Ryanair dreimal so viel wert wie LH

Ryanair erwartet mehr Passagiere

Die Iren erwarten dank früher Boeing-Lieferungen bis 2026 207 Millionen Fluggäste. Die Aktie erholt sich trotz anfänglicher Verluste, Umsatz und Gewinn steigen.

Ryanair erwartet mehr Passagiere

Europas größter Billigflieger Ryanair rechnet dank mehr neuer Jets von Boeing mit mehr Passagieren als zuletzt gedacht. Weil der kriselnde Hersteller früher liefert als erwartet, peilt Ryanair-Chef Michael O'Leary für das Geschäftsjahr bis Ende März 2026 nun 207 Millionen Fluggäste an. Das sind über drei Prozent mehr als im Vorjahr und eine Million mehr als bisher in Aussicht gestellt, wie das irische Unternehmen am Montag in Dublin mitteilte. Im Sommer verdiente Ryanair deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr wagte O'Leary trotzdem nicht.

Aktien steigen

An der Börse wurden die Neuigkeiten nach anfänglichen Kursverlusten positiv aufgenommen: War der Kurs der Ryanair-Aktie am Morgen noch um bis zu dreieinhalb Prozent gesunken, drehte er am späten Vormittag in die Gewinnzone. Um die Mittagszeit lag er mit zweieinhalb Prozent im Plus bei 26,90 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit rund 41 % gewonnen. Zugleich wird es über 80 % teurer gehandelt als Ende 2019 - kurz bevor die Corona-Pandemie die Luftfahrt in aller Welt fast zum Erliegen brachte.

Dreimal so viel wert wie LH

Inzwischen ist Ryanair an der Börse mehr als 28 Mrd. Euro wert und damit etwa dreimal so viel wie die Deutsche Lufthansa mit gut 9 Mrd. Die British-Airways-Mutter IAG kommt immerhin auf etwa 22 Mrd. Euro, der britische Billigflieger Easyjet auf umgerechnet rund 4 Mrd. Euro, und die französisch-niederländische Air France-KLM wird nur mit gut 3 Mrd. Euro bewertet.

In den vergangenen Jahren musste O'Leary seine Wachstumspläne allerdings mehrfach eindampfen. Grund dafür waren vor allem fehlende neue Flugzeuge. Denn Hauptlieferant Boeing steuerte nach Abstürzen und Zwischenfällen in eine immer tiefere Krise, und die Lieferung neuer Jets verspätete sich immer weiter.

Mehr Boeing-Maschinen

Jetzt rechnet das Management damit, die noch fehlenden sechs Maschinen aus einer Bestellung von 210 Boeing-Jets rechtzeitig vor kommendem Sommer zu erhalten. Dadurch soll die Zahl der Fluggäste im kommenden Geschäftsjahr auf 215 Millionen wachsen. Ab Frühjahr 2027 sollen dann die ersten Maschinen in der Langversion 737 Max 10 bei den Iren eintreffen. Bisher ist diese Variante des Jets aber noch nicht durch die Luftfahrtbehörde zugelassen und liegt ebenfalls Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück.

Der Ryanair-Konzern aus Dublin setzt außer bei seinem österreichischen Ableger Lauda auf eine reine Boeing-Flotte. Ende Oktober verfügte der Konzern insgesamt über gut 640 Flugzeuge und ist davon abhängig, dass Boeing ihn mit neuen Maschinen versorgt. Einzige Alternative ist der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus. Der Hersteller aus Europa ist jedoch bis ins neue Jahrzehnt hinein ausverkauft und kann die Lücke deshalb nicht füllen.

Unterdessen lief Ryanairs Geschäft in der wichtigen Hauptreisezeit im Sommer wieder deutlich besser als ein Jahr zuvor: Im zweiten Geschäftsquartal von Juli bis September zählte der mit 61,2 Millionen Fluggästen zwar nur zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte jedoch um acht Prozent auf knapp 5,5 Mrd. Euro zu. Der Überschuss sprang sogar um ein Fünftel auf gut 1,7 Mrd. Euro in die Höhe.

Die Ticketpreise hätten wieder das Niveau des Sommers 2023 erreicht, nachdem sie im vergangenen Sommerquartal um sieben Prozent gefallen waren, berichtete O'Leary. Im gesamten ersten Geschäftshalbjahr von April bis September verdiente der Konzern mehr als 2,5 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die Lufthansa dürfte nach Einschätzung von Experten im gesamten Jahr 2025 etwa 1,9 Mrd. Euro verdienen - und von dieser Summe gehen sogar noch Zinsen, Steuern und Sondereffekte ab.

O'Leary hielt es am Montag immer noch zu früh, ein belastbares Gewinnziel für Ryanair abzugeben. Das Ergebnis solle aber auf jeden Fall höher ausfallen als im vergangenen Geschäftsjahr. Analysten zeigten sich von Ticketpreisen, Betriebskosten und Gewinn im abgelaufenen Quartal positiv überrascht. Branchenexperte Axel Stasse von der US-Bank Morgan Stanley bemängelte jedoch, dass sich der Vorstand zu keiner genaueren Gewinnprognose für das Geschäftsjahr durchringen konnte.