Cobalt Holdings lässt Londoner Börsengang des Jahres platzen
Londoner Börsengang des Jahres platzt
Fintech Wise will Hauptnotierung nach New York verlegen, Pharmakonzern Indivior gibt LSE-Notierung auf
hip London
Cobalt Holdings hat ihr geplantes Initial Public Offering an der London Stock Exchange in letzter Minute abgesagt. Es wäre der größte Börsengang an der Themse seit dem IPO von Ithaca Energy gewesen. Zudem entscheiden sich immer mehr britische Unternehmen für eine Primärnotierung in New York.
Für die Londoner Börse hagelt es derzeit Tiefschläge. Das Fintech-Unternehmen Wise kündigte an, seine Hauptnotierung nach New York zu verlegen. Das Pharmaunternehmen Indivior, das diesen Schritt schon im vergangenen Jahr vollzog, will seine Notierung in der britischen Metropole aufgeben. Und dann platzte auch noch der bislang größte Börsengang des Jahres: Cobalt Holdings hat ihr Initial Public Offering abgesagt.
Man werde mit dem geplanten IPO nicht fortfahren, heißt es in einer schmallippigen Mitteilung der Gesellschaft. Es wäre der größte Börsengang seit dem von Ithaca Energy im Jahr 2022 gewesen. Die Gesellschaft handelt mit dem Batteriemetall Kobalt und will physische Vorräte davon anlegen. Der Vorankündigung des IPOs zufolge wollte sie 230 Mill. Dollar bei Investoren einsammeln. Citigroup und Canaccord Genuity sollten dabei helfen.
Glencore mit an Bord
CEO Jake Greenberg war einer der Gründer des Uranexperten Yellow Cake, den er 2018 an das Londoner Wachstumssegment Aim (zuvor Alternative Investment Market) brachte. Mit Cobalt Holdings wollte er an diesen Erfolg anknüpfen. Zu den Eigentümern gehören der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und Anchorage Structured Commodities Advisor.
Anlegern hätte die Aktie ermöglicht, an der Preisentwicklung des Batteriemetalls zu partizipieren. Yellow Cake hatte dies bereits für Uran getan. Allerdings gab es zuletzt ein Überangebot an Kobalt, das die Preise einbrechen ließ. Der wichtigste Anbieter, die Demokratische Republik Kongo, kündigte deshalb zuletzt an, die Exporte für vier Monate auszusetzen.

Delistings und Abwanderungen
Der letzte nennenswerte Börsengang an der Themse war das IPO des Wirtschaftsprüfers MHA, der 98 Mill. Pfund einspielte. Ansonsten bestimmten zuletzt Delistings und die Abwanderung von Unternehmen an die Wall Street das Bild.
Die auf den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr spezialisierte Wise (zuvor Transferwise) kündigte bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen des Ende März abgelaufenen Jahres an, ein Listing in den USA anzustreben. Dort verortet das 2010 in London gegründete Fintech die weltweit größten Chancen für seine Produkte.
Zugang zum weltgrößten Kapitalmarkt
„Wir glauben, dass uns das Hinzufügen einer US-Primärnotierung dabei helfen würde, unsere Mission zu beschleunigen,“ sagte CEO Kristo Käärmann. Sie würde ihm zufolge nicht nur strategische Vorteile für Wise und ihre Eigentümer bringen. Schließlich hätte man durch diesen Schritt Zugang zum größten und tiefsten Kapitalmarkt der Welt. Wise ging im Sommer 2021 per Direktnotiz an die Londoner Börse.
Der Pharmakonzern Invidior hatte schon vor einem Jahr seine Primärnotierung an die Wall Street verlegt. Diese Woche kündigte er an, künftig auf das Listing in London zu verzichten. Eine Untersuchung der Liquidität in der Aktie habe ergeben, dass 75% des Handelsvolumens auf die Nasdaq entfallen. Mehr als 70% der Anteilseigner hätten ihren Sitz in den Vereinigten Staaten.
Hauptgeschäft in den USA
Zudem erwirtschaftet Indivior mehr als vier Fünftel ihres Umsatzes in den USA. Zu den wichtigsten Produkten des Unternehmens gehört Suboxone, das zur Behandlung von Heroinabhängigen verwendet wird. Auch andere Firmen, die einen Großteil ihres Geschäfts jenseits des Atlantik machen, wanderten nach New York ab. Unter ihnen befinden sich etwa der Baustoffhändler CRH und Ferguson.
Die Absage von Cobalt Holdings ist nicht der einzige Flop im IPO-Geschäft. Die Anzeichen verdichten sich, dass der stark gehypte Börsengang des chinesischen Einweg-Modehändlers Shein nicht in London, sondern in Hongkong über die Bühne gehen wird. Die britische Metropole war für das Unternehmen ohnehin nur zweite Wahl, nachdem das Klima in den USA für Firmen aus der Volksrepublik rauer wurde.
Genehmigung verweigert
Wie Reuters unter Berufung auf Insider berichtete, verweigerte die chinesische Aufsicht ihre Zustimmung für ein IPO an der Themse.