Daimler gibt Geely einen Korb

Autokonzern lehnt offenbar Einstieg der Volvo-Mutter ab - Investitionen in bestehende Kooperationen

Daimler gibt Geely einen Korb

igo Stuttgart – Daimler hat offenbar einen Vorstoß der chinesischen Volvo-Mutter Geely zurückgewiesen, die sich für einen Einstieg bei dem Autokonzern interessieren soll. Geely habe über eine Kapitalerhöhung bis zu 5 % der Daimler-Aktien erwerben wollen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf mit der Situation vertraute Personen. Der Marktwert eines solchen Pakets liegt bei rund 3,8 Mrd. Euro. Daimler habe abgelehnt und darauf verwiesen, dass Geely Aktien an der Börse kaufen könne, hieß es weiter.Eine Daimler-Sprecherin sagte, der Konzern habe “mit ungefähr einer Million Investoren eine breite Basis” und sei damit “zufrieden”. Größter Aktionär ist das Emirat Kuwait mit 6,8 %. Der Kooperationspartner Renault/Nissan hält 3,1 %. Gleichwohl habe Daimler “immer Interesse an langfristig orientierten Investoren”, so die Sprecherin. Die Avancen der Asiaten wollte sie nicht kommentieren. Geely fädelte für Volvo kürzlich den ersten großen Deal für Roboterautos am Markt ein – die Marke soll ab 2019 binnen zwei Jahren rund 24 000 auf autonomes Fahren ausgelegte Geländewagen an den Fahrdienst Uber liefern.Geelys Interesse und Daimlers Reaktion erinnern an eine Situation im Sommer 2015. Damals hatte Daimlers chinesischer Joint-Venture-Partner Beijing Automotive Group (BAIC) seinen Einstieg angekündigt. Daimler betonte daraufhin, dass ihm ein gutes Verhältnis zu bestehenden Aktionären “sehr wichtig” sei (vgl. BZ vom 28.8.2015). Speziell Kuwait dürfte jedoch auf eine Verwässerung ihrer Anteile durch eine Kapitalerhöhung und auf einen Rabatt für Geely, den die Chinesen Reuters zufolge forderten, verschnupft reagieren. Auf PartnersucheDem Bericht zufolge will Geely mit Daimler ein Joint Venture für Elektroautos gründen. China ist der größte Pkw-Markt der Welt und forciert Elektromobilität politisch über Subventionen, Quoten und die restriktive Vergabe von Kennzeichen für Fahrzeuge mit Verbrennermotor. Westliche Hersteller dürfen dort nur gemeinsam mit chinesischen Partnern produzieren, das gilt auch für E-Autos. BMW spricht daher derzeit mit Great Wall über eine mögliche gemeinsame Produktion des elektrischen Minis. Das neue Modell ist für 2019 angekündigt. Volkswagen gründete für die lokale Produktion von E-Autos neben den bestehenden Kooperationen mit FAW und SAIC ein weiteres Joint Venture mit dem Hersteller Jianghuai Automobile (JAC). Der Konzern will bis 2025 rund 10 Mrd. Euro in die chinesische E-Auto-Produktion investieren und bis dahin 40 alternativ angetriebene Modelle vor Ort fertigen. Das erste E-Auto mit JAC ist für die erste Jahreshälfte 2018 geplant.Auch Daimler arbeitet bereits mit zwei chinesischen Konzernen zusammen. An BAIC Motors hält der Konzern einen Anteil von 10 %. Daneben bestehen zwei Joint Ventures mit BAIC für die Mercedes-Produktion in China (BAIC hält 51 %) und für den Vertrieb (Daimler hält 51 %). Daimler und der Staatskonzern kooperieren seit gut zehn Jahren. Im Juni teilte Daimler mit, einen Minderheitsanteil an der BAIC-Tochter Beijing Electric Vehicle (BJEV) zu übernehmen. Das erste rein batterieelektrische Modell, der auf dem Sports Utility Vehicle GLC basierende EQC, soll ab 2019 in China in die Serienproduktion gehen, wie China-Vorstand Hubertus Troska Mitte November auf der Autoshow im südchinesischen Guangzhou sagte.Die zweite Kooperation des Konzerns in China ist ausschließlich auf Elektroautos ausgerichtet. 2010 gründete Daimler mit dem führenden chinesischen Hersteller von Batterien und Akkus, BYD, das Joint Venture Shenzhen BYD Daimler New Technology, das seit 2014 den elektrischen Mittelklassewagen Denza in Serie fertigt. Im Mai hatten Daimler und BYD zusätzliche Investitionen in Denza von 1 Mrd. RMB (rund 128 Mill. Euro) angekündigt.