M&A IN DER SPEZIALCHEMIE

Clariant und Huntsman fusionieren

Neue Nummer 2 im Spezialchemiemarkt - Konzerne setzen auf Wachstum in Nordamerika und China

Clariant und Huntsman fusionieren

In der Chemieindustrie wird ein weiterer transatlantischer Zusammenschluss auf den Weg gebracht. Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant will mit dem US-Wettbewerber Huntsman fusionieren und zur globalen Nummer 2 in dem Geschäft aufrücken. Aus dem Merger of Equals ensteht ein Konzern mit 20 Mrd. Dollar Unternehmenswert.swa Frankfurt – Der lange als Übernahmekandidat gehandelte Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant zieht nun selbst die Fäden und fusioniert mit dem US-Wettbewerber Huntsman. Aus einem Merger of Equals soll ein Konzern mit 20 Mrd. Dollar Unternehmenswert (einschließlich Schulden) entstehen, an dem die bisherigen Anteilseigner von Clariant mit 52 % die Mehrheit haben. Faktisch wird Huntsman eine Tochter von Clariant.Mit einem kombinierten Umsatz von 13,2 Mrd. Dollar rückt die neue HuntsmanClariant global auf Platz 2 auf – hinter Evonik und knapp vor Covestro. Durch die Fusion wollen beide Firmen ihre Wachstumschancen vor allem in Nordamerika und China verbessern. Das von Huntsman geplante IPO des Geschäfts mit Pigmenten und Additiven, Venator, soll unverändert im Sommer dieses Jahres über die Bühne gehen.Die fusionierte Einheit wird in der Schweiz und in den USA an der Börse notiert sein. Clariant-CEO Hariolf Kottmann wird Chairman des neuen Spezialchemieanbieters. Huntsman-CEO und President Peter Huntsman bleibt in der operativen Führungsposition, als CFO ist Clariant-Finanzchef Patrick Jany gesetzt. Der Verwaltungsrat soll paritätisch besetzt werden. HuntsmanClariant bleibt in einer Schweizer Rechtsform mit Unternehmenssitz in Pratteln bei Basel, das operative Geschäft wird in The Woodlands in Texas geführt. Lange angebahntDie Fusion mit Huntsman sei das Ergebnis einer “längeren Evolution”, erklärte Kottmann. Es soll seit vielen Jahren Kontakte zwischen den Firmenchefs gegeben haben. In den vergangenen Monaten entwickelten sich die Börsenbewertungen auf Niveaus, dass man sich nun auf Augenhöhe begegnen kann. “Es ist der perfekte Deal zur rechten Zeit”, unterstrich Kottmann.Clariant, ein Spin-off 1995 von Sandoz, steht seit Jahren unter Druck von Investoren, die Performance zu verbessern. Das Portfolio wurde permanent umgebaut. Auch keimten immer wieder Spekulationen auf, wonach das Schweizer Unternehmen Ziel einer womöglich auch feindlichen Übernahme werden könnte. Zudem dürfte der Konsolidierungsdruck die Annäherung an Huntsman forciert haben.Mit Blick auf das M&A-Geschehen hatte Kottmann in früheren Interviews betont, dass er den Kauf eines westeuropäischen Unternehmens für unsinnig halte, weil es zu viele Überschneidungen in einem reifen Markt mit hohen Kapazitäten gebe. Die vor 40 Jahren als Hersteller von Verpackungsmaterialien gegründete Huntsman war seit dem IPO 2005 auf der Suche nach einem größeren Deal. 2008 scheiterte die Übernahme des US-Wettbewerbers Hexion, der dem Finanzinvestor Apollo gehörte. Nach Bekanntgabe der Abspaltung des Pigmentgeschäfts im Frühjahr 2017 hatte Huntsman bekräftigt, dass man einen größeren Schritt sondiere.Zuletzt hatte es in der Chemie zahlreiche große Zusammenschlüsse und Ankündigungen gegeben, was die Konkurrenz unter Zugzwang setzt: So wollen die Gasespezialisten Linde und Praxair zusammengehen, in der Agrochemie fusionieren Bayer und Monsanto sowie Syngenta und Chemchina.Für den Zusammenschluss erhalten die Huntsman-Aktionäre je Anteil 1,2196 HuntsmanClariant-Aktien. Geplant sind 400 Mill. Dollar an jährlichen Kostensynergien innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss der Transaktion. Die Einmalkosten für die Integration werden auf bis zu 500 Mill. Dollar veranschlagt. Breites PortfolioMit dem gemeinsamen Umsatz von 13,2 Mrd. Dollar auf Basis des Geschäftsjahres 2016 wird ein bereinigtes operatives Ergebnis von 2,3 Mrd. Dollar gezeigt, was einschließlich Synergien einer Marge von 17,2 % entspricht. Clariant lag in der Rendite 2016 bei 15,2 %, die Amerikaner bei 13,4 %.HuntsmanClariant erzielt 27 % des Umsatzes in Nordamerika, 34 % in Europa und 11 % in China, womit man sich im Reich der Mitte als einen der führenden internationalen Anbieter bezeichnet. Im gemeinsamen Portfolio sind chemische Katalysatoren, Kunststoffe und Beschichtungen, Enteisungsmittel sowie ein breites Sortiment an Inhaltsstoffen für Körperpflegeprodukte, Kosmetik und Waschmittel.Die Investmentbanken Citi und UBS beraten Clariant in dem Deal, rechtlich sind Homburger sowie Cleary Gottlieb Steen & Hamilton mandatiert. BoA Merrill Lynch und Moelis stehen Huntsman zur Seite, Kirkland & Ellis, Bär & Karrer sowie Vinson & Elkins begleiten in rechtlichen Themen.