Chemieindustrie

Covestro nimmt sich nochmals mehr vor

Die deutschen Chemiekonzerne profitieren vom Aufschwung. Nach BASF, die ihren Ausblick am Freitag erhöhte, zog der Kunststoffhersteller Covestro am Montag nach und steckt sich höhere Ertragsziele.

Covestro nimmt sich nochmals mehr vor

ab Düsseldorf

Zum zweiten Mal in diesem Jahr legt Covestro bei der Prognose nach. Da sich für das zweite Semester eine bessere Entwicklung abzeichne, wird die Latte für das Gesamtjahr hochgelegt, teilte der Chemiekonzern mit. Höhere Ziele setzen sich die Leverkusener für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), den operativen Mittelzufluss sowie für die Rendite auf das eingesetzte Kapital. Das Mengenwachstum wird dagegen unverändert in einer Spanne zwischen 10 und 15 % gesehen. Davon sollen 6 Prozentpunkte auf die von DSM gekauften Beschichtungsharze (Resins & Functional Materials, RFM) entfallen. Dieses Geschäft wird seit April dieses Jahres konsolidiert.

Grund für die erneute Prognoseanpassung sei in erster Linie ein verbesserter Margenausblick für das zweite Halbjahr, heißt es. Den hatten die Analysten in diesem Umfang nicht auf der Rechnung, übertreffen die neuen Vorgaben den Konsensus doch deutlich. Konkret erwartet der Kunststoffhersteller das Ebitda in einer Spanne zwischen 2,7 und 3,1 (bislang 2,2 bis 2,7) Mrd. Euro, der Konsensus gemäß Vara Research per 7. Juli liegt im Schnitt bei 2,6 Mrd. Euro.

Der Free Operating Cash-flow (FOCF) soll neuerdings zwischen 1,6 und 2 (1,3 bis 1,8) Mrd. Euro landen. Die Analysten gingen zuletzt von 1,36 Mrd. Euro aus. Wie es heißt, speist sich der höhere Mittelzufluss vornehmlich aus dem höheren Ergebnis, derweil sich das Working Capital gegenläufig entwickelt. Zudem soll der Return on Capital Employed (Roce) auf 16 bis 20 (12 bis 17) % hochlaufen. Im abgelaufenen Turnus hatte Covestro auf das eingesetzte Kapital lediglich eine Rendite von 7 % erwirtschaftet.

Im zweiten Quartal wuchsen die Bäume nicht in den Himmel. Nach vorläufigen Zahlen wurden operativ 815 Mill. Euro verdient. Damit wurde der Konsens (828 Mill. Euro) leicht verfehlt. Der Zwischenbericht ist für den 6. August angekündigt.

Hüttengas als Rohstoffquelle

Zugleich teilte Covestro mit, in eine neue Phase im Rahmen des Carbon2Chem-Projekts, das federführend von Thyssenkrupp betreut wird, einzutreten. In Betrieb genommen wurde jetzt eine Kleinanlage, in der der Chemiekonzern erforscht, wie sich Kohlenstoffmonoxid (CO) aus Hüttengasen der Stahlindustrie in Ausgangsstoffe zur Herstellung hochwertiger Polycarbonate umwandeln lässt. Geprüft werde, ob die Qualität des CO aus Hüttengasen für die Weiterverarbeitung ausreichend ist, heißt es. Das neue Verfahren besitze großes Nachhaltigkeitspotenzial, da für die Nutzung der Hüttengase deutlich weniger CO2-Äquivalente eingesetzt werden müssten.

An dem Projekt sind neben Covestro und Thyssenkrupp auch die RWTH Aachen und das Max-Planck-Institut Mülheim beteiligt. Bis zum Jahresende wollen die Leverkusener Klarheit darüber haben, ob das Verfahren ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist.

Covestro beteiligt sich mit dem Teilprojekt Carbon2Polymers an der Carbon2Chem-Initiative, die 2016 aus der Taufe gehoben wurde. Die Initiative untersucht in verschiedenen Einzelprojekten die Möglichkeiten zur Wiederverwertung der in der Stahlproduktion entstandenen Hüttengase. Insgesamt beteiligen sich zehn Industrieunternehmen an sechs verschiedenen Teilprojekten. Neben den konkreten Vorhaben geht es auch darum, branchenübergreifende Verbünde auszuloten.

Die Bundesregierung hat Carbon2Chem von Beginn an mit Fördergeldern unterstützt. In den ersten vier Jahren hatte der Bund 62 Mill. Euro bereitgestellt. Bis 2024 sollen für Carbon2Chem weitere 75 Mill. Euro lockergemacht werden.