China Cosco beäugt Orient Overseas

Konsolidierungsdrang bei Containerschiffriesen - Übernahmeofferte denkbar

China Cosco beäugt Orient Overseas

nh Schanghai – In der konsolidierungsfreudigen Linienschifffahrt zeichnet sich möglicherweise auf chinesischer Seite ein neuer Verbindungsschritt ab. An den Börsen in Hongkong und Schanghai kursieren Spekulationen, dass das in der Frachtschifffahrt und im Rohstoffsektor stark aufgestellte staatskontrollierte Konglomerat China Cosco Group einen Erwerb der kleineren Linienreederei Orient Overseas Container Line Co. anvisiert. Aktie mit RückenwindCosco soll Banken mandatiert haben, um eine rund 4 Mrd. Dollar (3,8 Mrd. Euro) schwere Offerte für Orient Overseas vorzubereiten, heißt es in Hongkonger Marktkreisen. Die Aktien der in Hongkong gelisteten Orient Overseas haben in Reaktion auf entsprechende Konsolidierungsfantasie in den letzten Wochen bereits entgegen dem breiteren Sektortrend kräftig zugelegt.Die beiden Gesellschaften sind schon zuvor in einen Allianzverbund für bestimmte Containerrouten getreten, dessen Startschuss für Frühjahr dieses Jahres vorgesehen ist. Chinesische Analysten gehen aber davon aus, dass nun auch Überlegungen für einen weiterführenden Konsolidierungsschritt anstehen. Hier ist die Cosco Group bereits mächtig in die Vorlage gegangen.Ende 2015 hatte das Konglomerat seine Container-Schifffahrtsaktivitäten mit der ebenfalls staatlich kontrollierten China Shipping (Group) zusammengelegt und rangiert nun auf Platz 4 unter den weltgrößten Sektoradressen in der Linienschifffahrt. Orient Overseas wiederum wird zwar in entsprechenden Analystenaufstellungen unter den größten Playern in diesem Segment geführt, kommt aber dennoch nur auf einen relativ bescheidenen Marktanteil von etwa 2,8 %. Die Gesellschaft genießt allerdings einen guten Ruf, was eine noch relativ junge Containerschiffflotte und gute Sales & Marketing-Netzwerke angeht. Heftiger MarktdruckDie gegenwärtigen extrem schwierigen Marktbedingungen in der äußerst zyklischen Containerschifffahrt haben eine ganze Reihe von Übernahmen und Allianzen entstehen lassen. An dem Ocean Alliance genannten Verbund, dem nun auch Cosco und Orient Overseas angehören, wirken auch der französische Riese CMA CGM und die in Taiwan beheimatete Evergreen Marine mit. Bei solchen Allianzen werden in der Regel einzelne Containerschiffe für Aufträge und Verladungs-Slots an Häfen gemeinschaftlich genutzt. Sektoranalysten halten es zwar für wahrscheinlich, dass auch CMA CGM und Evergreen ein Auge auf Orient Overseas geworfen haben und ihrerseits eine Übernahme erwägen. Tiefe TaschenAllerdings dürfte China Cosco, die auf reichliche Kreditlinien des staatlichen Förderinstituts China Development zurückgreifen kann, im Zweifelsfall die tieferen Taschen aufweisen, um sich mit einer Offerte für Orient Overseas durchzusetzen. Abgesehen davon weisen die Mehrheitseigentümer der Gesellschaft, die Hongkonger Tung-Familie, langjährige und gute Beziehungen zur chinesischen Regierung auf. Mitte der achtziger Jahre war Peking bereits einmal eingeschritten, um zu helfen, die damals vom Konkurs bedrohte Gesellschaft aufzufangen.