China

Corona-Welle trifft Foxconn

Der Auftragsfertiger Foxconn kommt in chinesischen Fabriken für den Bau von Apple-Geräten auf. Nun gerät er bei der Durchsetzung von Corona-Restriktionen in die Bredouille. Die Auswirkungen auf die Produktion des iPhone 14 sind noch ungewiss.

Corona-Welle trifft Foxconn

nh Schanghai

Der weltgrößte Auftragsfertiger für Elektronikgeräte Foxconn Technology Group aus Taiwan sieht sich zu Wochenbeginn mit erheblichen Problemen dabei konfrontiert, die Produktion für das neue Apple-Smartphone-Modell iPhone 14 im wichtigsten dafür vorgesehenen chinesischen Werk auf Touren zu halten. Über das Wochenende hinweg kursierten aufsehenerregende Bilder von Fabrikarbeitern, die versuchten, aus dem Foxconn-Werksgelände in der chinesischen Großstadt Zhengzhou zu fliehen. Auslöser für den Tumult sollen Versorgungsengpässe und unzumutbare Unterbringungszustände für einen Teil der über 200000-köpfigen Belegschaft gewesen sein, nachdem Corona-Infektionen werksinterne Lockdown-Maßnahmen ausgelöst hatten.

Zahlreiche chinesische Industriebetriebe haben in diesem Jahr Bedingungen geschaffen, um im Falle von Lockdown-Maßnahmen in ihrer Standortumgebung den Produktionsbetrieb im Rahmen einer „Corona Bubble“ aufrechtzuerhalten. Dabei werden Mitarbeiter auf dem Werksgelände gehalten, um nicht unter Lockdown-Bestimmungen in ihrem privaten Wohnumfeld zu geraten. In den riesigen Werken von Foxconn ist es indes auch abseits von Pandemiekontrollmaßnahmen gang und gäbe, dass die zu Auftragsspitzen überwiegend aus Wanderarbeitern rekrutierte Belegschaft in Wohneinheiten und Schlafsälen auf dem Gelände untergebracht und mit Essen versorgt wird. Diesmal aber scheint es im Zuge der rigiden Corona-Schutzprotokolle nach einer Reihe von Ansteckungen auf dem Gelände zu Internierungsmaßnahmen gekommen zu sein, die eine Fluchtreaktion bei Foxconn-Arbeitern auslösten. Danach soll es auch zu „geordneten Transporten“ gekommen sein, um nichtinfizierten Angestellten eine Rückkehr nach Hause zu ermöglichen.

Von Foxconn wurden die Vorgänge zunächst nicht näher kommentiert. Im Verlauf des Montags hieß es, man werde sich bemühen, die Produktionskapazitäten für den Zusammenbau von Apple-Geräten an anderen chinesischen Standorten kurzfristig auszudehnen. Auch kursierten Gerüchte, denen zufolge Foxconn-Mitarbeitern eine kräftige Erhöhung der Stundenlöhne um bis zu einem Drittel geboten werde, um sie im Werk in Zhengzhou zu halten beziehungsweise sie zu einer raschen Rückkehr dorthin zu bewegen.

Verlässliche Angaben über die Anzahl der Mitarbeiter, die das Gelände in Zhengzhou fluchtartig oder auch autorisiert verlassen haben, waren am Montag nicht zu erhalten. Seitens der Nachrichtenagentur Reuters wurden Stimmen zitiert, die mit einem zeitweiligen Rückgang der Smartphone-Produktion im Werk Zhengzhou von etwa 30% rechnen.

An der Taiwan Stock Exchange fiel die unter dem Namen Hon Hai Precision Industry gelistete Foxconn-Aktie zunächst um mehr als 2%, bei einem Schlusskurs von 45,20 Taiwan-Dollar begrenzte sich der Tagesverlust letztlich auf 0,7%. Dennoch liegen die Titel nur noch hauchdünn über ihrem Jahrestief in der ersten Juliwoche und haben im bisherigen Jahresverlauf glatt 30% eingebüßt.

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