Covestro-Aktionäre billigen üppigen Kapitalrahmen

Satzungsänderung im Vorgriff auf virtuelle HV?

Covestro-Aktionäre billigen üppigen Kapitalrahmen

ab Düsseldorf – Der Widerstand einiger institutioneller Investoren gegen einzelne Tagesordnungspunkte im Vorfeld der Covestro-Hauptversammlung hat sich als Sturm im Wasserglas entpuppt. Nach knapp drei Stunden war das virtuelle Aktionärstreffen des Kunststoffkonzerns beendet und alle Tagesordnungspunkte mit breiter Mehrheit angenommen. Gleichwohl lohnt ein tieferer Blick in das Abstimmungsergebnis, gab es zu manchen Punkten doch durchaus unterschiedliche Ansichten.Umstritten war insbesondere die vorgeschlagene Satzungsänderung, um künftig die virtuelle Teilnahme an dem Aktionärstreffen zu ermöglichen. Zwar wurde der Tagesordnungspunkt am Ende mit einer Mehrheit von 81,2 % der Stimmen angenommen bei einer Präsenz des Grundkapitals von 65,4 %. Einige Aktionäre interpretierten den Vorstoß jedoch als vorbereitenden Schritt, künftig ganz auf die Präsenzveranstaltung zu verzichten; unabhängig davon, dass hierfür der gesetzliche Rahmen fehlt.Insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt sei das ein falsches Signal, erklärte Hendrik Schmidt, Corporate-Governance-Analyst von DWS. Auch Arne Rautenberg von Union Investment hatte seine ablehnende Haltung zuvor signalisiert und zur Begründung auf die bisher “schlechten Erfahrungen mit virtuellen Hauptversammlungen” verwiesen, bei denen die Aktionärsrechte “massiv eingeschränkt wurden”.Geteilter Meinung waren die Aktionäre auch mit Blick auf den zu schaffenden Kapitalrahmen, ist es Covestro künftig doch möglich, das Grundkapital um bis zu 40 % zu erhöhen. Das sind zwar 10 % weniger als bisher. Doch war es die einstige Mutter Bayer, die Covestro mit diesem großen Kapitalrahmen in die Selbständigkeit entlassen hatte. Covestro wolle sicherstellen, zu jeder Zeit für eine angemessene Kapitalausstattung sorgen zu können, begründete Finanzchef Thomas Toepfer die Kapitalbeschlüsse. Dem neuen genehmigten Kapital stimmten 82,6 % der Aktionäre zu. Das ebenfalls erneuerte bedingte Kapital im Umfang von 10 % des Grundkapitals nickten 91 % der Aktionäre ab. Allerdings gab es an diesem Punkt auch die meisten Stimmenthaltungen.Mit der Wahl von Patrick Thomas in den Aufsichtsrat sitzt künftig – nach zwei Jahren Cooling-off – der einstige Covestro-Chef im Kontrollgremium. Thomas löst Ex-Bayer-CFO Johannes Dietsch ab, der nicht mehr zur Wahl stand.