2026 wird nicht besser als 2025

Chemiebranche steckt im Stimmungstief fest

Die Chemiebranche blickt auf ein katastrophales Jahr 2025 zurück und hat wenig Hoffnung, dass es 2026 besser wird. Am Mittwoch trifft man sich mit zwei Bundesministern zum Gespräch über eine Chemie-Agenda.

Chemiebranche steckt im Stimmungstief fest

Chemiebranche blickt trübsinnig auf 2026

Rückläufige Umsätze erwartet – Auch Pharmageschäft wird ausgebremst

lis Frankfurt

Chemiebranche blickt trübsinnig auf 2026

Rückläufige Umsätze erwartet - Auch Pharmageschäft wird ausgebremst

lis Frankfurt

Zuversicht sucht man derzeit in der deutschen Chemiebranche vergeblich. Nach einem „kraftraubenden“ Jahr 2025 schauen die Unternehmen mit wenig Hoffnung auf Besserung auf das kommende Jahr. Der Verband der chemischen Industrie spricht bei seiner Pressekonferenz am Mittwoch von einem „negativen Stimmungsbild“, das die jüngste Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen ergeben habe. 20% der Befragten planen demnach ihre Produktion zu verlagern oder ganz stillzulegen. Jedes zehnte Unternehmen hat vor, komplette Standorte zu schließen. Mehr als 40% erwarten erneut sinkende Umsätze im Inland. „Die Situation ist dramatisch“, fasst es VCI-Präsident Markus Steilemann zusammen. Jedes zweite Unternehmen kämpfe mit schwerem Auftragsmangel. 2025 sank die Produktion branchenweit um 0,5%, der Umsatz ging um 1% auf 220 Mrd. Euro zurück.

„Der Mittelstand stirbt leise“

Besonders hart trifft es den Mittelstand, der oft keine Möglichkeit habe, Verluste durch Auslandsgeschäfte auszugleichen. „Der Mittelstand stirbt leise“, sagte Steilemann. Die Krise hinterlässt auch auf dem Arbeitsmarkt Spuren: Die Zahl der Beschäftigten sank 2025 um 0,5% oder 2400 Stellen. Bereits angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen dürften zu einem weiteren Stellenabbau führen.

Die Schätzungen für das kommende Jahr fallen ebenfalls trübe aus. Für die chemisch-pharmazeutische Industrie wird insgesamt eine stagnierende Produktion erwartet, für die Chemie alleine ein Rückgang um 1%. Bei sinkenden Preisen und stagnierendem Output bedeute das ein Umsatzminus von rund 2% - im Inland und im Export, so der VCI weiter. Das Pharmageschäft, das im laufenden Jahr noch auf ein Produktionsplus von 3% und Umsatzzuwächse von mehr als 4% kommt, steht zunehmend unter Druck - die aktuelle Geschäftslage habe sich deutlich verschlechtert und liege mittlerweile im negativen Bereich.

Chinesische Überkapazitäten und US-Zölle belasten

Die Auslastung der Anlagen in der gesamten Branche fiel 2025 auf den historischen Tiefpunkt von 70% Prozent und lag damit weit entfernt von der Rentabilität, die erst bei über 80% erreicht wird. Als Gründe für die schlechte Stimmung nannte der Verband unter anderem nicht wettbewerbsfähige Produktionskosten, eine hohe regulatorische Unsicherheit und langwierige Genehmigungsverfahren. Zudem belasteten chinesische Überkapazitäten und die US-Zölle die Geschäfte.

Angesichts der Lage fordert Steilemann von der Politik entschlosseneres Handeln. Am Mittwoch kommt die Branche mit Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche und Bundesumweltminister Carsten Schneider zusammen, um über die Kernpunkte der geplanten Chemie-Agenda zu verhandeln. Zu Details wollte sich Steilemann noch nicht äußern, aber: „Wir müssen die Standortbedingungen in Deutschland so grundlegend verbessern, dass Debatten über Schließungen gar nicht erst entstehen.“ Der Verband dringt auf niedrigere Produktionskosten, weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungen, um Standorte zu sichern. Zudem brauche es eine verlässliche Industriepolitik, die Investitionen in Innovation und Infrastruktur ermöglicht. Auch Europa müsse industriepolitisch handlungsfähiger werden, um im Wettbewerb mit den USA und China nicht weiter zurückzufallen. „Berlin und Brüssel bleiben Formularfabriken“, kritisierte Steilemann die nach wie vor überbordende Regulierung. „Es braucht vor allem weniger Regeln und niedrigere Kosten.“