Ladetechnik

Compleo rückt den Kosten zu Leibe

Mit einer radikalen Neuaufstellung will der neue Vorstand des Ladetechnikanbieters Compleo Charging Solutions die Kosten in den Griff bekommen. Dabei wird dem breiten Produktportfolio zu Leibe gerückt.

Compleo rückt den Kosten zu Leibe

ab Düsseldorf – Nach nur wenigen Wochen im Amt zieht der neue Vorstandschef des Ladesäulenherstellers Compleo Charging Solutions die Reißleine und läutet die Neuaufstellung des Unternehmens ein. Dazu soll das Produktportfolio im Segment Charging Stations radikal ausgedünnt und das zum 30. September aus der Organisation herausgelöste Softwaresegment eigenständig am Markt positioniert werden, wie das Unternehmen bei der Vorlage des Zwischenberichts ankündigte. „Wir werden konsequent auf Liquidität, Profitabilität und Kosten schauen“, versprach der seit Monatsbeginn amtierende CEO Jörg Lohr.

Neben der Vielzahl an operativen Einsparpotenzialen liebäugelt der Ladetechnikanbieter auch mit der Option einer zusätzlichen Außenfinanzierung. „Unser stark wachsendes Softwaresegment kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen“, wird Lohr zitiert. Er zieht damit auch die Konsequenz aus dem dramatischen Kursverfall der Aktie, die binnen Jahresfrist 90 % an Wert eingebüßt hat. Das kam bei den Investoren an. In der Spitze legte die Aktie am Mittwoch um 17 % zu. Zu Leibe gerückt wird dem durch Akquisitionen aufgeblähten Segment Charging Stations. Die Zahl der Produktfamilien soll von derzeit 15 mit mehr als 500 Produktvarianten auf fünf Kernprodukte eingedampft werden. Diese Kernprodukte deckten 80 % der üblichen Anwendungsfälle ab, heißt es. Zudem soll das Segment auf die Kernfunktionen, die Entwicklung und den Vertrieb ganzheitlicher Ladeinfrastrukturlösungen, zurechtgestutzt werden.

Produktion auslagern

Zugleich soll die industrialisierte Produktion von Wallboxen perspektivisch extern beauftragt werden. Damit Hand in Hand geht die Schließung der Produktionsstandorte in Paderborn und Schlangen zum Jahresende. Das sei als erster Schritt zur Verschlankung der Kostenstrukturen und zum Abbau der Überkapazitäten zu verstehen. Weitere Initiativen u. a. zur Optimierung des Working Capital befänden sich in Planung.

Mit Blick auf das Softwaregeschäft ist von strategischen Partnerschaften die Rede, mittels derer Wert für die Compleo-Aktionäre geschaffen werden soll. Das Segment wird als profitabel apostrophiert und stand im dritten Quartal für einen Umsatz von 5,8 Mill. Euro, entsprechend einem Umsatzanteil von einem Fünftel.

An der Prognose für das Gesamtjahr wird festgehalten. Bei einem Umsatz zwischen 105 und 110 Mill. Euro wird mit einem operativen Verlust (Ebitda vor Sondereinflüssen) zwischen 25 und 300 Mill. Euro kalkuliert. Nach neun Monaten wird ein Umsatz von 80,3 Mill. Euro gezeigt. Zugleich ist operativ ein Verlust von 18,5 Mill. Euro aufgelaufen. Unter dem Strich steht ein Verlust von 33,7 Mill. Euro.

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