Serie Corporate Finance AwardCVC-Messer-Deal

CVC schmiedet mit Messer einen globalen Familienkonzern

Für den Finanzinvestor CVC war der Industriegasekonzern Messer ein ebenso komplexer wie einträglicher Deal. Auslöser des Ganzen war die Fusion der Branchenriesen Linde und Praxair.

CVC schmiedet mit Messer einen globalen Familienkonzern

Corporate Finance Award: Die Preisträger (2)

Private Equity schmiedet Gasekonzern in Familienhand

CVC stieg bei Messer ein und wieder aus – „Eine der komplexesten Transaktionen, die ich je gemacht habe“

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Für den Finanzinvestor CVC war die Beteiligung am Industriegasekonzern Messer nicht nur einer der erfolgreichsten Deals. „Die genaue Transaktionsstruktur war sehr lange unklar und hat sich mehrfach geändert", sagt Managing Partner Daniel Pindur.

Aus dem Deal ist am Ende ein globaler Industriegasekonzern in Familienhand mit einer Milliardenbewertung entstanden. Dafür erhält CVC den Corporate Finance Award der Börsen-Zeitung in der Kategorie Private Equity. Auslöser für das Milliardengeschäft war 2016 die Übernahme des US-Industriegaseherstellers Praxair durch den deutschen Branchenriesen Linde – ein 110-Mrd.-Dollar-Deal. Die Fusion der beiden Giganten war so groß, dass sie unweigerlich Auflagen der Kartellbehörden nach sich zog – sowohl von der EU-Kommission wie auch vom US-Pendant FTC.

Umfang lange völlig unklar

„Die beiden Konzerne mussten Teile ihres Geschäfts in Europa und Amerika abgeben. Das ergab eine Chance für die Familie Messer zuzukaufen", berichtet Pindur über die damalige Konstellation. Einen alleinigen Private-Equity-Käufer wollten die Kartellwächter nicht, weil sie dann voraussichtlich schon nach fünf Jahren bei einem Exit erneut hätten prüfen müssen.

Das sprach für einen strategischen Käufer. „Wir traten an die Familie Messer mit der Idee heran, uns zusammenzutun, und wurden bald mit dem damaligen CFO Hans-Gerd Wienands sowie mit Stefan Messer einig“, erinnert sich Pindur.

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Wienands kann als Architekt der Struktur für den Deal gelten. Die Schwierigkeit: Der genaue Umfang der Kartellauflagen war lange Zeit völlig unklar. Die Bewertung der abzugebenden Unternehmensteile lag zu Beginn der Unterredungen von Linde/Praxair mit den Kartellbehörden irgendwo zwischen 5 Mrd. und 10 Mrd. Dollar. Erst später wurde klar, dass es um das Europa- und Americas-Geschäft von Linde/Praxair ging, das mit etwa 9 Mrd. Dollar bewertet wurde.

Umstrukturierung der Transaktion

„Wir entschieden uns gemeinsam mit der Familie Messer, für alle Assets zu bieten, und waren für den gesamten Perimeter finanziert. Wir haben also zunächst eine Gesellschaftervereinbarung für ein Joint Venture aufgesetzt, ohne den tatsächlichen Umfang des Deals zu kennen“, beschreibt Pindur die Schwierigkeiten.

Überraschend verkaufte Linde/Praxair das Europageschäft dann doch an die japanische Taiyon Nippo Sanso. „Binnen kürzester Zeit mussten wir dann die Transaktion umstrukturieren und haben letztendlich nur den „Americas“-Perimeter gekauft. Dafür haben wir zusammen mit der Familie Messer einen Joint Venture gegründet. 42% der Anteile gingen an uns, 58% hielt die Familie Messer", erzählt Pindur.

Familie Messer bringt ihr Westeuropageschäft ein

CVC brachte rund 500 Mill. bis 600 Mill. Euro Eigenkapital ein, die Familie Messer ihr Westeuropageschäft, also einen Teil des Geschäfts der gesamten Messer Group. „Als eine von vier Exit-Optionen wurde ein Kaufrecht der Familie für unsere 42% vereinbart“, nennt Pindur die Details. Andere Optionen waren ein Börsengang der gesamten Messer Group bzw. ein IPO des Joint Venture oder ein Verkauf des Joint Venture an einen externen Erwerber. Um die Geschäfte von Linde und Praxair zu übernehmen, investierte das Gemeinschaftsunternehmen von Messer und CVC rund 3,6 Mrd. Dollar (3,2 Mrd. Euro).

Am Ende war es für beide Seiten eine extrem gute Transaktion. „Wir sind stolz, dass wir dabei geholfen haben, aus dem Familienunternehmen Messer einen global vertretenen Konzern zu schmieden“, sagt Pindur, der gemeinsam mit Alexander Dibelius das Deutschlandgeschäft von CVC verantwortet. „In den vier Jahren bis 2023 haben wir gemeinsam den operativen Gewinn (Ebitda) des Unternehmens nahezu verdoppelt.“

Gute Verhandlungsposition

Einer der Gründe dafür, dass der Deal für beide Seiten so einträglich war, war die gute Verhandlungsposition gegenüber Linde/Praxair. „Messer und CVC waren die einzigen geeigneten Käufer für das Amerikageschäft, das Linde/Praxair abgeben musste, damit der Merger gelingen konnte“, benennt Pindur den zentralen Erfolgsfaktor für den einträglichen Deal.

Bisher erschienen: Fielmann erschließt weltgrößten Optikermarkt (23.3.)

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