Nutzfahrzeugbranche

Daimler Truck erwartet 2023 starke Nachfrage

In der Lkw-Branche ist die Nachfrage weiterhin höher als das Angebot. Das kommt Daimler Truck entgegen: Die Verkaufspreise sind gestiegen und sollen auf dem höheren Niveau gehalten werden.

Daimler Truck erwartet 2023 starke Nachfrage

jh München

Daimler Truck rechnet für das kommende Jahr mit einer weiterhin hohen Nachfrage in den zwei größten Märkten Nordamerika und Europa. Trotz der zunehmenden Anzeichen für eine globale Rezession und obwohl die Lkw-Branche ein Frühindikator der Konjunktur ist, berichtete Finanzvorstand Jochen Goetz in einer Telefonkonferenz, Aufträge würden nicht verschoben oder storniert. „Die Nachfrage wird 2023 nicht das Problem sein“, sagte er und fügte mit Blick auf die Lieferketten hinzu: „Die Frage ist, wie viele Lkw können wir produzieren.“

Auch die wegen der höheren Zinsen gestiegenen Finanzierungskosten der Kunden dämpfen die Nachfrage offenbar nicht. Da das Angebot wegen des Mangels an Halbleitern und anderen Komponenten nach wie vor geringer sei, würden die Fahrzeuge auf den Straßen immer älter. „Die Kunden brauchen neue Lkw trotz höherer Finanzierungskosten“, sagte Goetz.

Die Versorgung mit Chips verbessere sich, aber nach wie vor mangele es auch an anderen Teilen von Schrauben und Muttern bis zu Reifen und Motoren. Goetz ist deshalb zuversichtlich, das aus Sicht des Konzerns solide und gesunde Preisniveau im nächsten Jahr halten zu können, obwohl die Spotpreise für einige Materialien wie Stahl gesunken seien. Wegen der Verträge mit den Lieferanten kämen diese Entlastungen jedoch erst nach sechs bis acht Monaten bei Daimler Truck an, berichtete der Finanzvorstand.

Mehr Service notwendig

Dem Unternehmen kommen auch die älter werdenden Lkw-Flotten zugute: Damit steigt der Bedarf an Ersatzteilen und Serviceleistungen. Gleichzeitig steigert die Zunahme der Betriebskosten den Wunsch der Kunden nach neuen Fahrzeugen und die Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen.

Den Umsatzanstieg im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 13,5 Mrd. Euro begründete Goetz mit dem um gut ein Viertel gestiegenen Ab­satz, höheren Verkaufspreisen, einem starken Servicegeschäft sowie vorteilhaften Wechselkursen (Dollar). Dass das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 1,27 (i.V. 0,49) Mrd. Euro nach oben schnellte, lag vor allem an den Lkw der Marke Mercedes-Benz mit den Hauptmärkten Europa und Lateinamerika.

Goetz erwähnte in diesem Zusammenhang die Restrukturierung in Brasilien. Während Daimler Truck die Ebit-Margen in Amerika und Europa klar steigerte, sank sie in Asien (siehe Grafik), obwohl auch dort Absatz und Umsatz zulegten. Im Quartalsbericht wird dies unter anderem mit einem negativen Effekt des anteiligen Ergebnisses am Joint Venture Beijing Foton Daimler Automotive in China begründet.

Die Jahresprognose für die Marke Mercedes-Benz hatte Daimler Truck vor zwei Wochen erhöht, als die vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht wurden (vgl. BZ vom 26. Oktober). Für das Segment wird nun eine bereinigte Ebit-Marge von 7 bis 9% erwartet.

Für das Konzern-Ebit stellt der Vorstand einen leichten Anstieg in Aussicht, das wären 5 bis 15% mehr als die 2021 erzielten 3,36 Mrd. Euro. In den ersten neun Monaten sank das Ergebnis um 12% (siehe Tabelle). Goetz berichtete, die höheren Verkaufspreise, die die gestiegenen Kosten für Material mehr als ausglichen, wirkten sich nun in der zweiten Jahreshälfte vollständig aus: „Das ist ein großer Hebel.“ Für den Jahresumsatz peilt Daimler Truck eine Spanne von 50 Mrd. bis 52 Mrd. Euro an. Im vergangenen Jahr waren es 39,8 Mrd. Euro.

Restriktive Auftragsannahme

Einzige bemerkenswerte Nachricht am Freitag war aus Sicht der Analysten von Goldman Sachs der Auftragseingang, der unter den Erwartungen des Marktes gelegen habe. Das Bestellvolumen verringerte sich den Angaben zufolge im dritten Quartal um gut 18% auf rund 136000 Lkw und Busse.

Daimler Truck nimmt wie die Konkurrenten Volvo und Traton weiterhin Aufträge für Lkw in Nordamerika und Europa nur eingeschränkt an. Das Unternehmen will so sicherstellen, dass die höheren Kosten an die Kunden weitergegeben werden. Goetz wies darauf hin, dass Daimler Truck die Auftragsbücher in Nordamerika im vergangenen Jahr im August geöffnet habe, in diesem Jahr erst im September. Der Auftragsbestand sei weiterhin auf einem hohen Niveau.

Daimler Truck
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Absatz (Einheiten)365219324513
Umsatz 36 16228418
 Industriegeschäft3497527 561
Ebit 2 5922 940
Konzernergebnis2 2112 265
Ergebnis je Aktie ( Euro) 2,602,72
Freier Cashflow 1 −91649
Nettoliquidität 16 1596 024 2
Beschäftigte (Anzahl)10542399849 2
1) Industriegeschäft; 2) am 31.12. Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.