AUS FÜR THOMAS COOK

Condor greift nach der Rettungsleine

Überleben der profitablen Thomas-Cook-Tochter dennoch unsicher - Käufer bisher Fehlanzeige

Condor greift nach der Rettungsleine

Von Heidi Rohde, FrankfurtZu seiner Rettung hatte der schwer angeschlagene Reisekonzern Thomas Cook eigentlich auf den Verkauf von Tafelsilber, namentlich der profitablen Airline-Tochter Condor, gesetzt, deren substanzieller Marktanteil an großen deutschen Flughäfen Käufer locken sollte. Zur Vorbereitung einer möglichen Transaktion waren die Airlines aus Thomas Cook ausgegründet worden, verbunden mit einer Rekapitalisierung der Gruppe durch die Banken und den chinesischen Großaktionär Fosun (Vgl. BZ vom 29. August). Allein, der Versuch, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, misslang. Insbesondere die Preisvorstellungen für Condor stießen am Markt auf keinerlei Gegenliebe.Nachdem der Mutterkonzern nun doch Insolvenz anmelden musste und sofort zur Liquidation schreitet, muss die deutsche Tochter fürchten, in den Strudel gerissen zu werden. Zwar stößt die Bitte von Condor um einen “Überbrückungskredit” zur Abwendung von Liquiditätsengpässen bei der Bundesregierung auf offene Ohren, denn der seinerzeit an Air Berlin vergebene Kredit wurde zurückgezahlt, mithin der Steuerzahler nicht belastet. Ein Überleben des bekannten Ferienfliegers ist dennoch äußerst unsicher. Das zeigt gerade das Beispiel Air Berlin, die mit dem Staatskredit in der Luft gehalten wurde – für einige Zeit, bis das Geld verbrannt war. Air Berlin hatte zum Zeitpunkt der Kreditanfrage bereits selbst vorläufige Insolvenz angemeldet, ein Schritt, den das Condor-Management bisher nicht für notwendig erachtet. Zwei SchwachstellenAllerdings leidet die Wirtschaftlichkeitsprognose an zwei erheblichen Schwachstellen: Zum einen stellen Thomas-Cook-Kunden bisher rund ein Viertel der Condor-Passagiere, wie ein Unternehmenssprecher sagt; diese Kapazitäten müssten binnen kurzer Zeit einen neuen Abnehmer finden, was sehr schwierig werden dürfte. Zum anderen dürfte die Nachfrage nach Condor-Tickets am freien Markt schnell einbrechen, nachdem öffentlich geworden ist, dass die Airline einen Liquiditätsengpass fürchtet. Dieses Schicksal traf auch Air Berlin, Germania und andere in der Krise. Es besteht daher auch bei Condor die Gefahr, dass die Liquidität schneller schmilzt als vorhergesehen und das Unternehmen aus eigener Kraft nicht auf die Füße kommt. Dies zumal, da die Condor Flugdienst GmbH Teil der Thomas Cook Airlines ist, die 100 % dem insolventen Reisekonzern gehört. Somit wären die Assets der Condor, auch ihre Barmittel, Teil der Masse, auf die der Insolvenzverwalter zugreifen könnte bzw. müsste.Jenseits einer vorhandenen oder aufgestockten Liquidität ist der Wert des Ferienfliegers aus Sicht von Experten daher nicht mehr allzu groß. Zwar könnten die Wettbewerber hierzulande Interesse an den Slots (Landerechten) der Gesellschaft in Hotspots wie Frankfurt, München oder auch Palma de Mallorca haben, um eigene Kapazitäten besser auszulasten. Dies bedeutet aber nicht, dass es Käufer für die Condor als Ganzes geben muss. Im Gegenteil: eine überalterte Flotte, alte Leasingverträge und noch immer hohe Personalkosten sowie bestehende Schulden schrecken ab, wie es unter anderem bei der Tui hinter vorgehaltener Hand heißt. An den Plänen, aus der eigenen Airline Tuifly und Condor ein Gesamtkunstwerk zu schmieden, sei gegenwärtig nichts dran. Was bleibt, sind eben die Slots und der Wert einer etablierten Marke. Beides können die Wettbewerber im Falle einer Insolvenz und eines Groundings bekommen, ohne die genannten Lasten, die ein Kauf des fortgeführten Unternehmens mit sich bringen würde, übernehmen zu müssen.Gerade der Fall Air Berlin, deren Assets, also Slots inklusive Fluggerät und Personal, am Ende zu großen Teilen von der Lufthansa sowie von Easyjet und Ryanair übernommen wurden, habe zudem gezeigt, “dass eine Marktkonsolidierung ohne Bereinigung der Überkapazitäten die strukturellen Probleme der Branche nicht gelöst hat”, erklärt Daniel Bergner, Geschäftsführer des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands.Die Lufthansa, die zuvor ein Angebot von unter 200 Mill. Euro für Condor unterbreitet hatte, sieht jedenfalls von einer neuen Offerte ab. Angesichts fehlender Auslastung durch Thomas Cook und absehbar wegbrechender Buchungen ist der Wert von Condor auch für den Marktführer nicht mehr erkennbar.