Autoindustrie

Daimler macht Absatzschwäche wett

Daimler steckt den Halbleitermangel relativ gut weg: Trotz des kräftigen Absatzrückgangs nimmt das Ergebnis zu. Das gelingt dank gestiegener Verkäufe von Autos mit hohen Margen und gesenkter Kosten.

Daimler macht Absatzschwäche wett

jh München

Daimler hat im dritten Quartal trotz des um 30% gesunkenen Pkw-Absatzes das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 17% auf 3,58 Mrd. Euro gesteigert. Bereinigt um Sondereffekte ergaben sich 3,61 (i.V. 3,48) Mrd. Euro. Der Konzernumsatz blieb mit 40,1 (40,3) Mrd. Euro fast unverändert. Das Konzernergebnis nach Steuern stieg um knapp ein Fünftel auf 2,57 Mrd. Euro.

Finanzvorstand Harald Wilhelm begründete den Ertragsanstieg mit einem sehr günstigen Produktmix. Stark gewachsen sei der Absatz von Autos mit höheren Margen wie den SUVs GLS und GLE sowie der S-Klasse. In diese Modelle baut das Unternehmen die knappen Halbleiter bevorzugt ein. Dank der hohen Nachfrage gelang es dem Unternehmen, höhere Preise durchzusetzen.

Als weiteren Grund für den Ergebnisanstieg nannte Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Journalisten eine „disziplinierte Kostenarbeit“. Seit 2019 seien die Fixkosten um 15% gesenkt worden. Ziel ist ein Rückgang um insgesamt mehr als 20% bis 2025. „Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns“, sagte Wilhelm und verwies auf die stark gestiegenen Preise für Rohmaterialien und Energie. „Vielleicht rüttelt sich das wieder auf ein normales Niveau ein“, fügte er hinzu. Auf die Frage, ob Daimler die Preissteigerungen an die Kunden weitergebe, antwortete Wilhelm: „Das werden wir sehen.“

Der Vorstand rechnet damit, dass sich die Versorgung mit Halbleitern im nächsten Jahr und schon in diesem Quartal verbessern wird. „Der strukturelle Mangel dürfte aber auch 2022 noch bestehen“, sagte der Finanzchef. Im dritten Quartal habe eine „signifikante Zahl von Fahrzeugen“ wegen fehlender Halbleiter nur fast fertiggestellt werden können. Diese könne aber schnell zu Ende produziert werden, wenn die fehlenden Chips geliefert würden.

Wegen der angespannten Lieferketten und Engpässe für Schlüsselkomponenten erwartet der Vorstand nun für Mercedes-Benz Cars einen Absatz leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Die Abkehr von der zunächst erwarteten stabilen Entwicklung hatte sich seit einigen Wochen abgezeichnet (vgl. BZ vom 7. September). Mit Blick auf 2022 sagte Wilhelm, aufgrund der hohen Nachfrage könnte er einen höheren Absatz erwarten.

Höheres Ziel für Mobility

Unverändert bleiben die Prognosen für Umsatz und Ebit des Konzerns in diesem Jahr (jeweils „deutlich über Vorjahr“) sowie die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Pkw- und Nutzfahrzeuggeschäft (siehe Grafik). Für Daimler Mobility, die die Finanzdienstleistungen enthält, wird jetzt eine bereinigte Eigenkapitalrendite von 20 bis 22 (bisher: 17 bis 19)% erwartet. Nachdem die außerordentliche Hauptversammlung von Daimler am 1. Oktober der Abspaltung der Daimler Truck AG zugestimmt hat, weist Daimler das Nutzfahrzeuggeschäft nun als nicht fortgeführtes Geschäft aus.

Der Aktienkurs von Daimler stieg am Freitag um 2,3% auf 85,74 Euro. Das war der höchste Schlusskurs seit sechs Jahren. Seit Anfang dieses Jahres legte der Wert um 47% zu. Nach Ansicht der Analysten der kanadischen Bank RBS hat Daimler im vergangenen Quartal solide abgeschnitten und die Markterwartungen leicht übertroffen. Das hohe Profitabilitätsniveau zeige, dass Premiumhersteller in der Halbleiterkrise besser positioniert seien als Volumenhersteller und Zulieferer, um vom Preismix zu profitieren. Von J.P. Morgan hieß es, Daimler habe die Fixkosten gesenkt und sei für den nächsten Aufwärtszyklus bereit. Allerdings müsse das Unternehmen die Profitabilität des Lkw-Geschäfts in den nächsten zwei Jahren verbessern.

Auf dem Weg zur Elektromobilität wird Daimler 2025 die Produktion von Getrieben für Pkw der Kompakt- und Mittelklasse an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna abgeben. Wilhelm sagte, wichtig sei die strategische Weichenstellung: Ohne dieses Geschäft könne Mercedes-Benz an den betreffenden Standorten – zwei Werke in Rumänien – die Transformation zur Elektrifizierung beschleunigen. Das sei Teil des „Exits aus der Verbrennerwelt“.

Wertberichtigt Seite 8

Daimler
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate 
in Mill. Euro20212020
Absatz (Stück in Mill.)2,041,96
Umsatz 124 582107 688
Mercedes-Benz80 64167 963
 Daimler Trucks2756724 174
 Mobility20 69520 428
Ebit 14 5122005
Konzernergebnis10 650 420
Ergebnis je Aktie (Euro) 9,680,13
Freier Cash-flow*6 6453 508
Nettoliquidität*23 45813 079
Beschäftigte (Anzahl)289282291770
*) Industriegeschäft Börsen-Zeitung
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