Chinas Immobilienriese Vanke schüttelt Angreifer ab
Von Norbert Hellmann, SchanghaiDas lange währende Tauziehen um die Unternehmenskontrolle bei Chinas führendem Wohnimmobilienentwickler China Vanke Co. scheint ein Ende zu finden. Der Branchenrivale China Evergrande Real Estate hat sich bereit erklärt, ein im vergangenen Jahr durch Börsenzukäufe aufgebautes Aktienpaket von 14 % an die mit Vanke eng zusammenarbeitende Shenzhen Metro Group (SZMG) für rund 29,2 Mrd. Yuan (3,8 Mrd. Euro) zu verkaufen.Bei SZMG handelt es sich um den städtischen U-Bahn-Betreiber in der südchinesischen Großmetropole Shenzhen, in der auch Vanke ansässig ist. Bereits im Januar hatte der langjährige Großaktionär bei China Vanke, nämlich das staatlich kontrollierte Mischkonglomerat China Resource, seine Vanke-Beteiligung in Höhe von 15,3 % für damals 37,2 Mrd. Yuan an SZMG abgegeben. Unliebsame PaketkäuferIm Zuge dieser Transaktionen steigt SZMG nun zum führenden Großaktionär bei China Vanke auf und ist damit endgültig in der Lage, die Funktion eines sogenannten Weißen Ritters zu erfüllen, um Vanke gegenüber einem möglichen feindlichen Übernahmeversuch abzuschotten, der von dem chinesischen Finanzdienstleistungs- und Immobilienkonglomerat Baoneng Group angezettelt worden war. Baoneng hatte über ihre verwinkelten Finanzdienstleistungstöchter und Buy-out-Vehikel einen Anteil von gut 24 % an Vanke aufgebaut und auf eine Ablösung des Board der Gesellschaft gedrungen. Im Sommer war dann zusätzlich Evergrande, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Vanke als Chinas größter Wohnimmobilienentwickler liefert, im großen Stil bei Vanke eingestiegen, hatte dies allerdings als eine Finanzbeteiligung ohne Hintergedanken apostrophiert.Vanke, die als prestigereichste chinesische Wohnimmobiliengesellschaft gilt, hatte stets davor gewarnt, dass die Paketkäufe der für ihre hohen Verschuldungsrelationen kritisierten Evergrande sowie der im Stile eines Leveraged Buy-out Fund auftretenden Baoneng keine Finanzbeteiligungen darstellten, sondern letztlich einer feindlichen Übernahme dienen würden, für die es im Reich der Mitte bislang kaum Präzedenzfälle gibt. In Shenzhen Metro fand Vanke einen Verbündeten, mit dem ursprünglich ein Asset Swap geplant war. Dabei sollte Vanke für rund 45 Mrd. Yuan die SZMG-Tochter Shenzhen Metro Qianhai International Development Co., einen Betreiber von Immobilienprojekten auf der SZMG gehörenden Landflächen oberhalb von U-Bahnstationen, übernehmen. Im Gegenzug wollte man dann über eine Kapitalerhöhung mit der Ausgabe von Vanke-Aktien an die SZMG Letztere vor Baoneng zum führenden Großaktionär bei Vanke machen. Allerdings hatten China Resources, wie natürlich auch Baoneng und Evergrande, gegen den SZMG-Deal opponiert und diesen effektiv verhindert.Ob der Asset Swap nach dem Aufstieg von SZMG zum neuen Vanke-Großaktionär nun tatsächlich förmlich durchgezogen wird, bleibt vorerst unklar. In jedem Fall aber werden Vanke und SZMG künftig eng kooperieren, wobei Vanke angesichts äußert knapper Bauflächen in der Metropole Shenzhen eine attraktive Gelegenheit bekommen dürfte, neue Projekte auf den Liegenschaften der Metrogesellschaft zu starten.Für Evergrande wiederum hat sich der aus nie ganz geklärten Motiven heraus veranlasste Einstieg bei Vanke als Flop beziehungsweise unglückliche Finanzbeteiligung erwiesen, denn die Weitergabe des Pakets an SZMG erfolgt zu gedrückten Kursen, die einen Verlust von gut 7 Mrd. Yuan bedingen. Evergrande will die Erlöse aus dem Aktienverkauf über 29 Mrd. Yuan zur Schuldenreduzierung einsetzen, allerdings bringt dies angesichts einer Gesamtverschuldung von über 650 Mrd. Yuan nur wenig Entlastung. Peking setzt ein ZeichenBaoneng wiederum sitzt auf einer Beteiligung, mit der sie nun nicht mehr einen wohl intendierten Machtwechsel bei Vanke erreichen kann, und ist gleichzeitig ins Fadenkreuz der Regulatoren geraten. Die Versicherungsaufsicht hatte den zum Teil mit Versicherungspolicengeldern ihrer Tochter Foresea Life finanzierten Einstieg bei Vanke zum Gegenstand einer größeren Untersuchung gemacht, die mit harten Strafen belegt wurde. Damit hat Peking indirekt ein klares Zeichen gesetzt, dass feindliche Takeover-Vorstöße auch unter privaten Gesellschaften weiterhin nicht gerne gesehen und Ansätze der Verbreitung von Leveraged Buy-outs schon im Keim erstickt werden.