Autoindustrie

Chipmangel bremst Volkswagen

Der Chipmangel hat die Fahrzeugauslieferungen des VW-Konzerns 2021 um 4,5% auf den niedrigsten Stand seit 2011 sinken lassen. Auch bei den elektrifizierten Autos wurden ursprüngliche Ziele verfehlt.

Chipmangel bremst Volkswagen

ste Hamburg

Die weltweiten Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern haben infolge der Corona-Pandemie die Fahrzeugauslieferungen des Volkswagen-Konzerns 2021 auf den niedrigsten Stand seit einer Dekade sinken lassen. Wie das Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen am Mittwoch bekannt gab, führte die Halbleiterknappheit trotz hoher Kundennachfrage und voller Auftragsbücher zu einem Rückgang der Auslieferungen um 4,5% auf 8,9 Millionen Fahrzeuge. Weniger als 9 Millionen Konzernfahrzeuge waren zuletzt 2011 zu den Kunden gerollt.

Im Zuge des im ersten Coronakrisenjahr 2020 um 15,2% auf 9,3 Millionen Fahrzeuge gesunkenen Volumens hatte Volkswagen die Position als weltweit größter Fahrzeugbauer an Toyota verloren. Für 2021 hatte der Konzern einen deutlichen Anstieg der Auslieferungen in Aussicht gestellt, die Prognose aber im Jahresverlauf mehrfach korrigiert – zuletzt im Dezember auf rund 9 Millionen. Nach dem ersten Halbjahr hatte noch ein Plus von knapp 28% verglichen mit dem von den Pandemiefolgen betroffenen Vorjahreszeitraum zu Buche gestanden.

In den beiden für VW wichtigsten Marktregionen China und Westeuropa schrumpften die Auslieferungen 2021 um 14,1 (i.V. –9,1)% auf 3,3 Millionen bzw. um 2,7 (–21,6)% auf knapp 2,9 Millionen Fahrzeuge. Ein Plus von 15,6% bzw. 5,1% fuhr der Konzern in Nord- und Südamerika ein – Regionen, in denen im vergangenen Jahr die Verlustzone verlassen werden sollte. „We are back in the US und das, da bin ich sehr optimistisch, profitabel“, sagte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz dazu am Mittwoch im Online-Netzwerk Linkedin.

Von den Pkw-Marken waren vor allem die Volumenhersteller von der Unterversorgung mit Halbleitern betroffen, die im Jahresverlauf zu Produktionseinschränkungen führte. So gingen die Auslieferungen der Kernmarke VW Pkw um 8,1% auf knapp 4,9 Millionen Fahrzeuge zurück, die tschechische Konzernmarke Škoda verbuchte ein Minus von 12,6% auf 878200 Autos. Da zur Ergebnissicherung Chips vor allem bei höherpreisigen Modellen verbaut wurden, erreichte die Premiummarke Audi mit 1,68 Millionen Fahrzeugen (–0,7%) fast die Auslieferungszahl des Vorjahres. Der Sportwagenbauer Porsche als renditestärkste Marke erreichte mit fast 302000 Fahrzeugen (+10,9%) sogar das bislang stärkste Auslieferungsergebnis – Impulsgeber war vor allem der US-Markt mit einem Plus von 22%.

Bei der Vorlage der Auslieferungszahlen für 2021 hob der VW-Konzern am Mittwoch Fortschritte beim Umstieg in Richtung E-Mobilität hervor, obwohl der Chipmangel auch hier das ursprüngliche Ziel, erstmals mehr als 1 Million elektrifizierte Fahrzeuge – vollelektrische und Plug-in-Hybride – in einem Jahr auszuliefern, durchkreuzte. Die Zahl der rein batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) verdoppelte sich annähernd auf 452900 (i.V. 231600), womit ihr Anteil an den gesamten Auslieferungen auf 5,1 (2,5)% stieg. Nach der jüngsten Investitionsplanungsrunde streben die Wolfsburger eine Verdopplung des BEV-Volumens im Zweijahreszeitraum an: 2023 soll der Auslieferungsanteil der BEV bei rund 11%, 2025 bei 20% liegen. Für 2030 hat sich der Konzern vorgenommen, dass jedes zweite ausgelieferte Fahrzeug rein batterieelektrisch angetrieben wird. Da sich 2021 die ausgelieferten Plug-in-Hybrid-Autos um 61% auf 309500 erhöhten, kam der Konzern auf insgesamt 762400 elektrifizierte Fahrzeuge.

Bei den vollelektrischen Fahrzeugen sehen sich die Wolfsburger mit deutlichem Abstand als Marktführer in Europa, in den USA liege man mit einem Anteil von 7,5% an zweiter Stelle. In China wurden im vergangenen Jahr mit 92700 BEV-Fahrzeugen viermal mehr als 2020 ausgeliefert, davon gut 70000 der neuen ID-Familie. Nach einem schwierigen Start im größten Einzelmarkt stellt VW für 2022 eine „weitere deutliche Steigerung“ in Aussicht.

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