Hackerangriffe

Cyberattacken häufen sich in Frankreich

Hacker haben die Daten von Millionen Kunden französischer Konzerne gestohlen, zuletzt bei Air France und Bouygues Telecom. Frankreich ist nach den USA das Land mit den weltweit meisten Hackerangriffen.

Cyberattacken häufen sich in Frankreich

Cyberattacken häufen sich in Frankreich

Hacker stehlen Daten von Verbrauchern – Land mit den meisten Angriffen nach den USA

wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris

„Informationen zu Ihren persönlichen Daten“– Millionen französischer Verbraucher haben in den letzten Tagen eine Mail mit diesem Betreff erhalten. Denn sie gehören zu den Opfern von Hackerangriffen auf Bouygues Telecom und Air France. Der Telekomanbieter und die Fluggesellschaft sind die jüngsten Fälle unter französischen Konzernen, bei denen Hacker vertrauliche Daten von Kunden gestohlen haben.

Seit einiger Zeit häufen sich die Cyberattacken im Land. Allein im zweiten Quartal wurden laut Informationen, die Surfshark dem Computermagazin „01net.com“ zur Verfügung gestellt hat, 11,8 Millionen französische Accounts im Internet gehackt. Das entspricht einem Anstieg von 432% im Vergleich zum ersten Quartal. Nach Angaben des Cybersicherheitsspezialisten, der für seine jüngste Analyse 29.000 öffentlich zugängliche Datenbanken ausgewertet hat, ist Frankreich damit nach den USA das Land, das weltweit den meisten Hackerangriffen ausgesetzt ist. Mit 172 Datenlecks je 1.000 Einwohnern ist es sogar die Nation mit den meisten Cyberangriffen im Verhältnis zur Bevölkerung.

Telekomanbieter beliebtes Angriffsziel

Allein bei Bouygues Telecom haben die Hacker jetzt Daten von 6,4 Millionen Kunden entwendet, darunter die IBAN-Nummern ihrer Bankkonten. Die Bouygues-Tochter ist nicht der einzige französische Telekomanbieter, der zur Zielscheibe von Cyberangriffen geworden ist. So meldete Orange Ende Juli eine Attacke, durch die Dienste für Firmenkunden und zum Teil auch für Privatkunden in Frankreich gestört wurden. Daten von Kunden sind nach Angaben des Telekomriesen jedoch offenbar nicht in die Hände der Angreifer geraten.

Das steht im Gegensatz zu Attacken, bei denen Hacker im September und Oktober 2024 die Daten von 3,6 Millionen Kunden von SFR und 19 Millionen Kunden von Free gestohlen haben. Bouygues Telecom hat jetzt die Datenschutzbehörde CNIL (Commission Nationale de l'Informatique et des Libertés) informiert und die Justiz eingeschaltet. Kunden wiederum können bei der CNIL Klage einreichen, wenn sie finden, dass ihre Daten nicht genügend geschützt wurden. Gegen Free hat die Datenschutzbehörde inzwischen ein Sanktionsverfahren im Zusammenhang mit dem Hackerangriff eingeleitet.

Armee setzt auf Cyberkämpfer

Neben den Telekomanbietern gehören der Elektronikhändler Boulanger, die Kulturkaufhäuser Cultura und die Gartencenter Truffaut zu den Opfern von Cyberangriffen in den letzten zwölf Monaten. Ende Juli erklärte ein Hacker, er habe geheime Dokumente von Naval Group gestohlen. Der Militärschiffbauer wertet das als Versuch, seinen guten Ruf zu schädigen. Denn er konnte bisher keine Anzeichen für einen Angriff feststellen.

Dennoch steht außer Frage, dass die Bedrohung durch Cyberangriffe steigt. Die Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA (Direction Générale d'Armement) hat deshalb gerade einen Vertrag mit Airbus Defence & Space geschlossen. Der Rüstungsspezialist soll die Cybersicherheitsexperten des Verteidigungsministeriums ausbilden, darunter die 5.000 Cyberkämpfer, über die die französische Armee ab diesem Jahr verfügen will.