Größter Autozulieferer

Chipmangel ist Bremsklotz für Bosch

Bosch-Chef Stefan Hartung rechnet damit, dass sich die Versorgung mit Halbleitern nach und nach entspannt. In den letzten Monaten 2021 hat der Chipmangel dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Chipmangel ist Bremsklotz für Bosch

jh München

Der Halbleitermangel hat die Erholung von Bosch in der Automotive-Sparte gebremst, vor allem im vierten Quartal des vergangenen Jahres. Der Umsatz von Mobility Solutions stieg zwar um 7,5% (siehe Grafik), blieb aber unter dem selbstgesteckten Ziel eines Wachstums von 10%. Mit 45,4 Mrd. Euro lag der Spartenerlös unter dem Wert von 2019. Damals waren es 46,8 Mrd. Euro. „Vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen ist es ein sehr gutes Wachstum“, sagte der neue Finanzchef Markus Forschner in einem virtuellen Pressegespräch zum Jahresauftakt. Ob der größte Autozulieferer der Welt im Kerngeschäft in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, war noch nicht zu erfahren. Forschner verwies auf die Jahrespressekonferenz Anfang Mai. 2020 betrug die Umsatzrendite des Segments bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) –1,3%.

Dank der zweistelligen Wachstumsraten der drei anderen Sparten übertraf die Bosch-Gruppe im vergangenen Jahr den angepeilten Umsatzanstieg von 6%. Der Erlös des Stuttgarter Technologie- und Zuliefererkonzerns legte nach vorläufigen Zahlen um 10% auf 78,8 Mrd. Euro zu. Verglichen mit den 76,4 Mrd. Euro 2019 sind es gut 3% mehr. Das Ebit stieg auf 3,2 (i.V. 2,0) Mrd. Euro, die Ebit-Marge auf voraussichtlich 4,0 (2,8)%. Ziel waren 3%, 2019 waren es 4,2% gewesen.

Die Marge sei zwar höher als erwartet, aber nicht zufriedenstellend, sagte Stefan Hartung, als Nachfolger von Volkmar Denner seit Beginn dieses Jahres Vorsitzender der Geschäftsführung. Bosch brauche eine Rendite von mehr als 4%, um weiter wachsen und investieren zu können, auch in Zukäufe von Unternehmen. Ziel seien nach wie vor 7 bis 7,5%. „Mal schauen, ob wir das nicht noch weiter steigern“, kommentierte Hartung die künftigen Ambitionen.

Hoffen auf 2023

Wie andere in der Branche rechnet der Bosch-Chef damit, dass sich die Lage im Halbleitermarkt in diesem Jahr von Monat zu Monat entspannt. „Hoffentlich können wir 2023 wieder so arbeiten, wie wir das wollen“, fügte er hinzu.

Bosch fertigt selbst Halbleiter in Dresden, Reutlingen (bei Stuttgart) und in Penang (Malaysia). Im vergangenen Jahr nahm das Unternehmen ein neues Werk in Dresden in Betrieb, in diesem Jahr investiert es rund 400 Mill. Euro in den Ausbau der drei Standorte. Um die sehr starke Nachfrage zu befriedigen, helfe allein, die Kapazitäten zu erweitern, sagte Hartung. Das gehe aber nicht so schnell, da das Hochfahren einer neuen Fabrik mehr als ein Jahr dauere und neue Maschinen für die Fertigung knapp seien, da auch für diese Halbleiter fehlten. Die Pläne der Europäischen Union für die Förderung von Mikroelektronik (European Chips Act) hält Hartung für sinnvoll. Es sei richtig, dass etwas passiere.

Für dieses Jahr strebt Bosch einen nicht bezifferten Umsatzanstieg an. „Auf jeden Fall haben wir uns vorgenommen, in den für uns wichtigen Branchen und Regionen stärker als die Märkte zu wachsen“, sagte Finanzchef Forschner. Trotz der Belastungen wie gestiegener Preise für Material, Rohstoffe, Energie und Logistik soll die Ebit-Marge auf dem Niveau des Vorjahres bleiben.

Um die Folgen des Wandels zur Elektromobilität für die Beschäftigten abzufedern, hat Bosch unter anderem in den vergangenen fünf Jahren rund 1 Mrd. Euro für Weiterbildung ausgegeben.