Finanzierung

Corestate-Gläubiger fürchten um Anleihen

Der angeschlagene Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital hat einen Finanzberater mandatiert, der „mögliche Alternativszenarien“ für fällige Bondschulden vorbereiten soll.

Corestate-Gläubiger fürchten um Anleihen

hek Frankfurt

Beim Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital spitzt sich die Krise zu. Investoren fürchten um ihre Anleihen. Das angeschlagene Unternehmen setzt seine Finanzziele für 2022 aus und prüft nach eigenen Angaben Optionen zur Refinanzierung der Ende November 2022 fälligen Wandelschuldverschreibung und der Unternehmensanleihe, die im April 2023 zur Rückzahlung ansteht. Corestate habe einen Finanzberater mandatiert, „der gegebenenfalls mögliche Alternativszenarien gemeinsam mit der Gesellschaft vorbereiten wird“, geht aus einer Firmenmitteilung hervor.

Investoren reagieren entsetzt. Die Aktie stürzte am Dienstag im Handelsverlauf weiter um mehr als 40% ab. Im Vergleich zu Anfang 2018 ist das frühere SDax-Papier um mehr als 90% abgestürzt. Auch die Notierung des Senior Bonds sackte weiter auf etwa 40% des Nennwerts ab.

Die Zuspitzung hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Am 8. März musste Corestate die Vorlage des geprüften Konzernabschlusses verschieben. Hieß es damals noch, man gehe fest davon aus, dass die ausstehenden Prüfungen keinen Einfluss auf das Zahlenwerk haben würden, stellte sich die Lage alsbald anders dar. Ende März räumte das Management ein, dass eine Herabsetzung des Goodwills der Tochter Helvetic Financial Services (HFS) droht. Drei Wochen später wurde klar: Es werden 175 Mill. Euro auf den Goodwill der HFS abgeschrieben, die als Anlageberater der Stratos Fonds agiert und sich zu den führenden Anbietern für Immobilien-Finanzierungslösungen mit Private-Debt-Strukturen im deutschsprachigen Raum zählt. Zusätzlich steckte Corestate 46 Mill. Euro in die Risikovorsorge „insbesondere für kurzfristige Bilanzpositionen mit kritischen Fälligkeiten“.

Eine Gruppe von Anleihegläubigern hat bereits Houlihan Lokey als Restrukturierungsberater angeheuert, berichtet Bloomberg. Angeführt von Pacific Investment Management hätten die Investoren den Berater gebeten, die ausstehenden Anleihen zu prüfen. Den Gläubigern schwebe eine Verlängerung der Laufzeiten sowie die Erhöhung der Sicherheiten vor, so Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Pimco sei größter Gläubiger von Corestate mit rund 118 Mill. Euro an Bonds und Wandelanleihen.

Operativ unter Plan

Laut Firmenangaben hat der Wandler derzeit ein Volumen von 180 Mill. Euro und der am 15. April 2023 fällige Firmenbond von 298 Mill. Euro. Die Nettofinanzverschuldung per Ende März gibt Corestate mit 532,7 Mill. Euro an. Ihr standen 63,3 Mill. Euro Liquidität gegenüber. Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher flüssiger Mittel seien eingeleitet, versichert das Management im Quartalsbericht. Aus dem Verkauf des Property Managers Capera erwartet Corestate 14,5 Mill. Euro Mittelzufluss im zweiten Quartal.

Den Jahresausblick und die avisierte Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen zieht der Vorstand nun „bis auf Weiteres“ zurück. Trotz zurückgehender Belastungen aus der Corona-Pandemie liege das Unternehmen operativ unter der eigenen Planung, lässt das Management wissen. Der dynamische Anstieg von Zinsen und Inflationsraten schlage sich aktuell in rückläufigem Transaktionsgeschäft und stärkerer Kundenzurückhaltung nieder. Zudem werden Belastungen für das Neugeschäft durch die „deutlich gestiegene Unsicherheit auf Seiten der Gesellschaft“ befürchtet. Daher zeichneten sich geringere Einnahmen aus Akquisitionserlösen und erfolgsabhängigen Gebühren im Kerngeschäft ab.

Größte Corestate-Aktionäre sind seit Spätherbst 2021 der Immobilienunternehmer Stavros Efremidis, der inzwischen als CEO fungiert, und der Hamburger Kaufmann Karl Ehlerding. Der österreichische Investor Günther Walcher mit seiner Aggre­gate Holdings war damals ausgestiegen. Aggregate war auch Großaktionär der Adler Group. Laut Adler-Homepage hält Aggregate noch 6,1% an dem umstrittenen Wohnimmobilienkonzern.

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