Medizinsoftware

Compugroup schiebt KI-Initiative an

Künstliche Intelligenz steht bei vielen Unternehmen auf der Agenda. Auch der Medizinsoftwarekonzern Compugroup setzt zu einer Initiative an, um maschinelles Lernen stärker in seine Produkte zu integrieren.

Compugroup schiebt KI-Initiative an

Compugroup schiebt KI-Initiative an

CEO Rauch: Akquisitionen geplant – Telematik-Umsätze werden verstetigt

hek Frankfurt

Mit einer KI-Initiative will der Medizinsoftwarekonzern Compugroup Medical zusätzliches Geschäft an Land ziehen. Künstliche Intelligenz (KI) werde die Healthcare-IT-Branche in den kommenden Jahren prägen und verändern, ist CEO Michael Rauch überzeugt. Daher soll der Einsatz von KI, maschinellem Lernen und Large Language Models ausgeweitet werden. Dafür seien auch Akquisitionen geplant, sagt Rauch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

In vielen Produkten sei schon KI verbaut. Ein Beispiel sei Therafox, ein Tool, das dem Arzt bei Arzneimittelverschreibungen die Nebenwirkungen anzeigt, um Medikationsfehler zu vermeiden. Es seien bereits viele Mitarbeiter mit KI-Expertise an Bord, so dass Rauch kein Personalproblem auf sich zukommen sieht. Finanzieren will der CEO die Initiative durch Umschichtungen in den Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Hinzu kommen Akquisitionen: “Zum Teil brauchen wir auch externe Expertise”, sagt Rauch. Der letztjährige Erwerb von Inside Health, einem Datendienstleister aus Hessen, habe Compugroup bereits “sehr deutlich nach vorne gebracht”. Die Feuerkraft für Übernahmen veranschlagt Rauch, der neben der CEO- auch die CFO-Rolle ausübt, auf mehrere hundert Mill. Euro. Die Obergrenze für die Nettoschulden siedelt er nach dem starken Zinsanstieg beim 3,5-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) an statt früher beim Vier- bis Fünffachen. Derzeit bewegt sich der Leverage bei knapp 2,7.

Viele Einsatzfelder für KI

Die Einsatzbereiche von KI reichen laut Compugroup vom Management chronischer Erkrankungen über Prävention und Diagnostik bis zu Betriebsabläufen, Ressourcenmanagement, Verwaltung und Softwareentwicklung. KI helfe, Ärzten mehr Zeit für Patienten zu verschaffen.

Die Sonderumsätze aus dem Softwareupdate für den Telematik-Konnektor würden verstetigt, kündigt Rauch an. Sie würden künftig über monatliche Service- und Wartungsgebühren abgegolten. “Einmalerlöse werden in wiederkehrende Umsätze gedreht”, erläutert der CEO. Die Umstellung auf eine Pauschale für Ärzte und Apotheker erfolge im zweiten Halbjahr 2023.

Im zweiten Quartal hat das Softwareupdate das organische Umsatzwachstum auf 13% gehievt. Bereinigt um die Telematikinfrastruktur für die elektronische Gesundheitskarte verbleibt dem Unternehmen ein Plus von 5%.

Impulse aus Krankenhauszukunftsgesetz

Auch das deutsche Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung von Krankenhäusern schiebt die Geschäfte an. Die Regierungsinitiative hat dem auf Software für Ärzte, Kliniken und Apotheken spezialisierten Konzern nach eigenen Angaben bis Ende Juni bereits Aufträge im Wert von insgesamt mehr als 130 Mill. Euro gebracht.

Insgesamt rechnet der CEO mit Bestellungen zwischen 130 Mill. und 140 Mill. Euro aus dem Gesetz, so dass die Effekte bald auslaufen. Das Gesamtvolumen der für das Unternehmen relevanten Bereiche des Programms veranschlagt Rauch auf 400 Mill. bis 600 Mill. Euro.

Die Quartalszahlen liegen nach Angaben von Analysten über den Marktschätzungen. Das adjustierte Ebitda kletterte im zweiten Jahresviertel um 36% auf 73,1 Mill. Euro. Bei Umsätzen von 304,2 Mill. Euro kam die Marge von 20 auf 24% voran. Der Anteil wiederkehrender Umsätze lag bei 66%. Unter dem Strich verdiente Compugroup mit 31,1 Mill. Euro deutlich mehr als ein Jahr zuvor (12,1 Mill. Euro). Die Margenausweitung sei auf Kurs, stellt das Finanzhaus Stifel fest. Die Investmentbank Jefferies konstatiert, dass sich die Investitionsphase dem Ende nähere und sich die Personal- und F&E-Kosten stabilisierten.

Den Jahresausblick bestätigt das Management. Demnach peilt Compugroup 5% organisches Umsatzplus, zwischen 260 Mill. und 300 Mill. Euro adjustiertes Ebitda (2022: 234 Mill. Euro) und mindestens 100 Mill. Euro Free Cashflow an.