IM GESPRÄCH: STANLEY BRONISZ

Consus will mit Projekten punkten

Gewerbeimmobilienunternehmen kauft sich bei CG Gruppe ein - Developer wird neuer Großaktionär

Consus will mit Projekten punkten

Das erst seit kurzem börsennotierte Immobilienunternehmen Consus expandiert mit dem Erwerb von 50 % des Projektentwicklers CG Gruppe. Der Verkäufer wird damit dominierender Aktionär von Consus.Von Walther Becker, FrankfurtDie Consus Commercial Property ist am Kapitalmarkt bislang ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Das erst seit April im Freiverkehr notierte Gewerbeimmobilienunternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von 240 Mill. Euro will sich durch eine große Transaktion zu einem Spieler mit etwa 800 Mill. Euro wandeln. Und dabei geht Stanley Bronisz, Vorstand des Unternehmens aus Leipzig, einen ungewöhnlichen Weg: Während die Konkurrenz Bestandshaltung und Projektentwicklung wegen unterschiedlicher Risiko- und Renditeprofile separiert sowie Wohn- und Gewerbeimmobilien trennt, will Consus einen gelisteten Developer schaffen, wie es diese in England oder den USA gebe, hierzulande aber nicht. Für 2018 wird der Wechsel in den Prime Standard angestrebt.Und das geht so: Consus will 50 % der privat gehaltenen CG Gruppe AG erwerben, deren Gesellschafter daraufhin Consus dominieren. Dabei wird die CG Gruppe nicht konsolidiert. Mit dem Deal werde man zu einer Gesellschaft mit 800 Mill. Euro Marktkapitalisierung “und damit auch für größere institutionelle Investoren im In- und Ausland interessant”, wie Bronisz sagt. “Das Bestandsgeschäft von Consus mit Gewerbeimmobilien wird so durch umfangreiche Aktivitäten in der Entwicklung von Wohn- und Gewerbeprojekten an erstklassigen deutschen Standorten ergänzt”, sagt der Manager, der früher unter anderem Europachef der Fondsgesellschaft Pioneer war, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dies solle den Cash-flow erhöhen, was auch dem Bestandsportfolio zugutekomme. Dabei solle die Zusammenarbeit mit der börsennotierten Publity, ebenfalls aus Leipzig, fortgesetzt werden. Diese kauft Immobilien, bewirtschaftet Einheiten für Dritte und ist im Asset Management tätig. “Mit einer Kombination aus stabilen Mieteinnahmen und hohen Projekterlösen bietet Consus dann ein erweitertes Geschäftsmodell und wächst in eine komplett neue Dimension”, preist er die Planungen. Es werden bereits Fakten geschaffen. Gestern rückte der CG-Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Kickum an die Consus-Spitze. Er war Chef der Airbus Group Bank, Vorstand der FMS Wertmanagement sowie der Aareal Bank. Der Verkäufer bewertetVerkäufer der 50 % an CG ist eine Gesellschaft namens Aggregate Deutschland. Hinter dieser steht als Alleingesellschafter der österreichische Unternehmer und Skidata-Gründer Günther Walcher, der unter anderem auch an Demire beteiligt war. Die anderen 50 % der CG hält deren Geschäftsführer Christoph Gröner. Falls dieser Anteile abgibt, würde Consus auch bilanziell eine große Nummer – denn dann müsste CG konsolidiert werden.Der Kaufpreis für die 50 % soll durch eine gemischte Sachkapitalerhöhung – Ausgabe neuer Aktien und Übertragung einer Anleihe – dargestellt werden, die von der Hauptversammlung der Consus am 28. September beschlossen werden soll.In der Bewertung der CG Gruppe verlässt sich Consus auf die Vendor Due Diligence, vertraut also auf die Einschätzung der Verkäufer. Für die Bewertung der neuen Aktien der Consus sei der gewogene durchschnittliche Drei-Monats-Kurs der Aktie bezogen auf den 10. August von 10,66 je Aktie zugrunde gelegt worden. Vor der Transaktion hält Thomas Olek, der auch CEO der Publity ist, 26,5 % und samt dem britischen Finanzinvestor FTV 50 %. Danach wird Oleks Anteil auf 8,5 % verwässern, Walcher werde knapp 70 % halten und FTV auf 8 % kommen. In den Aufsichtsrat sollen alte Bekannte einziehen: Neben Olek auch Axel Harloff, früher CEO von Adler Real Estate, und Karl Kauermann, in Frankfurt als Ex-Chef der Helaba in Erinnerung. Darin sitzt Andreas Steyer, früher Demire. Laut Bronisz gebe es zahlreiche operative Anknüpfungspunkte zwischen beiden Seiten. “Anlegern können wir damit ein Geschäftsmodell bieten, das stabile Cash-flows mit hohem Renditepotenzial verbindet.” Im Einzelnen ist vorgesehen, dass Consus 55,65 Millionen neue Aktien ausgibt sowie eine Schuldverschreibung mit 150 Mill. Euro an Aggregate. Der Gegenwert belaufe sich auf 743 Mill. Euro.CG rangiert dem Branchendienst Bulwiengesa zufolge auf Rang 2 der Entwickler in deutschen A-Städten und verfügt laut Bronisz über Projekte an attraktiven Sekundärstandorten. Das aktuelle Projektvolumen summiere sich auf 4,7 Mrd. Euro in Berlin, Leipzig, Dresden, Offenbach, Köln, Düsseldorf und Hamburg. Die CG sei Pionier in der Digitalisierung von Planung und Konstruktion sowie dem “künftig umfassenden Einsatz von hochqualitativen, industriell vorgefertigten Serienkomponenten”. In Verbindung mit ihrer Baukompetenz könne die Gruppe Kosteneinsparungen in zweistelliger Prozenthöhe erzielen und erhöhte Margen realisieren. Kerngeschäft seien großvolumige Wohnprojektentwicklungen für Institutionelle, die sich den Zugriff zu einem großen Teil frühzeitig im Rahmen von Forward Sales sicherten. Dies erhöhe die Planbarkeit der Zahlungsströme. Zudem setzt man auf Revitalisierung von Hochhäusern mit Wohnkonzepten. Die Projekterlöse und Mieteinnahmen der CG sollen zwischen 2018 und 2022 kumuliert über 3,5 Mrd. Euro erreichen, meinen die Verantwortlichen. Das kumulierte Ebitda in dieser Zeit soll bei 830 Mill. Euro liegen. Nach 2020 würden weitere Projekte in Milliardenvolumen und vergleichbaren Ebitda-Margen fertiggestellt.