Chemiekonzern

Clariant senkt Prognose für 2023 deutlich

Der Chemiekonzern Clariant spürt konjunkturellen Gegenwind. Nun hat das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt.

Clariant senkt Prognose für 2023 deutlich

Clariant senkt Prognosen
für 2023 deutlich

Konjunktureller Gegenwind belastet

dpa-afx Muttenz

Mit dem Schweizer Konzern Clariant hat ein weiteres Unternehmen aus dem Chemiesektor seine Prognose gesenkt. Der konjunkturelle Gegenwind macht dem Konzern zu schaffen. Die Märkte hatten mit dem Schritt aber gerechnet. Für die Monate von April bis Juni rechnet Clariant nun mit einem Umsatzrückgang um 20% auf nur noch rund 1,1 Mrd. sfr, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Das zweite Quartal ist damit deutlich schlechter ausgefallen als Clariant im Frühjahr noch angenommen hatte.

Starker Franken belastet

“Die Unsicherheiten und Risiken im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Umfeld, einschließlich des Tempos der Erholung in China, auf die wir zu Beginn dieses Jahres hingewiesen hatten, haben sich leider bewahrheitet und belasten die Branche insgesamt”, ordnete Clariant-Chef Conrad Keijzer die Entwicklung in einer Mitteilung ein. Dies habe die Nachfrage der Kunden gebremst. Zudem laste der starke Franken auf dem Unternehmen. Der Währungseinfluss habe die Einnahmen im zweiten Quartal um 10% geschmälert, erklärte Clariant. Im gesamten Jahr werde der Effekt bei minus 5% bis minus 10% liegen.

Vorjahreswert deutlich verfehlt

All diese Faktoren schlugen sich auch auf den Gewinn nieder. Der ausgewiesene Betriebsgewinn (Ebitda) für April bis Ende Juni soll mit 155 bis 165 Mill. sfr deutlich unter dem Vorjahreswert von 216 Mill. sfr liegen. Auch bei der entsprechenden Marge erwartet Clariant einen Rückgang.

Auch der Blick auf das Gesamtjahr hat sich eingetrübt. Wurde ursprünglich noch ein Umsatz von “rund” 5 Mrd. Franken angepeilt, sollen es neu nur noch 4,55 bis 4,65 Mrd. sfr sein. Auch die Erwartungen für die operative Marge (Ebitda) schraubte das Unternehmen von “etwas über 15,6%” auf 14,3 bis 15,1% herunter. Überraschend kam die Gewinnwarnung jedoch nicht. Zuvor hatten schon andere Chemiegrößen wie Croda, Victrex und Lanxess die Prognose senken müssen.

Die defizitäre “Sunliquid”-Anlage in Rumänien belastet Clariant weiter. Mit dem Verfahren werden aus Reststoffen von Pflanzen – beispielsweise Weizen- oder Maisstroh – Zucker ausgelöst, die anschließend zu einem Kraftstoff vergärt werden. Es handelt sich um Bioethanol der zweiten Generation.

Doch die Anlage erreicht noch nicht die angestrebten Ausbeuten und kostet viel Geld. Der Betriebsverlust lag zuletzt – trotz operativer Verbesserungen – allein im zweiten Quartal bei 11 Mill. Franken. Daher prüft Clariant aktuell “alle Optionen” für die Zukunft des Geschäfts, wie das Unternehmen auf Anfrage der Finanznachrichtenagentur AWP mitteilte. Bis Ende des Jahres soll es ein Update dazu geben.

Auch bei den Kosten will Clariant nun weiter die Schrauben anziehen. Der Restrukturierungsaufwand im laufenden Jahr werde daher mit 30 Mill. sfr klar über den bisherigen Plänen von 15 bis 25 Mill. sfr liegen. Die vollständigen Zahlen zum zweiten Quartal und dem Halbjahr will das Unternehmen am 28. Juli vorlegen.