Autozulieferer

Continental will wieder Dividende zahlen

Conti traut sich trotz der Unsicherheiten im Zuge des Ukraine-Kriegs eine Prognose zu und bekräftigt Mittelfristziele. Der Autozulieferer will nach Rückkehr in die Gewinnzone eine Dividende zahlen.

Continental will wieder Dividende zahlen

ste Hamburg

Trotz nicht absehbarer Effekte im Zusammenhang mit der Invasion Russlands in die Ukraine hat der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental am Mittwoch anders als am Vortag die Schaeffler-Gruppe für das laufende Geschäftsjahr eine Prognose abgegeben. Diese sieht für 2022 auf Basis einer um 6 bis 9% anziehenden weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen einen um 12,4 bis 18,3% auf 38 bis 40 (i.V. 33,8) Mrd. Euro steigenden Umsatz sowie eine bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 5,5 und 6,5 (5,6)% vor. Dabei geht das Dax-Unternehmen aus Hannover von auf rund 2,3 Mrd. Euro erhöhten Beschaffungs- und Logistikkosten aus, die das Ergebnis voraussichtlich noch stärker belasten würden als im vergangenen Jahr.

Continental erwartet, dass sich das Geschäft nach einem verhaltenen Jahresbeginn infolge des Lieferengpasses im Bereich Halbleiter sowie der Kostensteigerungen bei Beschaffung und Logistik sukzessive verbessern wird. Die geopolitische Lage könne allerdings auch zu Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis führen. Das Geschäft in Russland, wo rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt seien und wo Conti die Produktion in Kaluga inzwischen vorerst ausgesetzt hat, kommt auf einen Anteil von weniger als 1% am Konzernumsatz.

Die potenziellen Effekte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg seien nicht eingepreist, man habe dem Kapitalmarkt mit der Prognose aber einen Orientierungspunkt anbieten wollen, sagte Finanzchefin Katja Dürrfeld der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage der vorläufigen Jahresbilanz 2021. Man werde in diesem Jahr die Anstrengungen verstärkt darauf richten, die „Ergebnissituation“ im Unternehmensbereich Automotive dauerhaft zu verbessern. Die Finanzchefin verwies auf das 2019 initiierte und ein Jahr später verschärfte Strukturprogramm, das konzernweit „Veränderungen“ für 23000 Stellen und von 2023 an jährliche Bruttoeinsparungen von 850 Mill. Euro (ohne Vites­co) vorsieht. Mit diesem Programm sei man, so Dürrfeld, „on track“. Weitere konkrete Sparmaßnahmen plant der Zulieferer demnach derzeit nicht.

Continental bekräftigte die Mittelfristziele, die nach Aussagen beim Kapitalmarkttag im Dezember 2020 unter anderem für den Automotive-Bereich eine bereinigte Ebit-Marge von 6 bis 8% vorsehen. Man habe die Strukturen im Unternehmen „markt- und kundenorientiert angepasst“, betonte Vorstandschef Nikolai Setzer in der Jahrespressekonferenz. Zu Spekulationen über eine Abspaltung einzelner Automotive-Geschäfte oder einer Aufspaltung des Konzerns mit dem Ziel einer höheren Bewertung sagte er, die Zusammenarbeit der Geschäftsfelder unter einem Dach habe „oberste Priorität“. Automatisiertes Fahren sei „eines der strategischen Aktionsfelder, das in die Gesamtheit von sechs integral eingebettet“ sei. Man sei der „festen Überzeugung“, dass Continental aus dem Zusammenspiel in dieser einzigartigen Struktur Stärke gewinne. Die Unternehmensbereiche Automotive, Reifen und Contitech seien unter einem Dach „richtig aufgestellt“.

Der Automotive-Bereich war 2021 laut Conti von der schwachen Entwicklung der Automärkte und dem Chipmangel betroffen. Die weltweite Autoproduktion habe Schätzungen zufolge nur um 3% auf rund 77 Millionen Einheiten zugelegt. Ohne die im September abgespaltene Antriebssparte (Vitesco) erreichte der Bereich eine bereinigte Ebit-Marge von –1,3 (i.V. –2,2)%. Der Unternehmensbereich Rubber, der 2021 noch die nun separaten Bereiche Tires und Contitech bündelte, erreichte eine Marge von 12,4 (11,3)%.

Nach zwei Verlustjahren in Folge verbuchte der Konzern 2021 wieder einen Gewinn von 1,46 Mrd. (–962 Mill.) Euro. Nach dem Dividendenausfall 2020 will Continental für 2021 den Aktionären, darunter Schaeff­ler mit einem Anteil von 46%, eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie zahlen – insgesamt 440 Mill. Euro. Damit liege man am oberen Ende der Zielspanne von 15 bis 30%, so Dürrfeld. Der Betriebsrat forderte vor diesem Hintergrund eine „Verbundenheitsprämie“ für die Beschäftigten. Schwächer als der Dax legte die Conti-Aktie um 6% auf 65,50 Euro zu.

Continental
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro20212020
Umsatz33 76531 864
Bereinigtes Ebit1 9001 380
Ber. Ebit-Marge (%)5,64,4
Ebit1 846– 428
Erg. aus fortgef. Aktiv.1 710– 616
Konzernergebnis 21 455– 962
Ergebnis je Aktie 2 (Euro) 7,28– 4,81
Divid. je Aktie (Euro)2,200
Investitionen1 9471 780
Freier Cashflow 31 218805
Nettofinanzschulden3 765n.a.
Eigenkapitalquote (%)35,3n.a.
Beschäftigtenzahl190 875195 896
1) vorläufig; 2) den Anteilseignern zuzurechnen; 3) vor Akquisitionen, Desinvestitionen und Carve-out-Effekten Börsen-Zeitung
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