Chemieindustrie

Covestro bleibt in Moll gestimmt

Covestro reiht sich nahtlos ein in die Riege der schwächelnden Chemiekonzerne. Die Zielsetzung wird an den unteren Prognoserand geschoben.

Covestro bleibt in Moll gestimmt

Covestro bleibt in Moll gestimmt

Zielsetzung an unteren Prognoserand verschoben – App zur CO2-Fußabdruck-Berechnung geht an den Start

ab Düsseldorf

Nach einem schwachen zweiten Quartal legt Covestro die Latte für das Gesamtjahr etwas tiefer. Zwar wird die Gesamtjahresprognose bestätigt, doch dürften die Kennzahlen alle eher in der unteren Hälfte der genannten Spanne liegen, wie der Chemiekonzern bei der Vorlage des Zwischenberichts mitteilte. Das liegt daran, dass Covestro auch im weiteren Jahresverlauf mit einer konjunkturellen Abschwächung rechnet.

Zwar ist das zweite Quartal wie erwartet verlaufen, das operative Ergebnis (Ebitda) landete mit 385 Mill. Euro im avisierten Korridor. Im Vergleich zum Vorjahr war das jedoch ein Rückgang um 30%. Noch deftiger fiel der Rückgang im Konzernergebnis aus, das sich um mehr als drei Viertel auf 46 Mill. Euro verringerte. Nachdem im ersten Quartal noch rote Zahlen geschrieben worden waren, hat Covestro im ersten Halbjahr unter dem Strich nur 20 (i.V. 615) Mill. Euro verdient.

Keine Aufhellung im dritten Quartal

Mit einer Aufhellung ist auch im dritten Quartal nicht zu rechnen. Für den Zeitraum Juli bis September wird das Ebitda im Konzern zwischen 240 Mill. und 340 Mill. Euro gesehen nach 302 Mill. Euro im Vorjahr. Die schwache Umsatzentwicklung – die Erlöse verringerten sich im Berichtsquartal um gut ein Fünftel auf 3,7 Mrd. Euro – wird von zwei Faktoren getrieben. Zum einen von der weltweit gedämpften Nachfrage, die die Absatzmengen reduziert, und zum anderen vom Verfall der Verkaufspreise, die kräftiger nachgeben, als sich die Inputkosten verringern. Das wirkt sich auch auf die Marge aus, die sich auf 10,3% verringerte.

In der Segmentsicht schnitt Performance Materials sichtlich schwächer ab als das Spezialitätengeschäft. Der Umsatz im Massengeschäft sank im Berichtsquartal um 27% auf 1,8 Mrd. Euro, das Ebitda gab um fast 18% auf 302 Mill. Euro nach. Solutions & Specialties gelang dagegen ein kleines Ergebnisplus auf 221 Mill. Euro, obwohl der Umsatz um 13,5% auf 1,9 Mrd. Euro nachgab.

Aktienrückkauf fortgesetzt

Die schwierige operative Lage änderte gleichwohl nichts daran, dass Covestro den Aktienrückkauf im zweiten Quartal fortsetzte. Dafür wurden laut Zwischenbericht 49 Mill. Euro ausgegeben. Das ist ziemlich genau der Betrag, der Covestro aus dem Verkauf des Geschäfts der additiven Fertigung (3D-Druck) zugeflossen ist. Der Buchgewinn belief sich auf 35 Mill. Euro. Insgesamt planen die Leverkusener für 500 Mill. Euro eigene Aktien zu kaufen, realisiert sind bislang 199 Mill. Euro. Letztlich flossen im Berichtsquartal 149 (−445) Mill. Euro (Free Operating Cashflow) ab.

Kein Wort zu Adnoc

Zu den Übernahmeavancen von Adnoc, dem staatlichen Ölkonzern aus Abu Dhabi, verlor das Management auch auf Nachfrage kein Wort. Die Spekulationen um ein Übernahmeangebot geben dem Aktienkurs jedoch seit Wochen Halt. Trotz der negativen Nachrichten gab der Dax-Wert am Dienstag nur um 0,9% auf 48,39 Euro nach. Das letzte indikative Angebot von Adnoc beläuft sich dem Vernehmen nach auf 57 Euro.

Das schwierige Umfeld ändert für Covestro allerdings nichts an der strategischen Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft, wie Vorstandschef Markus Steilemann betonte. Dabei wird die digitale Transformation als wichtiger Treiber angesehen. Jetzt hat der Konzern eine App entwickelt, mit der sich der CO2-Fußabdruck für die Produkte errechnen lässt. Mit der App könnten die Klimaauswirkungen bei der Herstellung der Produkte von der Wiege bis zum Werkstor (cradle-to-gate) berechnet werden, heißt es. Erfasst werden derzeit schon 50.000 Zwischen- und Endprodukte. Von 2024 an soll die App den Kunden schrittweise zur Verfügung gestellt werden.

Virtueller Stromabnahmevertrag

Zudem hat Covestro nun auch in den USA einen langfristigen Abnahmevertrag für grünen Strom abgeschlossen. Vertragspartner ist die dänische Orsted, mit der Covestro auch für die deutschen Standorte Grünstromverträge vereinbart hat. Bei dem für das US-Geschäft abgeschlossenen Vertrag handelt es sich um einen virtuellen Stromabnahmevertrag, der ab Ende 2024 läuft und die Treibhausgasemissionen um jährlich 70.000 Tonnen verringern soll.

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