Condor findet einen Retter

Polnische LOT übernimmt den Ferienflieger komplett - KfW-Kredit wird voll getilgt - Gläubiger gehen leer aus

Condor findet einen Retter

Entgegen manchen Unkenrufen hat Condor als Ganzes einen Investor gefunden. Die Mutter der polnischen Fluggesellschaft LOT übernimmt die Tochter des 2019 zusammengebrochenen Reiseriesen Thomas Cook, aus deren Klammergriff sich Condor mit einem Schutzschirmverfahren befreit hatte. Aus dem Kaufpreis wird der KfW-Überbrückungskredit voll getilgt.hei Frankfurt – Die nach der Lufthansa bekannteste deutsche Fluggesellschaft Condor hat vier Monate nach ihrem Eintritt in ein Schutzschirmverfahren einen Investor gefunden. Die Polish Aviation Group (PGL), Mutter des Star-Alliance-Mitglieds LOT, übernimmt den Ferienflieger, der durch die Pleite von Thomas Cook in schwere Turbulenzen geraten war, komplett. PGL-Chef Rafal Milczarski sagte angesichts der für einen “solchen Prozess” rekordkurzen Verhandlungsdauer auf einer Pressekonferenz in Frankfurt: “Wir haben wirklich Wunder gewirkt.” Zu diesem Wunder hatten laut Condor-Lenker Ralf Teckentrup neben den unmittelbaren Verfahrensbeteiligten auch “zahlreiche Geschäftspartner” sowie die Beschäftigten und Gewerkschaftsvertreter beigetragen. Letztere hatten in parallelen Gesprächen einem Sparprogramm zugestimmt, das die Airline für den Käufer attraktiver gemacht hat.Den konkreten Kaufpreis wollten PGL und Condor nicht nennen, betonten jedoch, dass die 380 Mill. Euro Überbrückungskredit der KfW bei Fälligkeit Mitte April vollständig getilgt werden würden. Der Kredit wurde zudem nicht in vollem Umfang abgerufen, ergänzte Condor-Finanzchef Christoph Debus. Teckentrup wies darauf hin, dass nun “die Unsicherheit, die die Condor über Monate belastet hat”, wegfalle. Auch in dieser Zeit sei das Unternehmen mit einer Auslastung von 90 % geflogen und habe stets profitabel operiert, betonte er.Insolvenzverwalter Lucas Flöther, der auch das Air-Berlin-Verfahren geleitet hatte, unterstrich, dass die Voraussetzungen für einen glücklichen Ausgang deshalb bei Condor von Anfang an deutlich besser waren, und betonte, der Fall bezeuge die Qualität des Schutzschirmverfahrens im deutschen Recht. Beobachter hatten lange angezweifelt, dass es gelingen werde, Condor als Ganzes zu erhalten. Während die Transaktion für den Steuerzahler gut ausgeht, stehen die Gläubiger praktisch vor dem Totalverlust ihrer milliardenschweren Forderungen. Dies dürfte laut Flöther aber kaum überraschen.Gleichwohl hängt der Deal mit LOT davon ab, dass die Gläubigerversammlung, die im März zusammentreten soll, den “Plan” billigt. Dem Vernehmen nach bleibt vom Kaufpreis nach Rückzahlung des Kredits wohl nur noch ein zweistelliger Millionenbetrag, der zu verteilen ist. Im Gläubigerausschuss, dessen Empfehlung die Versammlung folgen dürfte, sitzt nach Informationen der Börsen-Zeitung die Kanzlei Allen & Overy als Vertreter der Anleihehalter. Die Reiseveranstalter, die großes Interesse an einem Überleben der Condor gezeigt haben, vertritt DER. Außerdem sitzt Fraport in dem Gremium, für die Condor in Frankfurt der zweitgrößte Kunde ist, außerdem Vertreter der Bundesagentur für Arbeit, des Betriebsrats sowie des Pensionssicherungsvereins.LOT gehörte Debus zufolge zu den Interessenten der ersten Stunde an Condor. Von insgesamt sechs Adressen, die sich gemeldet hatten, legten drei ein verbindliches Angebot vor, darunter dem Vernehmen nach neben den Polen die Finanzinvestoren Apollo und Greybull. LOT habe von Anfang an den “ultimativen Willen” erkennen lassen, zum Zuge zu kommen und Condor als Ganzes zu übernehmen. Mit diesem Käufer habe man “die beste Lösung gefunden”, lobte auch Teckentrup. Der erfahrene Airline-Manager kündigte an, dass Condor künftig “noch profitabler” sein werde. Dies sei nötig für eine Fluggesellschaft, die in ihr Fluggerät investieren müsse. LOT, die selbst 2012 mit Staatsgeld gerettet werden musste, beförderte den Angaben zufolge zuletzt über 10 Millionen Passagiere im Jahr – etwas mehr als Condor. Seit 2016 hat die Airline ihren Umsatz unter der Führung von Milczarski auf 1,9 Mrd. Euro verdoppelt und ist profitabel. Neben Warschau wurde vor allem Budapest zum zweiten Hub ausgebaut. Mit Condor hat LOT große Pläne. So versprach Milczarski eine komplette Erneuerung der Langstreckenflotte, für die in drei Jahren rund 30 neue Flugzeuge angeschafft werden sollen. Die Finanzierung unterstützt ein polnisches Bankenkonsortium. Condor soll als Marke erhalten bleiben und vom bestehenden Management weiterhin geführt werden. LOT ergänze sich als Netzcarrier mit einem Ferienflieger, der künftig im gesamten DACH-Raum und auch in Osteuropa expandieren soll. – Wertberichtigt Seite 6