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China lenkt im Streit um Delistings in USA ein

Im Streit um die künftige Listing-Präsenz von chinesischen Unternehmen an US-Börsen ist ein Durchbruch erzielt worden. Nach monatelangen Verhandlungen steht nun eine Vereinbarung, der zufolge US-Inspektoren künftig direkten Zugang zu den Büchern und Prüfungsunterlagen der über 200 an den New Yorker Börsen gelisteten chinesischen Unternehmen erhalten.

China lenkt im Streit um Delistings in USA ein

nh Schanghai

Im Streit um die künftige Listing-Präsenz von chinesischen Unternehmen an US-Börsen ist ein Durchbruch erzielt worden. Nach monatelangen Verhandlungen steht nun eine Vereinbarung, der zufolge US-Inspektoren künftig direkten Zugang zu den Büchern und Prüfungsunterlagen der über 200 an den New Yorker Börsen gelisteten chinesischen Unternehmen erhalten. Bislang hatte sich China mit Verweis auf Souveränitätsrechte und nationale Sicherheit diesen für alle anderen ausländischen Firmen mit Börsennotierung in den USA geltenden Auflagen entzogen.

Der neue Kompromiss dürfte die Gefahr einer kategorischen Verbannung chinesischer Unternehmen, darunter große Technologiefirmen wie Alibaba, von der Wall Street erheblich reduzieren. Die schon seit Jahrzehnten laufende Kontroverse über Chinas Verweigerung einer gesonderten Vorortkontrolle durch Inspektoren des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) unter dem Dach der US-Wertpapieraufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) hat sich durch eine neue US-Gesetzgebung zugespitzt. Diese erfordert bis zum Jahresende eine Stellungnahme der SEC, ob die chinesische Seite die Prüfungsanforderungen erfüllt. Im Falle einer „Non-Compliance“ ist die SEC damit beauftragt, bis Ende 2023 ein Delisting der chinesischen Unternehmen zu erwirken.

In einer angespannten Atmosphäre zwischen China und den USA hat sich der Delisting-Konflikt in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt und die Frage einer weitgehenden Finanzmarkt-Entkoppelung beider Länder aufgeworfen. Dabei sorgte die Pekinger Regierung durch eine Cybersecurity-Regulierung dafür, dass Techunternehmen aus China bis auf Weiteres ein IPO in den USA verwehrt wurde. Gleichzeitig wurde der gegen den Willen Pekings an die New Yorker Börse gegangene Fahrdienstriese Didi drakonisch bestraft und letztlich zu einem Delisting gezwungen. Dies hat das Klima der Unsicherheit weiter verstärkt und zu einem gewaltigen Kursverfall von chinesischen Techaktien in New York geführt. In Reaktion auf den Kompromiss konnte der chinesische Werte in den USA abbildende Nasdaq Golden Dragon Index kräftig zulegen.

Die am Freitag vom chinesischen Finanzministerium, von der Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC und dem PCAOB unterzeichnete Vereinbarung soll nun den US-Prüfern gestatten, in die Sonderverwaltungszone Hongkong zu reisen und dort die ihnen von chinesischen Stellen überreichten Audit-Unterlagen einzusehen; zudem sollen Vertreter die Wirtschaftsprüfer der Unternehmen persönlich befragen können. Seitens des PCAOB heißt es, man rechne damit, Mitte September erste Prüferteams nach Hongkong zu entsenden. Dabei fordere man vollumfänglichen Zugang zu den Unterlagen jedweden Unternehmens, das der PCAOB untersuchen wolle, und zwar „ohne Schlupflöcher und Ausnahmen“.

SEC-Chairman Gary Gensler betonte, dass sich erst in Monaten herausstellen werde, ob die chinesische Seite den Compliance-Anforderungen in Gänze nachkommt. Seitens der CSRC hieß es, dass man das jetzt gewählte Prozedere nicht als sicherheitspolitisch bedenklich ansehe. Die neue Vereinbarung sei ein wichtiger Schritt, aber noch keine Garantie dafür, dass chinesische Firmen der Delisting-Gefahr in den USA entkämen.

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