Online-Modehandel

Corona-Boom bei Zalando läuft aus

Nach dem Schub durch die Corona-Pandemie richtet sich der Online-Modehändler Zalando auf eine Normalisierung ein. Das Wachstum hat sich im dritten Quartal deutlich abgeschwächt.

Corona-Boom bei Zalando läuft aus

hek Frankfurt – Der Online-Modehändler Zalando ist im dritten Quartal auf das Ertragsniveau vor der Pandemie zurückgefallen. Die operative Marge schrumpfte von 6,4% im Vorjahreszeitraum auf 0,4%, was dem 2019er Wert entspricht. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte noch 9,8 Mill. Euro nach 118,2 Mill. Euro im Zeitraum Juli bis September 2020. Vor zwei Jahren hatte Zalando 6,3 Mill. Euro bereinigtes Ebit erwirtschaftet. Das 2008 gegründete Unternehmen wertet die Einbußen als erwartete Normalisierung. Das dritte Quartal sei das erste ohne tiefgreifende Lockdown-Maßnahmen gewesen. Finanzvorstand David Schröder spricht von einem New Normal. Zuvor hatte Zalando – wie die gesamte E-Commerce-Branche – von Ladenschließungen und Kontaktbeschränkungen zur Corona-Eindämmung profitiert.

Mit der Wiedereröffnung der stationären Läden und der steigenden Mobilität der Verbraucher zeichne sich eine Rückkehr zu normalisierten Wachstumsraten ab. Zalando siedelt diesen Korridor in der Mittelfristplanung zwischen 20 und 25% an, bezogen auf das Bruttowarenvolumen (GMV), also den über die Plattform verkauften Warenwert.

Im dritten Quartal ging die Zunahme mit 25,3% auf 3,1 Mrd. Euro marginal über das Zielband hinaus. Der Umsatz kletterte um 23,4% auf 2,3 Mrd. Euro. Als Wachstumstreiber hebt Zalando die Ausweitung der Kundenzahl und vermehrte Bestellungen der Abnehmer hervor. Zudem ist der Konzern jetzt in sechs weiteren europäischen Ländern vertreten, da­runter Kroatien und die Slowakei. Ende September führte der Konzern 46,3 Millionen Kunden in seiner Datei, 30,1% mehr als vor einem Jahr. Im Schnitt gaben die Kunden 5,1 Bestellungen binnen zwölf Monaten auf, was ein Höchstwert sei.

­Den Jahresausblick bestätigt das Management, was die Deutsche Bank in ihrem Kommentar als große Beruhigung wertet. Demnach soll das bereinigte Ebit in der oberen Hälfte der Spanne von 400 Mill. bis 475 Mill. Euro landen. Nach neun Monaten stehen 287,2 Mill. Euro in den Büchern. Damit muss Zalando im Gesamtjahr das obere Ende der Zielrange erreichen, um im Jahresschlussviertel zumindest knapp an den Vorjahresgewinn von 189,3 Mill. Euro heranzukommen. Die Marge lag damals bei 7,4%, im vierten Quartal 2019 waren es 5,6%. Investoren reagierten enttäuscht. Die in den Dax aufgestiegene Aktie gab am Mittwoch 9,5% nach.

Im dritten Quartal haben höhere Aufwendungen für Rabatte und Werbung auf den Ertrag durchgeschlagen, auch weil laut Schröder stationäre Konkurrenten Ware zum Teil mit hohen Nachlässen losschlugen. Zudem griffen Kunden im warmen September weniger zu den Herbst- und Winterkollektionen. Diese Käufe wurden später nachgeholt, was im vierten Quartal zu einer bisher starken Nachfrage geführt habe.

Die Bruttomarge plumpste im Berichtsquartal um 5,6 Prozentpunkte auf 38,8% und blieb damit klar hinter dem 2019er Wert von 41,1% zurück. Ins Marketing hat Zalando im dritten Quartal 8,6% des Umsatzes gesteckt, 0,8 Punkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stand ein Quartalsverlust von 8,4 Mill. Euro. Lieferengpässe seien nicht zu befürchten, die Lager seien gut gefüllt, wenngleich man beispielsweise gern mehr Sneakers hätte, sagt Schröder. Beim Einkauf der Frühjahrs- und Sommerware gebe es aber Verzögerungen. Das Mitgliederprogramm Zalando Plus wurde in den Niederlanden und Italien gestartet und in Frankreich erweitert. Im neuen Jahr steht laut Co-CEO Robert Gentz der Ausbau des Partnergeschäfts außerhalb Deutschlands im Fokus. Damit soll die Transformation zur Plattform vorangebracht werden. Im Partnergeschäft verkaufen angeschlossene Marken und Einzelhändler ihre Ware über die Zalando-Plattform. Die Berliner kassieren dafür eine Provision und Servicegebühren etwa für die Logistik.

Wertberichtigt Seite 8

Zalando
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate       
in Mill. Euro20212020
Bruttowarenvolumen10 0207194
Umsatz72545409
Ebit (bereinigt)287232
 in % des Umsatzes4,04,3
Periodenergebnis14795
Operativer Cash-flow72337
Bestellungen (Mill.)177128
 pro Kunde (Anzahl) *5,14,8
Warenkorb (Euro)57,5057,20
*) in zwölf MonatenBörsen-Zeitung
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