Joint Venture

Daimler und Volvo setzen auf Brennstoffzelle im Lkw

Die Serienproduktion soll im Jahr 2025 starten. Von der Politik erhoffen sich die Unternehmen Rückendeckung für den Antrieb mit Wasserstoff.

Daimler und Volvo setzen auf Brennstoffzelle im Lkw

jh München

Daimler Truck und Volvo wollen in ihrem Gemeinschaftsunternehmen Cellcentric eine der größten Serienproduktionen von Brennstoffzellensystemen in Europa aufbauen. Im nächsten Jahr soll die Entscheidung über den Standort bekannt gegeben werden. Der Produktionsstart ist für 2025 vorge­sehen.

Die zwei Lkw- und Bushersteller haben am Donnerstag ihr am 1. März gegründetes Joint Venture offiziell gestartet. Sie verstehen ihr Engagement als klares Bekenntnis zum Einsatz von wasserstoffbasierten Brennstoffzellen in Lkw für den Fernverkehr. Den Kunden solle das beste lokal CO2-neutrale Angebot gemacht werden, sagte Martin Daum, der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG: „Allein mit batterieelektrischen Lkw wird dies nicht möglich sein.“ Je schwerer die Ladung und je länger die Distanz, desto eher werde die Brennstoffzelle das Mittel der Wahl sein.

Der Zulieferer Bosch sieht dies ähnlich. Vor kurzem kündigte er ein Joint Venture mit dem chinesischen Nutzfahrzeughersteller Qingling Motors an (vgl. BZ vom 14. April). Dagegen zeigt sich das Management von Traton, der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen, davon überzeugt, dass sich batterieelektrische Antriebe im Lkw durchsetzen werden, gerade auf der Langstrecke (vgl. BZ vom 21. April). Diese Technik sei wesentlich effizienter. Für die Brennstoffzelle sieht das Unternehmen mit den Marken Scania und MAN nur in Nischen Chancen.

Die Vorstandsvorsitzenden von Daimler Truck und Volvo appellieren an die Regierungen auf der ganzen Welt, mit einem gemeinsamen Vorgehen der Brennstoffzellentechnik zum Erfolg zu verhelfen. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren müsse verstärkt werden, um die Technologie und Infrastruktur zu entwickeln, sagte Volvo-Chef Martin Lundstedt. Da CO2-neutrale Fahrzeuge erheblich teurer als Lkw mit konventionellem Antrieb seien, seien Anreize für CO2-neutrale Technologien notwendig und eine Besteuerung auf Basis von CO2– und Energiegehalt. Ein Emissionshandel sei eine weitere Option. Zudem fordern beide Unternehmen den Aufbau eines Netzes mit Hochleistungswasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge.

Vorserie in Esslingen

Cellcentric entwickelt, produziert und vermarktet Brennstoffzellensysteme – auch für andere Lkw-Hersteller und Anwendungen. Die Vorserienproduktion wird in einem neuen Werk in Esslingen bei Stuttgart vorbereitet. Mehr als 300 Beschäftigte seien für Cellcentric tätig, berichten die zwei Unternehmen. Für den Anteil von 50% an dem Joint Venture hat Volvo etwa 600 Mill. Euro an die Daimler Truck AG gezahlt, die die Brennstoffzellenaktivität des Daimler-Konzerns gebündelt und eingebracht hat.