Cropenergies schielt auf den TecDax
Der Mannheimer Biosprit-Hersteller Cropenergies schielt nach dem starken Aktienkursanstieg auf eine TecDax- oder SDax-Mitgliedschaft. Operativ läuft es bei der Südzucker-Tochter (69 %) derzeit rund. Langfristig könnten allerdings veränderte Biosprit-Regeln der EU die Geschäftsgrundlage gefährden.ds Mannheim – CEO Joachim Lutz brennt vor Optimismus. Das tut er zwar immer, aber aktuell hat er auch allen Grund dazu, denn derzeit läuft der Biosprithersteller Cropenergies auf allen Zylindern mit voller Kraft. Niedrige Rohstoffkosten für den Einsatzstoff Getreide und hohe Verkaufspreise für Bioethanol sowie die als Kuppelprodukt anfallenden Proteine haben der Südzucker-Tochter hohe Erlöse und Gewinne beschert. Auch der Ausblick ist vielversprechend. An der Börse spiegelt sich der Optimismus für das kapitalintensive Geschäft der Alkoholbrennerei in einem starken Kursanstieg. Binnen Jahresfrist hat sich der Aktienkurs auf aktuell knapp 9,50 Euro mehr als verdoppelt, die Marktkapitalisierung steht bei knapp 830 Mill. Euro. Bei Lutz weckt das Appetit auf eine Mitgliedschaft im TecDax oder im SDax.Auf der aktuellen Rangliste der Deutschen Börse steht Cropenergies im TecDax auf Platz 39 bei der Marktkapitalisierung und auf Rang 37 beim Handelsumsatz und ist somit von Platz 35, der eine Aufnahme in den 30 Unternehmen umfassenden Index ermöglichen würde, nicht weit entfernt. Denkbar, so Lutz, sei auch eine Mitgliedschaft im Kleinwertesegment SDax. Dass die Mutter Südzucker, die heute ihre Bilanz vorlegt, sich von Anteilen trennen werde, sei nicht zu erwarten, so Lutz. “Für Südzucker sind wir Kerngeschäft.” Stürmisches WachstumGeht das Wachstum bei Cropenergies so stürmisch weiter wie in den vergangenen beiden Jahren, so ist der Aufstieg in einen Index keine Frage. Nach dem schmerzhaften Verlustjahr 2014/15 schreibt der Bioethanolproduzent, der seinen Alkohol in den Autokraftstoff E10 mischt, das zweite Jahr in Folge dicke Gewinne (siehe Tabelle).Von hoher Ertragskraft ist auch im neuen Turnus auszugehen. Bei Vorlage der testierten Bilanz in Mannheim bekräftigte Cropenergies die Prognose, aus Erlösen von 800 Mill. bis 875 Mill. Euro ein operatives Ergebnis (Ebitda) zwischen 80 Mill. und 120 Mill. Euro ziehen zu wollen, nachdem zuvor mit 802 Mill. Euro Erlös ein Ebitda von sogar 135 Mill. Euro geholt wurde. Das Management geht bei der Prognose davon aus, dass die Bioethanolpreise abbröckeln – das deute sich aufgrund der aktuellen Terminpreise für den Kraftstoffzusatz in Europa an, den neben Cropenergies auch die spanischen Konkurrenten Tereos, Abengoa sowie die französische Cristanol destillieren.Da Biosprit angesichts der politisch gewollten Förderung von Elektroautos als Brückentechnologie gilt, ist allerdings langfristig die Geschäftsgrundlage in Gefahr. Hinzu kommt, dass die EU in ihrem “Klima- und Energiepaket” für 2030 veränderte Ziele für Biokraftstoffe durchsetzen will, die für Katerstimmung bei den Schnapsbrennern sorgen. Das für 2020 formulierte Ziel, dass an der Zapfsäule 10 % der Energie aus Erneuerbaren stammen soll – was den Biospritherstellern einen festen Absatzmarkt sichert -, soll entfallen.Bis 2030, so der Plan, soll der Anteil der Kraftstoffe aus Ackerpflanzen nun auf 3,8 % der Energie begrenzt werden. Derzeit liegt der Anteil der Erneuerbaren im europäischen Transportsektor bei knapp 7 % (siehe Grafik), was in etwa der installierten Bioethanol-Produktionskapazität entspricht. Käme die Kürzung wie von der EU-Kommission derzeit avisiert, so Lutz, dann wären gewaltige Überkapazitäten im Markt. “Bornierte Diskussion”Noch setzt Cropenergies auf erfolgreiche Lobbyarbeit in eigener Sache. Lutz verweist darauf, dass der Niedergang des Diesels und das schleppende Hochlaufen der Elektroautoproduktion weitere Argumente für Biosprit seien, der die Feinstaubbelastung verringert, aber einen schweren Stand hat, seit er in Zusammenhang mit steigenden Nahrungsmittelpreisen gebracht wird. “Wir hoffen, dass die Menschen von der bornierten Teller-Tank-Diskussion abrücken”, sagt Finanzchef Stephan Meeder.—– Wertberichtigt Seite 6