Nutzfahrzeugbranche

Daimler Truck erhöht Preise und Prognose

Der Lkw-Hersteller steigert im ersten Quartal den Umsatz stärker als den Absatz. Auch das operative Ergebnis nimmt zu, die Marge leidet allerdings am kräftigen Anstieg der Kosten für Rohstoffe und Energie.

Daimler Truck erhöht Preise und Prognose

jh München

Daimler Truck gelingt es, höhere Verkaufspreise durchzusetzen. Somit legte der Umsatz in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Anstieg um 17% und währungsbereinigt um 13% stärker zu als der Absatz, der um 8% stieg (siehe Tabelle). Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nahm um 11% auf 651 Mill. Euro zu.

Da der Anstieg geringer ausfiel als das Umsatzplus, ging die bereinigte Umsatzrendite auf 5,9 (i.V. 6,3)% zurück. Darin schlagen sich die deutlich höheren Kosten für Rohstoffe, Material und Energie nieder. Finanzvorstand Jochen Goetz rechnet fürs gesamte Jahr mit einer daraus resultierenden Zusatzbelastung eines hohen dreistelligen Millionenbetrags in Euro. Fürs gesamte Jahr wird weiterhin eine bereinigte Ebit-Marge im Industriegeschäft von 7 bis 9% erwartet.

Dank der Preismacht und günstiger Währungseffekte erhöhte der Vorstand dennoch die Prognose für den Umsatz und das Ebit. Erwartet werden nun ein Erlös in einer Spanne von 48 Mrd. bis 50 Mrd. Euro – am unteren und oberen Ende jeweils 2,5 Mrd. Euro mehr als bisher – und ein Ebit auf Vorjahresniveau. Bisher wurde mit einem leichten Rückgang gerechnet. 2021 erzielte Daimler Truck ein Ebit von 3,36 Mrd. Euro. Der Aktienkurs des seit März im Dax notierten Unternehmens sprang am Dienstag bis zum Xetra-Schluss um 6,5% auf 28,79 Euro. Damit übertraf er erstmals seit dem Kursrutsch nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine wieder die Erstnotiz. Am 10. Dezember 2021 war Daimler Truck mit 28 Euro an der Börse gestartet.

Finanzchef Goetz kündigte an, die erwarteten Belastungen für teurere Rohstoffe sollten mit Preiserhöhungen in insgesamt zweistelliger Höhe in Nordamerika und Europa ausgeglichen werden. Beide sind die größten Märkte des Unternehmens. Höhere Preise lassen sich nach den Worten von Goetz durchsetzen, weil wegen des andauernden Halbleitermangels die hohe Nachfrage nach Lkw nicht bedient werden könne. Er erwartet, dass Lastwagen auch im nächsten Jahr stark nachgefragt werden, da die Transportunternehmen die höheren Preise an ihre Kunden weitergeben könnten.

Verbindlichere Zusagen

Daimler Truck stellt sich darauf ein, dass sich die Chipversorgung in der zweiten Hälfte dieses Jahres verbessert. Die Hersteller der Elektronikbauteile machten inzwischen wieder verbindlichere Zusagen für Lieferungen, berichtete Goetz.

Im Gegensatz zu Daimler-Truck treffen den Konkurrenten Traton fehlende Kabelbäume aus der Ukraine. Die deutsche Marke MAN musste deshalb die Produktion zwischenzeitlich stoppen. Der Umsatz von Traton, der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen, sank im ersten Quartal um gut 1% – ohne Navistar. Mit dem US-amerikanischen Hersteller Navistar, der erst seit Juli 2021 konsolidiert wird, stieg der Quartalserlös von Traton um 30% auf 8,5 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 5. Mai). Der Auftragseingang lag ohne Navi­star ein Fünftel unter dem Vorjahreswert. Die bereinigte Umsatzrendite von Traton ging auf 4,7 (7,9)% zurück.

Der Auftragseingang von Daimler Truck verringerte sich ebenfalls: um 8% auf knapp 139000 Lkw und Busse. Der Auftragsbestand erreichte allerdings den bisher höchsten Wert. Das Nettoergebnis fiel nach einem hohen positiven Sondereffekt im vergangenen Jahr um 81% auf 275 Mill. Euro: Im März 2021 hatte der Verkauf der Anteile von 50% am Brennstoffzellen-Joint-Venture mit Volvo 1,2 Mrd. Euro eingebracht.

Eine finanzielle Folge des in Russland eingestellten Geschäfts ist für Daimler Truck eine Wertminderung von 200 Mill. Euro. Davon wurden im ersten Quartal 170 Mill. Euro verbucht, der Rest soll zu einem noch nicht genannten Zeitpunkt folgen. Konsequenzen für den Absatz hatte das wegen des Ukraine-Krieges weggebrochene Geschäft nach Angaben des Unternehmens nicht: Das Volumen sei angesichts der starken Nachfrage „von anderen Märkten sofort absorbiert“ worden, berichtet das Stuttgarter Unternehmen.

Daimler Truck
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal  
in Mill. Euro20222021
Absatz 109286101364
Umsatz 10 5519023
Industriegeschäft10 2428 745
Ebit 4611699
Konzernergebnis2751 443
Ergebnis je Aktie (Euro) 0,311,47
Freier Cashflow173931
Nettoliquidität16 0536 0242
Beschäftigte (Anzahl)10160099849
1) Industriegeschäft; 2) am 31.12.2021 Börsen-Zeitung
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