Daimler Trucks startet Initiative für Elektro-Ladestationen

Tests für autonomes Fahren in den USA werden ausgeweitet - Vorstandschef Daum: Nachfragerückgang ist keine Superkrise

Daimler Trucks startet Initiative für Elektro-Ladestationen

jh München – Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation mit deutlich sinkenden Aufträgen verstärkt Daimler Trucks die Anstrengungen für Zukunftstechnologien. Der Vorstand der Nutzfahrzeugsparte kündigte in der Jahrespressekonferenz eine Initiative zum Aufbau von Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw an. Zudem sollen in den USA die Tests mit autonom fahrenden Lastwagen ausgeweitet werden.Der Schwerpunkt der Initiative liege auf Ladestationen, die auf den Betriebshöfen der Lkw-Kunden installiert würden, hieß es am Dienstag. Als weitere Hauptakteure würden die Betreiber von Stromnetzen zusammengebracht, Energieversorger und die Hersteller von Software und von Ladegeräten. Erste Arbeitstreffen fänden seit einiger Zeit statt. Regionale Schwerpunkte seien die USA und Europa, als nächster Markt folge Japan. “Das Depotladen auf den Betriebshöfen der Lkw-Kunden stellt aus unserer Sicht den ersten und wichtigsten Schritt für den Einstieg in die E-Mobilität dar”, sagte Gesa Reimelt, die Leiterin der Gruppe Elektromobilität in der Nutzfahrzeugsparte von Daimler. Dort zu laden biete in der Regel Kostenvorteile. Zudem sei dies an der Ab- oder Beladestelle möglich. Klarheit im nächsten JahrDie Tests mit autonom fahrenden Lkw will Daimler in den USA demnächst auf neue Routen ausweiten. Der Einsatz auf öffentlichen Fernstraßen (Highways) begann im vergangenen Jahr im Bundesstaat Virginia. Dort übernahm Daimler im Herbst 2019 Torc, einen Entwickler von Software für automatisiertes Fahren.Während der Tests sind ein speziell geschulter Fahrer und ein Entwicklungsingenieur an Bord. Vor einer Woche hatte Martin Daum, der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG, angekündigt, in einem Jahr werde er die Frage beantworten, wann Daimler in den USA einen autonom fahrenden Lkw auf den Markt bringen werde (vgl. BZ vom 12. Februar).Für das Geschäftsfeld Trucks & Buses erwartet Daimler in diesem Jahr eine bereinigte Umsatzrendite von 5 %. Schon 2019 sank sie auf 6,1 (i. V. 7,2) %. Im Lkw-Geschäft ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 2,5 (2,8) Mrd. Euro zurück. Der Absatz verringerte sich nach dem Rekordjahr 2018 um 6 % auf 488 500 Fahrzeuge. Nun rechnet Daimler Trucks damit, dass sich die in den vergangenen Jahren besonders hohe Nachfrage weiter normalisiert. Für die wichtigsten Regionen Nordamerika, Europa und Japan wird ein deutlicher Rückgang der Nachfrage vorhergesagt. “Es ist keine Superkrise, es ist eine normale Anpassungsbewegung”, sagte Daum. Das Management wisse genau, was zu tun sei, und habe die Fertigungskapazitäten vor allem in den USA und Europa angepasst. In Brasilien wird eine auf mäßigem Niveau stagnierende Nachfrage erwartet. Kosten sollen runter Um die “nicht zufriedenstellende Profitabilität” anzugehen, ist Daimler Trucks dabei, bis 2022 die Personalkosten um 300 Mill. Euro zu senken. Damit werde ein leichter Rückgang der Beschäftigung in der Produktion und der Verwaltung in Deutschland verbunden sein, kündigte Daum an. Das reiche vom Abbau von Überstunden und kürzeren Arbeitszeiten bis zu Angeboten für freiwilliges Ausscheiden. Hierzulande sind rund 30 000 der insgesamt 83 000 Mitarbeiter tätig.Die variablen Kosten, etwa für Material, sollen sich bis 2022 um 250 Mill. Euro verringern. “Wir wollen und werden unsere Kosten dauerhaft senken”, betonte Daum. “Deshalb haben wir unsere Effizienzmaßnahmen intensiviert.” Die Werke müssten modernisiert, Abläufe verbessert und Bürokratie zurückgefahren werden, sagte der Spartenchef. “Wir brauchen mehr Leute, die was tun, und weniger Leute, die was koordinieren.”