Kunststoffkonzern

Covestro reagiert auf Nachfrageboom

Die Geschäfte von Covestro laufen so gut, dass der Kunststoffkonzern seine Investitionen hochfährt. Eine 2020 zunächst auf Eis gelegte Fabrik für Hartschaum-Vorprodukte soll jetzt doch gebaut werden. Auch für das operative Ergebnis, kurz- und mittelfristig, hat der Vorstand positive Nachrichten.

Covestro reagiert auf Nachfrageboom

ak Köln

Die Geschäfte von Covestro laufen weiterhin glänzend. Zweimal hat der Kunststoffkonzern in diesem Jahr bereits seine Finanzziele für 2021 erhöht. Auf dem Kapitalmarkttag gab der Vorstand jetzt bekannt, im dritten Quartal voraussichtlich am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 760 Mill. bis 860 Mill. Euro für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zu landen. Zudem können sich die Aktionäre auf einen kräftigen Dividendenschub für 2021 einstellen. Finanzvorstand Thomas Toepfer sagte, er gehe davon aus, dass der Vorschlag nicht am unteren Ende der Ausschüttungsspanne landen dürfte, die er mit 2,30 bis 4,60 Euro definierte. Im Vorjahr hatte Covestro 1,30 Euro pro Aktie gezahlt.

Auch für die mittelfristige Perspektive sprüht der Dax-Konzern vor Optimismus. Grund ist die erwartete steigende Nachfrage nach Covestro-Produkten wie Bauschäumen für energieeffizientes Bauen oder Kunststoffen für Elektromobilität. Das Mid-Cycle-Ebitda – das Ebitda ohne konjunkturelle Ausschläge – soll bis 2024 auf 2,8 Mrd. Euro steigen. In diesem Jahr geht Covestro von 2,2 Mrd. Euro für diesen Wert aus. Einen Beitrag dazu soll das kürzlich von DSM für 1,6 Mrd. Euro übernommene Geschäft mit Beschichtungsharzen leisten. Der Rest soll auf Effizienzsteigerungen zurückgehen. So sollen die Fixkosten 2023 auf dem Niveau von 2020 bleiben. Das bedeute auch, dass Gehaltssteigerungen von rund 100 Mill. Euro jährlich ausgeglichen werden müssen, sagte CFO Thomas Toepfer. Bis Ende dieses Jahres will Covestro rund 400 Vollzeitstellen abbauen. Weitere Reduzierungen könnten folgen, so Toepfer. Anfang des Monats war von einem möglichen Abbau von insgesamt 1700 Stellen die Rede. Diese Zahl wurde am Dienstag nicht wiederholt. Ein Sprecher bezeichnete sie als „theoretischen Maximalwert“.

Großanlage wird doch gebaut

Die operative Rendite will Covestro vor allem im neuen Segment Solutions & Specialties steigern. Neben Performance Materials ist das einer von zwei neuen Geschäftsbereichen. In dieser Struktur berichtet Covestro vom aktuellen Quartal an. Die Ebitda-Marge von Solutions & Specialties soll von 11,4% im ersten Halbjahr dieses Jahres bis 2024 auf 17% ansteigen. Die Aktivitäten in dem Segment seien bislang in der Vergangenheit nie über 14% hinausgekommen, merkte Toepfer an.

Die Investitionen plant Covestro im gesamten Konzern in den kommenden Jahren deutlich zu steigern. Das Management will vor allem für den Kapazitätsausbau mehr Geld ausgeben. Die Investitionssumme von 800 Mill. Euro im laufenden Jahr will Covestro in den Folgejahren locker toppen. Damit sollen die Investitionen bis mindestens 2026 auf oder über dem Niveau der Abschreibungen liegen.

Größtes Vorhaben ist der Bau einer neuen World-Scale-Anlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI. Die Pläne, die 2018 mit 1,5 Mrd. Euro veranschlagt worden waren, waren Anfang 2020 auf Eis gelegt worden. Jetzt will Covestro die Anlage mit einer neuen CO2-sparenden Technologie doch bauen. Die Fabrik soll 2026 in China oder in den USA in Betrieb gehen. Hintergrund ist die erwartete steigende Nachfrage nach MDI. Sie wird genauso wie die Nachfrage nach dem Weichschaum-Vorprodukt TDI nach Einschätzung von Covestro bis 2025 um jährlich 6% und damit stärker als bislang prognostiziert zulegen. Die TDI-Produktionskapazitäten will Covestro am Standort Dormagen ausbauen.

In Projekte, die den Umstieg von Covestro in eine vollständige Kreislaufwirtschaft wie geplant vorantreiben sollen, will der Konzern in den nächsten zehn Jahren rund 1 Mrd. Euro investieren.

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