Chinas Genscript Biotech hat Ärger mit dem Zoll

Ermittlungen wegen verbotenen Exports von Genmaterial - Aktie taucht um 25 Prozent ab

Chinas Genscript Biotech hat Ärger mit dem Zoll

nh Schanghai – Der im Bereich der Zellentherapie tätige chinesische Pharmakonzern Genscript Biotech wartet mit unangenehmen Nachrichten an die Anleger auf. Wie aus einer Mitteilung an die Hongkonger Börse vom Mittwoch hervorgeht, ist der Chairman der Gesellschaft, Zhang Fangliang, unter häusliche Überwachung gestellt sowie vier weitere Mitarbeiter des Unternehmens polizeilich verhört worden.Hintergrund sind Ermittlungen des Customs Anti-Smuggling Department, einer Einheit der chinesischen Zollbehörden, wegen des Verdachts auf Verstöße gegen Export- und Import-Regularien. Die Nachricht von den Ermittlungen hat die an der Hongkonger Börse gelistete Genscript-Aktie hart getroffen, dabei büßten die Titel bislang rund ein Viertel ihres Wertes ein. Nach Informationen chinesischer Medien ist eine Einheit für das Management von menschlichem Genmaterial beim chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie in die Ermittlungen mit eingespannt. Dem Vernehmen nach soll es zu Inspektionen über Sammeln und Verwendung von menschlichen Genressourcen und damit Organen, Gewebe oder Zellmaterial mit der Frage gekommen sein, ob es zu einer Versendung ins Ausland gekommen ist. Dies gilt in China als ein heikles Thema. GrauzonenLaut einer Verordnung des chinesischen Staatsrats ist es strikt verboten, dass ausländische oder ausländisch kontrollierte Organisationen Zugang zu chinesischem Humangenmaterial erhalten und es zu Forschungs- oder anderen Zwecken verwenden. Ein Export von Zellmaterial, biologischen Proben oder Genomdaten von chinesischen Bürgern untersteht damit einem strikten Verbot. Allerdings gibt es einige Grauzonen bei der Auslegung der neuen Regeln. Theoretisch kann bereits eine Computerübermittlung von Genomdaten an ein Forschungsinstitut im Ausland ein strafbares “Exportvergehen” bedeuten.Genscript zufolge haben die Behörden die Geschäftsstellen der Gesellschaft in den Großstädten Nanjing und Zhenjiang zwar einer Razzia unterzogen, es sei jedoch nicht zu einer Anklageerhebung gekommen. Der laufende Geschäftsbetrieb sei von dem Fall bislang nicht beeinträchtigt. Genscript-Chairman Zhang fungiert gleichzeitig auch als Chief Executive Officer (CEO) und Chairman einer Tochtergesellschaft namens Legend Biotech, die Blutkrebstherapien entwickelt und separat an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gelistet ist. In dieser Rolle wird Zhang nun interimsmäßig vom Chief Financial Officer Huang Ying als CEO vertreten.