Smartphoneriese

Chipklemme belastet Xiaomi

Die Erfolgssträhne des chinesischen Platzhirschs verliert an Glanz, der Quartalsgewinn liegt deutlich unter Vorjahr.

Chipklemme belastet Xiaomi

nh Schanghai

Chinas führender Smartphonebauer Xiaomi sieht sich nach rauschenden Markterfolgen in der ersten Jahreshälfte gezwungen, wieder kleinere Brötchen zu backen. Im dritten Quartal haben sich ernste Schleifspuren in der Umsatzdynamik bemerkbar gemacht, die zum einen der Wettbewerbssituation im Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem US-Platzhirsch Apple und zum anderen Lieferkettenproblemen beim Bezug von Chip-Elementen für den Konsumgerätebau geschuldet sind. Xiaomi rechnet damit, dass die in zahlreichen Branchen für Verwerfungen sorgende Chipklemme das Geschäft auch im laufenden Quartal weiter belasten wird, um sich von der Jahresmitte 2022 an dann sukzessive wieder zu legen.

Wachstum verkümmert

Xiaomi verzeichnet für das Septemberquartal einen Anstieg des Konzernumsatzes um 8% auf 78 Mrd. Yuan (umgerechnet 10,5 Mrd. Euro), und bleibt damit auf Linie zu den Konsensschätzungen der Analysten. So gesehen liegt zwar keine unmittelbar negative Überraschung für die Anleger vor, dennoch sieht man eine alarmierende Wachstumsdrosselung, nachdem die Konzernerlöse im Juliquartal nach starken Marktanteilszuwächsen in China und auf europäischen Märkten noch um 64% in die Höhe geschossen waren.

Auch ertragsseitig sieht sich Xiaomi nach Rekordgewinnen in der ersten Jahreshälfte nun mit einem herben Rückschlag konfrontiert. Der Gewinn nach Steuern brach im dritten Quartal um 84% auf 789 Mill. Yuan ein, wobei allerdings vor allem Investmentverluste eine Rolle spielten. So musste Xiaomi zuletzt Wertberichtigungen in Höhe von 3,5 Mrd. Yuan auf ihr umfangreiches Beteiligungsportefeuille hinnehmen, nachdem Chinas aufsehenerregende Tech-Regulierungskampagne die Aktienkurse und Bewertungsrelationen im heimischen Internet- und Technologiesektor heftig ge­drückt hat.

Wie Xiaomi-Präsident Wang Xiang gegenüber der Presse betonte, sah sich Xiaomi gleich zu Beginn des dritten Quartals von einer verschärften Knappheitssituation bei Smartphone-Chips unter Druck gesetzt. Außerdem habe das Wiederaufleben der Coronapandemie in für Xiaomi wichtigen Auslandsmärkten, darun­ter insbesondere Indien, die Smartphone-Auslieferungen ge­bremst.

Apple zieht wieder davon

Nach hohen zweistelligen Absatzzuwächsen in den vorangegangenen vier Quartalen sind Xiaomis Smartphone-Auslieferungen im dritten Quartal um knapp 5% im Vergleich zur Vorjahresperiode geschrumpft. Damit hat Xiaomi insbesondere gegenüber Apple an Boden verloren, nachdem die Kalifornier mit der auch in China relativ gut angekommenen neuen Modellserie iPhone 13 neuen Absatzschwung verspüren. Xiaomi hatte zur Jahresmitte erstmals überhaupt Apple im weltweiten Absatzranking überholen können und war damit kurzzeitig zur Nummer 2 in der Branche hinter Samsung aufgestiegen.

Aktienkursmisere

Die unterschiedlichen Wachstumsgeschicke von Xiaomi und Apple schlagen sich auch in der Aktienperformance der beiden Adressen nieder. Seit Juni dieses Jahres hat sich die Schere in der relativen Kursentwicklung zwischen Apple und Xiaomi immer weiter geöffnet (siehe Grafik).

Die am Dienstag nach Handelsschluss in Hongkong veröffentlichten Xiaomi-Zahlen dürften nach Ansicht von chinesischen Analysten wenig geeignet sein, den Negativtrend bei der Xiaomi-Aktie zu durchbrechen. Die Titel waren Anfang Januar auf ein Allzeithoch bei 35,90 HK-Dollar gegangen, haben seitdem aber mit einem Rückgang auf zuletzt 20,70 HK-Dollar gut 42% ihres Wertes wieder eingebüßt.