Covivio schnappt sich Büros in Deutschland

Übernahme von Godewind - CEO Efremidis und Ehlerding steigen aus - Als leerer Mantel gestartet

Covivio schnappt sich Büros in Deutschland

hek Frankfurt – Mit der angekündigten Übernahme von Godewind baut der französische Immobilienkonzern Covivio seine Position auf dem deutschen Büromarkt deutlich aus. Der Wert des Büroportfolios steigt nach Unternehmensangaben auf 2,1 Mrd. Euro. Dazu steuert Godewind 1,2 Mrd. Euro bei. Bislang ist Covivio vor allem mit Wohn- und Hotelgebäuden in Deutschland vertreten. So gehört der Konzern zu den großen Wohnungsvermietern in Berlin. Ende September 2019 belief sich der Bestand in Deutschland auf 7,8 Mrd. Euro. Europaweit gehört dem an der Euronext Paris notierten Konzern ein Portfolio von 24 Mrd. Euro.Für Godewind dürfte mit der Übernahme das Börsen-Dasein nach nur zwei Jahren schon wieder beendet sein. Covivio hat nämlich ein Delisting angekündigt. Der Kaufinteressent, der sich einschließlich der von Godewind gehaltenen eigenen Aktien 35 % des Grundkapitals gesichert hat, bietet 6,40 Euro je Aktie (vgl. BZ vom 14. Februar). An der Börse wurden am Freitag hohe Stückzahlen zu diesem Preis gehandelt, was darauf hindeutet, dass Covivio sich weitere Pakete gesichert hat. Hinter Godewind stehen der frühere WCM-Chef Stavros Efremidis, der 12 % hält, und der Hamburger Kaufmann Karl Ehlerding (13,5 %). Die angedienten Aktien stammen von Efremidis, der Familie Ehlerding sowie weiteren Organmitgliedern und ihrem Umfeld.Efremidis hatte das Frankfurter Unternehmen im April 2018 mit einem ungewöhnlichen Konzept, nämlich als leeren Mantel, an die Börse gebracht und 375 Mill. Euro bei Investoren eingesammelt, die ab Oktober 2018 sukzessive investiert wurden. “Godewind ist das erfolgreichste Immobilien-Blind-Pool-IPO in Europa”, sagt der CEO im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Efremidis und Ehlerding hatten zuvor schon bei der Wiederbelebung der insolventen Beteiligungsgesellschaft WCM als Gewerbeimmobilienfirma und beim Aufbau des Wohnungsvermieters KWG zusammengearbeitet. WCM wurde an den Konkurrenten TLG verkauft, der gerade mit Aroundtown fusioniert. KWG landete bei der österreichischen Conwert, die heute zu Vonovia gehört.Das Übernahmeangebot soll Ende März anlaufen und Ende Mai vollzogen sein. Dann steht auch der Börsenrückzug an. Vorstand und Aufsichtsrat von Godewind unterstützen den Deal im Volumen von bis zu 696 Mill. Euro. Im Vergleich zum Emissionspreis von 4 Euro bedeutet der gebotene Preis einen Aufschlag von 60 %. Wer zwischenzeitlich einstieg, als die Notierung bis unter 3 Euro abstürzte, steht noch besser da. Basierend auf dem für Ende 2019 erwarteten Nettovermögenswert von 6,05 bis 6,15 Euro ergibt sich eine Prämie von 4,1 bis 5,8 %.Efremidis hatte eigentlich angekündigt, das Portfolio mittelfristig auf 3 Mrd. Euro ausbauen zu wollen. Den Verkauf rechtfertigt er jetzt mit den Worten: “Ein so attraktives Angebot konnten wir nicht ausschlagen.” Efremidis dürfte Godewind im Zuge des Delistings verlassen, auch sein Vorstandskollege Ralf Struckmeyer dürfte ausscheiden. Zur Ruhe setzen will sich der 51-jährige Immobilienexperte aber keinesfalls: “Ich werde mit Sicherheit wieder was machen.”Covivio ist in Deutschland seit 2005 präsent. Den hiesigen Büromarkt hat das in Metz ansässige Unternehmen erst ziemlich spät, nämlich im Jahr 2018, für sich entdeckt. Derzeit verfügen die Franzosen hierzulande über Büroimmobilien im Wert von 280 Mill. Euro und Projektentwicklungen im Volumen von 600 Mill. Euro, hauptsächlich in Berlin. Die nun hinzukommenden Bürogebäude befinden sich in Berlin (40 % des Portfolios), Düsseldorf (28 %), Hamburg (24 %) und München (8 %). Wichtigste Objekte sind das Airport Center in Frankfurt, das Quartier am Zeughaus in Hamburg und die frühere WestLB-Zentrale in Düsseldorf. Die erwartete Rendite wird mit 4,7 % angegeben.