Wiederverwendbares Raumschiff

Dassault und OHB kooperieren für Spaceshuttle

Der Bremer Raumfahrtkonzern arbeitet zusammen mit dem französischen Flugzeugbauer an Vortex, einem wiederverwendbaren Spaceshuttle. Wie es dazu kam, erkärt OHB-Chef Fuchs.

Dassault und OHB kooperieren für Spaceshuttle

OHB arbeitet mit Dassault an Spaceshuttle

Bremer Raumfahrtkonzern kooperiert mit französischem Flugzeugbauer - Prototyp könnte 2028 abheben

Während Dassault Aviation mit Airbus beim Kampfjetsystem-Projekt FCAS mit Airbus um die Führung ringt, ist der französische Konzern für Raumschiff-Projekt Vortex eine Partnerschaft mit dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB eingegangen. Von der Unternehmenskultur her seien sie ähnlich, erklärt OHB-Chef Fuchs.

wü Paris

OHB ist mit Dassault Aviation eine Partnerschaft für die Entwicklung eines wiederverwendbaren Spaceshuttles eingegangen. Der Bremer Raumfahrtkonzern bestätigte, mit dem französischen Flugzeugbauer zusammen an dem Projekt Vortex (Véhicule Orbital Réutilisable de Transport et d’Exploration) zu arbeiten. „Dassault-Chef Eric Trappier und ich haben die Partnerschaft während der Luftfahrtmesse in Le Bourget im Juni besprochen", sagte OHB-Chef und Eigner Marco Fuchs der Börsen-Zeitung.

Der für seine Rafale-Kampfjets und Falcon-Businessflugzeuge bekannte Konzern, der bereits in den 80er Jahren an Projekten für Raumfähren gearbeitet hatte, hatte die Vortex-Pläne erstmals während der Paris Air Show in Le Bourget vorgestellt. Er plant bereits für 2027 einen Demonstrator, einen Prototyp in verkleinertem Maßstab. Dieser könnte 2028 erstmals abheben. „Dassault ist der Flugzeugbauer, wir die Raumfahrtfirma", sagt Fuchs. "Wir bringen unsere Erfahrungen mit der Exoatmosphäre mit ein.“

ESA-Ministerratskonferenz muss entscheiden

Für das Vortex-Projekt hat sich Dassault die Unterstützung des französischen Verteidigungsministeriums gesichert. Mit der Europäischen Weltraumagentur ESA hat der Flugzeugbauer eine Absichtserklärung unterzeichnet, um mit ihr im Rahmen der Explore2040-Strategie engere Beziehungen im Hinblick auf die Konzeption eines Raumschiffs zu entwickeln. „Die ESA muss jetzt bei der Ministerratskonferenz in Bremen über eine weitere Ausschreibung für einen Raumtransporter zum Transport von Fracht entscheiden“, erklärt OHB-Chef Fuchs.

OHB habe in den letzten Jahren immer wieder mit Dassault über mögliche Kooperationen gesprochen, auch im Zusammenhang mit der Ausschreibung der ESA für den Low Earth Orbit (LEO) Frachttransport, berichtet Fuchs. Diese hatten das deutsch-französische Startup The Exploration Company und das französisch-italienische Gemeinschaftsunternehmen Thales Alenia Space mit Projekten für Versorgungskapseln für Raumstationen gewonnen. Sie erhalten für die erste Phase je 25 Mill. Euro. Die zweite Ausschreibung, an der sich Dassault und OHB mit Vortex beteiligen könnten, wird 2026 erwartet.

Ähnliche Unternehmenskultur

„Ein wiederverwendbares Space Ship, ist schon ein beeindruckendes Projekt", sagt OHB-Chef Fuchs. Von der Unternehmenskultur her seien sich beide Unternehmen ähnlich, sagte er im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Flugzeugbauer. „Dassault ist genau wie wir familiendominiert.“

Beide Konzerne dürften besser zusammenpassen als Dassault und Airbus, meinen Branchenkenner. Die Spannungen zwischen den beiden Konzernen beim deutsch-französisch-spanischen Kampfjetsystem-Projekt FCAS (Future Combat Air System) sorgen immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. OHB wollte das Thema nicht kommentieren. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte gerade an, bis Jahresende zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Entscheidung dazu treffen zu wollen.

Hoher Finanzierungsbedarf

Trotz der Schwierigkeiten beim Mehrnationen-Projekt FCAS hofft Dassault darauf, dass sich weitere Länder an Vortex beteiligen werden. „Wir werden das nicht alleine machen“, erklärte Dassault-Chef Eric Trappier Ende September bei einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss des französischen Senats. „Die Investitionsniveaus sind wirklich so, dass andere Länder bei künftigen Projekten mitmachen sollten." Welche das sein könnten, ließ Trappier offen. Doch er warnte bei der Anhörung auch davor, dass Europa von den USA und China beim Wettrennen ums All abgehängt werden könnten.

Die Finanzierung der ersten Phasen des Vortex-Projekts bis 2027 dürften nach Ansicht von Branchenkennern relativ unproblematisch sein, da dafür nur mehrere Dutzend Mill. Euro erforderlich sein dürften. Dagegen dürfte der Finanzierungsbedarf der Entwicklung einer operativen Konfiguration, wie Dassault sie mit Vortex für 2031 anstrebt, erheblich sein.

Kritik an Bromo

Um US-Konkurrenten wie Starlink besser die Stirn bieten zu können, planen Airbus, Thales und Leonardo nun unter dem Projektnamen Bromo ein Satellitenbündnis. OHB-Chef Fuchs ist jedoch skeptisch: "Wir glauben, dass institutionelle Kunden dadurch weniger Auswahl haben werden.“ Deshalb will er mit seiner Kritik auch nicht hinter dem Berg halten.