachdem die Spanier im letzten Jahr in Deutschland, dem einzigen großen Markt, auf dem sie nicht präsent sind, im Bieterkampf um die Funktürme von Vodafone und der Deutschen Telekom das Nachsehen hatten, verkündeten sie einen Strategiewechsel. Von nun an soll das organische Wachstum im Vordergrund stehen.

„Die aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Lage erfordert, dass wir ein neues Kapitel in der Geschichte von Cellnex aufschlagen“, erklärte der CEO laut einer Mitteilung. „Diese Phase in der Entwicklung von Cellnex soll eine Person leiten, die einen zeitlichen Horizont über Dezember 2024 hinaus hat, wenn mein Vertrag endet“.

Martínez war rund 20 Jahre bei dem Unternehmen und dessen Vorgängerfirmen. Er brachte die frühere Tochter des Infrastrukturkonzerns Abertis 2015 an die Börse und konnte erfolgreich die Märkte in mehreren Kapitalerhöhungen um 14 Mrd. Euro anzapfen. In Deutschland zogen die Spanier jedoch gegenüber Finanzinvestoren wie KKR den Kürzeren. Im Unternehmen gestand man ein, dass nach den Verkäufen der Türme von Deutscher Telekom und Vodafone-Vantage in Europa keine attraktiven Kaufobjekte mehr vorhanden seien.

Im November kündigte Cellnex daher einen Strategiewechsel an. Man will in den bestehenden Märkten wachsen, dank neuer Technologien wie den 5G-Netzen. Prioritäten sind auch der Abbau der Schulden, die Generierung eines positiven Cashflows und das Investment Grade von Poor’s. Die Ratingagentur verbesserte daraufhin ihren Ausblick von stabil auf positiv. Auch viele Analysten werteten den Strategiewechsel positiv und erwarten fortan eine bessere Vergütung der Aktionäre.

Die Nachricht vom frühzeitigen Abschied von Martínez kam am Mittwoch an der Madrider Börse jedoch nicht gut an. Cellnex war das Schlusslicht des Ibex 35. Die Suche nach einem Nachfolger für Martínez beginnt nun erst. Immerhin hat das Unternehmen fast ein halbes Jahr Zeit bis zum Ausscheiden des CEOs.

Wertberichtigt Seite 2