Chinas FCA-Avancen geben Rätsel auf
Great Wall Motors macht Fiat Chrysler Avancen. Der Präsident des chinesischen Autobauers sucht vor allem das Gespräch über deren SUV-Tochter Jeep. FCA dementiert zwar. Dies soll aber taktische Gründe haben.tkb Mailand – Der chinesische SUV-Hersteller Great Wall Motors hat bestätigt, dass man Interesse an Jeep, der Premiummarkentochter von FCA, habe. Laut dem Fachdienst “Automotive News” hat Great-Walls-Präsident Wang Fengying den Italienern seine Gesprächsbereitschaft bereits schriftlich übermittelt. Ein Sprecher des chinesischen Konzerns begründet das Interesse an Jeep damit, dass Great Wall Motors sich zum Ziel gesetzt habe, zum weltweit größten SUV-Hersteller zu avancieren. Die Chinesen haben im vergangenen Jahr rund 1,1 Millionen SUV abgesetzt, Jeep kam auf 300 000 Stück mehr, die zudem in einer höheren Preisklasse angesiedelt sind. “Wir wurden von Great Wall Motors nicht kontaktiert”, bestritt FCA am Montag derweil jeglichen Kontakt. “Unser einziges Interesse ist derzeit, den Geschäftsplan 2014 bis 2018 umzusetzen. Wir sind damit bereits an einen guten Punkt gelangt.” Investoren setzen auf M & AInvestoren setzen eher auf M & A-Deal. Nach einer Kurserholung von knapp einem Zehntel in der vergangenen Woche kletterte die FCA-Aktie zu Wochenbeginn in Mailand zeitweise um 5 % auf 11,22 Euro, der höchste Kurs binnen fünf Jahren.Bereits Mitte August kursierten Gerüchte über ein chinesisches Interesse an FCA (vgl. BZ vom 15. und 17. August). Doch sämtliche fünf chinesischen Interessenten haben nach Bekanntwerden der Gerüchte ihr Interesse an dem italoamerikanischen Autokonzern dementiert. Bereits eine Woche nach dem Dementi von Great Wall Motors hat nun Konzernpräsident Wang Fengying bestätigt, zumindest an der SUV-Tochter Jeep interessiert zu sein. Das Juwel im FCA-Portfolio ist seit Jahren auf Wachstumskurs. Während etwa die Premiumpläne mit Alfa Romeo sowie Maserati nicht recht in die Gänge kommen und die Kleinwagen wie Cinquecento oder auch Panda unter einem verschärften Konkurrenzkampf leiden, bleibt Jeep die einzige Marke, die wirklich liefert. Auch aus diesem Grunde ist für Autoexperten ein Herauslösen der Marke aus dem Konzernangebot unwahrscheinlich. Auch die Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf einen möglichen Verkauf der US-Traditionsmarke Jeep nach China erscheint ungewiss.Das prompte Dementi von FCA hat laut unternehmensnahen Kreisen noch einen anderen Grund. Angeblich gibt es Kontakte – wenn auch hochgeheim – mit dem chinesischen Autobauer Geely Automobile Holdings (Volvo). Dieser sei am gesamten FCA-Konzern und nicht nur an den SUV-Marken interessiert. Angeblich musste FCA Geely signalisieren, nicht mit anderen chinesischen Interessenten gleichzeitig zu verhandeln. Deshalb das Dementi. In der Regel begnügt sich FCA mit der Feststellung, dass “zu Marktgerüchten” keine Stellung bezogen werde.FCA, der siebtgrößte Autobauer der Welt, ist seit Jahren auf Partnersuche. Bisherige Versuche von Konzernchef Sergio Marchionne (mit GM, Opel, VW oder Peugeot) floppten. Chinas Autobauer verfügen zwar über die nötigen finanziellen Mittel. Ihnen fehlt aber das technologische Know-how, um auf internationaler Ebene voranzukommen. FCA könnte hier Abhilfe schaffen. Geely Holdings soll angeblich vorerst die 29-prozentige Beteiligung der Agnelli-Familienholding Exor erwerben. Damit würden sich die Chinesen ein Stimmrecht von 40 % sichern.