Condor soll knapp 400 Mill. Euro erhalten

Deutsche Thomas Cook spricht mit Investoren

Condor soll knapp 400 Mill. Euro erhalten

hei Frankfurt – Die deutsche Thomas Cook GmbH, die den Kern des zentraleuropäischen Geschäfts des insolventen britischen Reisekonzerns darstellt, versucht ebenso wie der Ferienflieger Condor mit allen Kräften, die eigene Pleite doch noch abzuwenden. Während der hiesige Reiseveranstalter mit den Traditionsmarken Neckermann, Bucher oder Öger Tours seit Montag auf “Notgeschäftsführung” umgestellt und zunächst alle Reisen bis Abreisedatum 26. September abgesagt hat, laufen die Rettungsbemühungen auf Hochtouren. Langjährige PartnerDie deutsche Geschäftsführung steht einer Mitteilung zufolge in “intensiven Gesprächen mit möglichen Kapitalgebern” und allen zuständigen Gremien auf Landes- und Bundesebene. Im Mittelpunkt der Anstrengungen steht die Unterstützung durch langjährige Partner in den Urlaubszielgebieten, vor allem Hotelgruppen, mit denen Thomas Cook schon lange zusammenarbeitet. Im spanischen Raum ist dies beispielsweise die Iberostar-Gruppe.In diesen Zielgebieten sind die Hotels von der Thomas-Cook-Pleite hart getroffen. Dort könnte es sogar zu Hotelpleiten kommen, wenn Gastgeber zu mehr als 50 % ihrer Auslastung über Thomas Cook kalkuliert hatten. Die Zahlungsabwicklung sehe so aus, dass Hoteliers erst nach bis zu zwei Monaten nach Abreise der Gäste von Thomas Cook bezahlt würden. Das heißt: Es sind noch Zahlungen vom Sommer – der Hauptreisesaison – offen.Die spanische Tourismusbranche wird allein wegen nicht beglichener Rechnungen nach Schätzungen mindestens 200 Mill. Euro verlieren. Diese Verluste würden große Hotelketten wie Meliá und Iberostar, aber auch mittlere und kleinere Unternehmen treffen, sagte der Vizepräsident des Reiseunternehmerverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, in einem Radiointerview. Die Präsidentin des Hotelierverbandes von Mallorca (FEHM), Maria Frontera, hatte zuvor gewarnt, wegen der Thomas-Cook-Pleite sei “die Zukunft vieler Unternehmen ernsthaft gefährdet”. Hilfe des Staates werde auf jeden Fall nötig sein, damit diese Unternehmen überlebten.Angesichts der geballten Abhängigkeit überrascht es nicht, dass die Partnerhotels gegenüber der deutschen Thomas Cook “Bereitschaft, uns zu unterstützen” signalisieren – wobei Hilfe naturgemäß nur von denen kommen kann, die die Einnahmeausfälle verkraften und noch freie Mittel haben. Viele Unternehmen mag indes auch die Sorge vor einer drohenden zu großen Marktmacht des Thomas-Cook-Rivalen Tui umtreiben.Die Branche kämpft im Mittelmeerraum, den klassischen nah gelegenen Sommer-Sonnenzielen, das zweite Jahr in Folge mit schwachen Buchungszahlen, weil der Rekordsommer 2018 und auch die Temperaturen in diesem Jahr viele Urlauber an die Nord- und Ostseeküste lockten, die aus Deutschland, den Benelux-Ländern und auch aus Schweiz sowie Österreich gut mit dem Auto zu erreichen sind. Bund und Land am BallUnterdessen berichtet auch Condor, dass “Gespräche mit Investoren laufen”. Zugleich war aus informierten Kreisen zu hören, dass Bundesregierung und Land Hessen sich jeweils zur Hälfte an einem Überbrückungskredit für Condor beteiligen wollen. Dabei sollen 380 Mill. Euro bereit gestellt werden. Eine Bestätigung gab es bis Redaktionsschluss nicht. Wer die genannten Investoren sein könnten, bleibt allerdings offen. Hartnäckig halten sich Gerüchte über ein Interesse von Lufthansa und Tui, während die Unternehmen selbst abwinken.