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Cloud-Hosting-Firma Contabo steht zum Verkauf

cru Frankfurt – Der britische Finanzinvestor Oakley will seine Mehrheitsbeteiligung an der deutschen Cloud-Hosting-Plattform Contabo verkaufen. Das in München ansässige Unternehmen könnte im Rahmen eines Auktionsverfahrens, mit dem die Londoner...

Cloud-Hosting-Firma Contabo steht zum Verkauf

cru Frankfurt – Der britische Finanzinvestor Oakley will seine Mehrheitsbeteiligung an der deutschen Cloud-Hosting-Plattform Contabo verkaufen. Das in München ansässige Unternehmen könnte im Rahmen eines Auktionsverfahrens, mit dem die Londoner Beratungsfirma Arma Partners beauftragt ist, mit rund 750 Mill. Euro bewertet werden. Das wird aus Finanzkreisen von potenziellen Käufern bestätigt. Das Private-Equity-Haus aus London selbst, das insgesamt 5 Mrd. Euro an Investorengeldern verwaltet, gibt keinen Kommentar dazu ab. Als potenzielle Erwerber gelten die Finanzinvestoren Hg Capital, Vitruvian, Cinven und IK Partners. Weniger interessiert ist laut Finanzkreisen das britische Investmenthaus Montagu. Zuerst hatte Reuters über den Verkauf berichtet.

Cloud- oder Webhosting-Firmen stellen Speicherplatz, Software und Rechenkapazität bereit, und sie beherbergen Webseiten auf ihren Servern. Die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen und Kapazitäten ist durch die Pandemie angeheizt worden, weil die Schließung von Büros und Schulen zu Homeoffice und virtuellem Unterricht zwang. Nach Berechnung des Analysehauses Statista wird der Umsatz mit Webhosting in Deutschland 2022 bei rund 3,7 Mrd. Euro liegen. Es wird erwartet, dass der Umsatz bis 2027 eine jährliche Wachstumsrate von 10,8% aufweist, was zu einem prognostizierten Marktvolumen von 6,1 Mrd. Euro im Jahr 2027 führt. Die durchschnittlichen Ausgaben je Arbeitnehmer im Segment Web Hosting liegen im Jahr 2022 voraussichtlich bei 84,30 Euro.

2019 aus Gründerhand

Oakley hatte 2019 die Kontrolle über Contabo von den Gründern übernommen. Das Unternehmen betreibt Rechenzentren in München, Nürnberg, Düsseldorf und St. Louis (USA). Für 2021 prognostizierte Contabo einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von rund 21 Mill. Euro und einen Umsatz von rund 44 Mill. Euro, wie aus dem Prognosebericht im Jahresabschluss für 2020 hervorgeht, der im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde.

Laut Jahresabschluss, der von Deloitte geprüft wurde, lag der Umsatz im Jahr 2020 bei 33,6 Mill. Euro, während der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) auf 17,5 Mill. Euro kletterte – was einem Anstieg um rund ein Drittel entsprach. „Dieser Anstieg (beim Umsatz) resultiert im Wesentlichen aus der steigenden Anzahl an Kunden, für die das Unternehmen eine ebenfalls steigende Anzahl an Servern betreibt“, stellten die Geschäftsführer Thomas Heinrich Noglik und Thomas Schimmel fest. Die Aufwendungen für Gewinnabführung lagen bei 6,6 Mill. Euro.

Die Cloud-Hosting-Plattform von Contabo wird von Entwicklern, Unternehmern und kleinen und mittleren Unternehmen für Webhosting, Entwicklung und Speicherung genutzt. Die Hosting-Dienste des Unternehmens werden in 189 Ländern angeboten. Zu den Wettbewerbern in Deutschland zählt die 1&1-Tochter Ionos, die der Mobilfunkanbieter zusammen mit dem Finanzinvestor Warburg Pincus an die Börse bringen will. Als europäischer Marktführer gilt die nordfranzösische Firma OVH aus Roubaix, deren Börsengang im Oktober 2021 erfolgreich 350 Mill. Euro einspielte.

Riesiger Gesamtmarkt

Von der übermächtigen US-Konkurrenz durch Amazon und Google sind die europäischen Anbieter noch weit entfernt. Der globale Cloud-Computing-Markt wird laut Research and Markets von 371 Mrd. Dollar im Jahr 2020 auf 832 Mrd. Dollar im Jahr 2025 wachsen, bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 17,5%. Zum Vergleich: Der europäische Marktführer OVH bringt es auf einen Jahresumsatz von 650 Mill. Euro.

Im Risikobericht von Contabo heißt es, man bewege „sich in wettbewerbsintensiven Wachstumsmärkten mit einer Vielzahl von Wettbewerbern. Einige dieser Wettbewerber können aus einer größeren Marktstellung heraus agieren und könnten ihre Angebote in Richtung Hosting- oder Breitbanddienste diversifizieren, was zu Marktanteilsverlusten führen könnte“.